Darmgesundheitscoachin
"Wollte nicht für immer Medikamente schlucken"

Wir müssen wieder zurück zur Natur, sagt Darmgesundheitscoach Werner. | Foto: Bettina Werner
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  • Wir müssen wieder zurück zur Natur, sagt Darmgesundheitscoach Werner.
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Ein gesunder Darm spielt eine entscheidende Rolle in unserem Körper und beeinflusst maßgeblich unser Wohlbefinden. Erkrankungen im Verdauungstrakt und im Darmbereich gehören zu den häufigsten chronischen Erkrankungen des Menschen. Dennoch sind sie immer noch ein Tabu- und Vertrauensthema. Das weiß auch Darmgesundheitscoachin und Gesundheitsberaterin Bettina Werner aus Andau im Burgenland. Warum sie den erfolgreichen Bürojob an den Nagel hing und sich in einer Nischenbranche selbständig gemacht hat, erzählt sie im Meinbezirk-Interview.

ÖSTERREICH. In der Serie "Frauen in der Wirtschaft" holen die RegionalMedien Austria Frauen vor den Vorhang, die sich selbstständig gemacht haben und/oder ein Unternehmen leiten. Seit September gibt es in Andau eine Darmgesundheitscoachin und zertifizierte  Gesundheitsberaterin. Bettina Werner lässt uns teilhaben, wie ihre persönliche Gesundheit zu ihrem Berufswechsel geführt hat. 

Wie wird man eine Gesundheitsberaterin?
Ich hab die ganzheitliche Gesundheitsberaterin-Ausbildung nach Ruediger Dahlke eineinhalb Jahre absolviert. Aufgrund dieser Ausbildung bin ich auf den Darm und seine Wichtigkeit gestoßen. So bin ich von einer Ausbildung in die nächste gegangen.

Sie haben aber jahrelang in einer anderen Branche gearbeitet?
Mein Arbeitsweg war von vielen Hindernissen geprägt. Meine Eltern waren von meinem Berufswunsch als Sozialarbeiter gar nicht angetan. Mit 15 Jahren haben sie mich in einen Bus nach Wien gesteckt, damit ich in einer Personalabteilung einer Fabrik nach einem Job fragen soll. Nach 4 Monaten habe ich dann gekündigt und bin komplett nach Wien gezogen und habe einen Haushalt mit 2 Kindern geführt. Danach bewarb ich mich erfolgreich bei einer Werbeagentur. Später hatte ich eine Leitungsposition in der Reisebranche inne und dann wurde ich Büroleiter in einem gemeinnützigen Verein. Dort betreute und unterstützte ich Jugendliche auf ihrem Weg in die Arbeitswelt. Insgesamt habe ich 30 Jahre in Wien gearbeitet.

Was hat sie dann zu einem Berufswechsel bewogen?

Gesundheit war mir immer schon wichtig. Ich backe mein Brot selbst. Ich versuche weitgehend ohne Medikamente zu leben. Auslöser waren chronische Magenbeschwerden. Der behandelte Arzt sagt mir, ich muss ein Leben lang Medikamente nehmen, mit dem ich mich aber nicht zufriedengegeben habe. Ich wollte nicht ein Leben lang Medikamente schlucken. 

Sie haben dann ihre Ernährung umgestellt?
Meine Recherche führte mich zur Erkenntnis, dass unter anderem Stress Magenprobleme verursacht. Nach einer Ernährungsumstellung hatte ich dann keine chronische Gastritis mehr. Ich trinke keinen Kaffee mehr, sondern habe mir Tees zusammen mischen lassen. Auch auf Milch oder Gluten verzichte ich. Außerdem ist wichtig, auf regionale Lebensmittel zu setzen, um Zusatzstoffe zu vermeiden. Wir müssen wieder zurückkehren zum Ursprung. Und das war auch für mich beruflich gesehen so eine Art Leitfaden. In Deutschland gibt es ja Heilpraktiker, die in Österreich fehlen.

Schließlich habe ich dann mit 50 Jahren nach über 30 Arbeitsjahren beschlossen, der Arbeitswelt den Rücken zu kehren und mich nur mehr auf meine Gesundheitsausbildung konzentriert und hab dann auch den Darmgesundheitscoach dazu gemacht, weil die Gesundheit über den Darm läuft und meist dieses Organ vernachlässigt wird. Ich wollte auch nicht mehr pendeln und bin zurück zu meinen Wurzeln ins Burgenland gegangen. 

Werner sieht sich als Wegbegleiterin auch aufgrund ihrer persönlichen Erfahrung. „Ich schaue genau hin, höre zu und stelle Fragen, die in die Tiefe, sprich in den Darm gehen“. | Foto: Bettina Werner
  • Werner sieht sich als Wegbegleiterin auch aufgrund ihrer persönlichen Erfahrung. „Ich schaue genau hin, höre zu und stelle Fragen, die in die Tiefe, sprich in den Darm gehen“.
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Welchen Faktor spielt der Darm bei der Gesundheit?
Es spiegelt sich alles auch in der Verdauung wider: Durchfall, Blähungen, Verstopfung, Sodbrennen. Dort muss man ansetzen. Ich habe mich im weiteren Verlauf dann mit Energiemassagen auseinandergesetzt. Wir müssen wieder zurück zur Natur, mehr auf uns selbst schauen und Stress sowie Hektik vermeiden. Wir essen zu schnell, kauen und trinken schlecht.

Warum wird dem Darm so wenig Beachtung geschenkt?
Bis jetzt war es immer ein Tabuthema, was sich mittlerweile gebessert hat. Wer hat schon mit jemandem über seinen Stuhl gesprochen? Aber immer mehr Leute gehen darauf ein und entdecken dann möglicherweise eine chronische Entzündung.

Wie sieht ihr Arbeitsalltag aus?
Im Zuge der Pandemie ist es mittlerweile üblich bei den Erstgesprächen auf Online-Konferenztools oder das Telefon zurückzugreifen. Bei dem kostenlosen Erstgespräch informiere ich die Leute, um was es geht und dann gehen wir wirklich ins Detail und ich versuche, auf Grund der Ausbildung, gekoppelt mit der Gesundheitsberatung, auf den Hintergrund einzugehen. Wann die Krankheit ausgebrochen ist, was der Hintergrund war. Ich versuche eigentlich klar zu machen, dass es gut ist, dass sie sich bewegen, dass sie zur Ruhe kommen. Was man isst, was man zu sich nehmen kann. Es gibt auch die Möglichkeit, eine Stuhlanalyse zu machen, weil sie halt dann wirklich auch schwarz auf weiß sehen, welche Bakterien in unserem Darm sind. Man sollte immer auf eine Diversität der Bakterien achten, die heutzutage bei vielen Menschen fehlt.

Wie hat Ihr persönliches Umfeld auf ihre Selbständigkeit in dieser Branche reagiert?
Dieser Schritt wurde schon sehr belächelt, weil ich in etwas einsteige, was es in Österreich noch nicht gegeben hat. Anders als wenn man einen Friseurladen mit gewissen Stammkunden übernimmt. Die Leute sollen halt reden. Ich bin immer meiner Berufung gefolgt.

Mit welchen Schwierigkeiten waren sie konfrontiert?
Man fängt halt von null an, egal ob Mann oder Frau. Am Anfang war es schwer, auf mich aufmerksam zu machen. Ich versuchte es in den Arztpraxen und Apotheken, setzte auf viel Mundpropaganda und diverse Social Media-Plattformen

Welchen Rat geben Sie Frauen mit, die sich auch selbstständig machen wollen?
Ich habe trotz fehlender Unterstützung, beispielsweise meiner Eltern, immer meine Berufung gelebt und mich den Herausforderungen gestellt, weitere Ausbildungen absolviert. Man darf nicht den Fokus verlieren und wenn man den Glauben an sich nicht verliert, dann schafft man alles. Es gibt immer Auswege, die man nutzen kann. Am Ende des Tages werde ich immer sagen: Ich habe das Bestmögliche aus dem Tag rausgeholt.

Link:
Bettina Werner

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