"Politik muss eingreifen"
Impfexperte spricht sich für 1G-Regel aus

- Experte Kollaritsch sieht die 1G-Regel angesichts der schleppenden Zahl der Geimpften als "kaum abwendbar".
- Foto: MG Telfs/Dietrich
- hochgeladen von Georg Larcher
Während sich die Zahl der Corona-Spitalspatienten in den vergangenen zwei Wochen verdoppelt haben, sinkt die Impfbereitschaft in Österreich weiter. Am wenigsten Vollimmunisierte verzeichnen die Bundesländer Oberösterreich, Salzburg und Kärnten. Hier ist nur die knapp die Hälfte vollimmunisiert. Infektiologe Herwig Kollaritsch vom Nationalen Impfgremium (NIG) befürwortet mittlerweile einen größeren Druck auf Impfskeptiker. Corona sei "so ansteckend wie Windpocken".
ÖSTERREICH. Die Impfungen schreiten voran, doch nach wie vor sind nicht alle Menschen bereit, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Bis zu 80.000 Menschen pro Woche haben sich Anfang Juli impfen lassen, jetzt sind es nur mehr etwa 20.000. Von denen haben nur 5.000 ihre Erstimpfung bekommen. Im EU-Vergleich fällt Österreich zurück. Vergleicht man Menschen, die bereits eine Impfung erhalten haben, liegt Österreich hinter Deutschland und Italien und weit hinter Frankreich und den skandinavischen Ländern.
In Österreich gebe es traditionell eine große Anzahl an Impfskeptikern, die sich vor allem auf Social Media organisieren und austauschen, erklärte Herwig Kollaritsch im Ö1-Radio. Dort komme man mit rationalen Argumenten nicht weiter.
Politik muss eingreifen
Obwohl Kollaritsch weiterhin Aufklärung und Beratung favorisiere, sieht der Experte deshalb einen Impfdruck wie die von der Regierung vorgeschlagene 1G-Regel als nicht mehr abwendbar. Der Spielraum, dass es ohne Eingreifen funktioniert, sei nicht mehr gegeben. Außerdem würde der "Saisonalitätsbonus fürs Übertragungsrisiko im Herbst" wegfallen. Die Delta-Variante sei dreimal so ansteckend wie die Wildvariante. Ähnlich stark ansteckend seien etwa die Windpocken. Auf Basis der AGE-Daten, wo Cluster entstehen, sollte man die 1G-Regel in den entsprechenden Orten einführen.
Das Argument vieler Impfskeptiker, wonach Testen besser sei als geimpft, da Geimpfte auch das Virus weitergeben können, lässt er nicht so gelten. Geimpfte würden im Infektionsgeschehen eine sehr geringe Rolle spielen. Das Ansteckungsrisiko sei im Falle immunisierter Personen nämlich geringer. Kollaritsch veranschaulicht: Bei zehn Ungeimpften, die negativ getestet sind und in der Gastro beisammensitzen, würde ein Infizierter ausreichen um wahrscheinlich alle anzustecken. Bei zehn Geimpften wären das maximal ein bis zwei der Anwesenden.
Ab wann die Auffrischungsimpfung Sinn macht
Allen Genesen empfiehlt der Experte einen Impfstich spätestens sechs Monate nach der Corona-Erkrankung, um viele Antikörper zu bilden. Besser eher früher angesichts der Delta-Variante. Beim Thema Auffrischungsimpfung spricht sich das Mitglied des NIG dafür aus, dass vulnerable Gruppen frühestens sechs Monate nach der Zweitimpfung sich wieder impfen lassen sollen. Jüngere brauchten aufgrund des höheren Antikörperlevels erst frühestens 9 Monate nach der Vollimmunisierung eine Auffrischung.
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