Tag der Armut
1,5 Millionen Menschen in Österreich betroffen
Vor dem Internationalen Tag zur Beseitigung der Armut am Dienstag machen mehrere Organisationen darauf aufmerksam, dass in Österreich 1,55 Millionen Menschen, darunter 353.000 Kinder und Jugendliche, von Armut gefährdet sind.
ÖSTERREICH. Für die Johanniter sei das „ein erschreckend hoher Wert für eines der reichsten Länder Europas, mit dem sich die Politik nicht einfach abfinden darf“. Besorgniserregend ist zudem, dass die Anzahl der von Armut betroffenen Menschen in Österreich nicht abnimmt, sondern in den letzten fünf Jahren sogar gestiegen ist. Bucher sagt: „Das spüren wir auch in unserer täglichen Arbeit mit wohnungslosen Menschen. Die 390 Schlafplätze der Johanniter-Wohnungslosenhilfe in Wien könnten wir jeden Tag mehrfach belegen.“
Aus Sicht von SOS-Kinderdorf verdiene das österreichische Schulsystem in Punkto soziale Gerechtigkeit ein glattes „Nicht Genügend“. Denn Geld, Bildung und Herkunft der Eltern spielen eine entscheidende Rolle im Schulerfolg oder Misserfolg ihrer Kinder. Aktuelle Daten der Statistik Austria belegen diesen Zusammenhang deutlich. Trotzdem unternimmt die Politik bei weitem nicht genug, um die ungleichen Bildungschancen auszugleichen. Dies führt dazu, dass die Benachteiligung durch Armut weiter zementiert wird, betont Christian Moser, Geschäftsführer von SOS-Kinderdorf, anlässlich des Tags gegen Armut am 17. Oktober.
"Echte" Mindestsicherung
SPÖ-Volksanwaltschaftssprecher Rudolf Silvan weist darauf hin, dass Armut nicht nur wenige betrifft, sondern bedroht aufgrund der enormen Teuerung die sogenannte Mittelschicht immer mehr!“ Er befürwortet die Forderung von Volksanwalt Bernhard Achitz, der sich für die Einführung einer wirklichen Mindestsicherung anstelle der derzeitigen Sozialhilfe einsetzt.
Jede zweite Alleinerziehende armutsgefährdet
Die Österreichische Plattform für Alleinerziehende (ÖPA) macht derweil auf die nach wie vor hohe Gefährdung von Alleinerziehenden und ihren Kindern hinsichtlich Armut und Ausgrenzung aufmerksam. Mehr als 50 Prozent der Alleinerziehenden in Österreich sind von Armut und Ausgrenzung bedroht. Dies betrifft über 100.000 Kinder, die im täglichen Leben regelmäßig demütigenden Situationen ausgesetzt sind, so die ÖPA-Vorstandsvorsitzende Evelyne Martin laut einer Pressemitteilung. Sie kritisiert, dass es den politischen Entscheidungsträgern an Bereitschaft fehlt, von Experten vorgeschlagene Maßnahmen wie eine Unterhaltssicherung, gezielte soziale Transferleistungen oder tatsächlich kostenfreie institutionelle Kinderbetreuung umzusetzen. Zudem seien familienfreundliche Arbeitsbedingungen notwendig sowie eine Sensibilisierung des pädagogischen Personals für den Umgang mit armutsgefährdeten Kindern und Jugendlichen.
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