Petition
Dramatischer Appell für Erhalt der Spanischen Hofreitschule
Gefeuerte Oberbereiter, Nervenschnitte an Pferden, fehlendes Know-How, Misswirtschaft: Eine Petition zum Erhalt der Reitkunst an der Spanischen Reitschule in Österreich an Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig, Martin Winkler, Vorstandsvorsitzender der Spanischen Hofreitschule, sowie das UNESCO Weltkulturerbe Österreich bewegt derzeit die Gemüter. Die Aktion hat bereits über 12.000 Unterschriften gesammelt und steuert damit auf einen Rekord zu.
ÖSTERREICH. "Das UNESCO Weltkulturerbe geht uns alle an, nicht nur Reiter. Deshalb bitte ich alle, die schon unterzeichnet haben und damit ein Zeichen gesetzt haben, bitte teilt es weiter auch bei Nichtreitern", so der dramatische Appell des Initiators einer Petition zum Erhalt der Spanischen Hofreitschule, Alfons Dietz.
Der gebürtige Wiener war acht Jahre selbst Teil des reitenden Personals an der Hofreitschule. Die jüngsten Missstände haben ihn nun dazu veranlasst, eine Petition mit dem Titel „Stopp der Zerstörung des Weltkulturerbes Spanische Hofreitschule“ ins Leben zu rufen. Der erfahrene Ausbildner sieht den Bestand der Hohen Schule der klassischen Reitkunst in Gefahr.
Nächster Oberbereiter gekündigt
Der ehemalige Oberbereiter Andreas Hausberger, der laut Diaz durch Intrigen aus der Reitschule "hinausgeekelt" worden sei, hatte kürzlich in einem Schreiben an den neuen Geschäftsführer der Reitschule, Alfred Hudler, massive Missstände in der Spanischen Hofreitschule angeprangert, die nicht erst seit Hudlers Ägide bestehen würden, seit dessen Amtsantrtitt aber auch nicht in Angriff genommen worden seien, so der Vorwurf.
Mit dem Rausschmiss des dienstältesten Oberbereiters – schon vor einigen Jahren war ein anderer Oberbereiter, Klaus Krzisch, von der damaligen Geschäftsführerin Elisabeth Gürtler gefeuert worden – befürchten viele nun den endgültigen Niedergang der Reitkultur in der Spanischen Hofreitschule.
Auf der Petitionsseite heißt es: "Seit nunmehr 15 Jahren fällt die Qualität der Reitkunst in der Spanischen Hofreitschule ins Bodenlose. Lasst uns dieses einmalige Kultur und UNESCO Weltkulturerbe erhalten. Es ist die letzte Möglichkeit, den Auftrag der Spanischen Hofreitschule - Erhaltung und Förderung der klassischen Reitkunst - zu retten. Wenn wir nicht sofort handeln ist dieses Kulturgut unwiederbringlich verloren."
Fehlende Kompetenzen
Wovor sich die Unterzeichner fürchten: Mit dem Rausschmiss von Oberbereitern würde ein fast 250 Jahre altes Wissen verloren gehen. Es gebe niemanden mehr an der Spanischen, der noch über dieses alte Wissen verfüge. In einem Interview mit der "PferdeRevue" sagte Diaz, dass die beiden verbliebenen Oberbereiter von der letzten Geschäftsführerin Sonja Klima in dieses Amt gehoben seien, ohne die entsprechenden Kriterien dafür zu erfüllen. Um zum Oberbereiter ernannt werden zu können, müsse man mehrere Pferde nicht nur bis zur Hohen Schule, sondern auch in den Schulen über der Erde ausgebildet haben. Man müsse sich "besonders verdient gemacht haben um die Klassische Reitkunst" – dazu gebe es klar definierte Richtlinien.
Die Forderungen der Petition
Die Petition hat nun bereits 12.200 Unterschriften. Diaz wünscht sich 15.000 Unterzeichner, denn damit "würden wir zu den am meisten unterzeichneten Petitionen gehören", so Diaz, der folgende Forderungen stellt:
- Leitung der Schule in die Hände eines Fachmannes/Frau mit tiefer Verwurzelung in der klassischen Reitkunst
- Weg vom Ressort der Landwirtschaft, hin zum Kulturressort (damit erhofft man sich mehr finanzielle Zuschüsse, Anm.)
- Reintegration des alten Wissens durch Reaktivierung von Oberbereitern in Ruhe, also ehemaligen Oberbereitern.
Nervenschnitte an Pferden und Überbelastung angeprangert
Diaz sieht aber weitere Missstände in der Reitschule, zu denen es früher, als noch die kompetenten Mitarbeiter bzw. Vorstände im Amt waren, so nie gegeben hätte. Er spricht etwa davon, dass vier Pferde einen Nervenschnitt bekommen hätten, und die Pferde einfach weiter geritten worden seien, ohne dass jemand dagegen Einspruch erhoben hätte. Auch die Verdoppelung der Vorführungen von 40 bis 50 auf 100 Vorführungen im Jahr, Tendenz steigend, ist dem ehemaligen Mitarbeiter der Hohen Schule ein Dorn im Auge. Denn eine so hohe Frequenz würde den Tieren wegen der hohen Belastung massiv schaden, aber auch der Qualität der Reitkunst.
Rechnungshof: Zentrale Empfehlungen
Bereits 2021 hatte der Rechnungshof eine Liste an Mängeln und Empfehlungen für die neue Geschäftsführung der "Spanischen" erarbeitet, etwa, dass das Landwirtschaftsministerium die jährlichen finanziellen Zuschüsse an die Hofreitschule und an Piber in Form einer Förderung auf Basis der Unternehmenskonzepte durch eine mehrjährige Basisabgeltung ersetzen sollte, so wie bei Museen und Bundestheater.
Das Ministerium sollte zudem auf Basis einer Produktivitätsanalyse und eines Maßnahmenkatalogs mit der "Spanischen" eine verbindliche mehrjährige Leistungsvereinbarung zur effizienten Leistungserbringung und Finanzierung abschließen, und ein Controlling darüber gewährleisten. Empfohlen worden war auch eine umfassende Prozess– und Kostenanalyse aller Standorte.
Totschnig: "Hohes Interesse" an guter Führung
Gefragt danach, ob diese Empfehlungen umgesetzt wurden oder man die Reitschule langsam sterben lassen will, meinte der für die Reitschule verantwortliche Minister Totschnig gegenüber den RegionalMedien Austria: "Nein, um Gottes willen, das wollen wir natürlich nicht!" Die Spanische Hofreitschule sei ein Kulturgut, sie gehöre zu Österreichischen Identität. Wir sind wahnsinnig stolz auf diese Institution, sie zähle zum UNESCO-Kulturerbe. Die klassische Reitkunst und das Wissen, das hier gesammelt wird, "ist uns ein Herzensanliegen".
Hier geht es zur Petition
Bundesgesetz Spanische Hofreitschule
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