Familienbericht
Experte sieht Unternehmen bei Väterbeteiligung gefordert

Frauen- und Neo-Familienministerin Susanne Raab (ÖVP): "Die zahlreichen Unterstützungsmaßnahmen für Familien in der aktuellen Corona-Krise zeigen, dass die Regierung Familien sehr ernst nimmt." | Foto: bka/Christopher Dunker
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  • Frauen- und Neo-Familienministerin Susanne Raab (ÖVP): "Die zahlreichen Unterstützungsmaßnahmen für Familien in der aktuellen Corona-Krise zeigen, dass die Regierung Familien sehr ernst nimmt."
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Am Mittwoch präsentierte Familienministerin Susanne Raab (ÖVP) gemeinsam mit Wolfgang Mazal, Leiter des Österreichischen Instituts für Familienforschung, den Familienbericht 2021, eine umfassende Bestandsaufnahme der Situation von Familien, die alle zehn Jahre publiziert wird und heuer zum sechsten Mal erstellt wurde. Fazit: Österreich liegt bei den Sozialleistungen für Familien EU-weit unter den Top 3 Ländern.

ÖSTERREICH. "Der Familienbericht kommt zu einer schwierigen Zeit für uns alle." Das sagte Familienministerin Susanne Raab einleitend bei der Präsentation des neuen Berichts. Darum sei der Familienhärtefallfonds bis Juni verlängert worden. 130 Millionen Euro seien bis dato an knapp 100.000 AntragstellerInnen ausbezahlt worden. Ende Juni würden die Maßnahmen evaluiert.
Der aktuelle Familienbericht bildet die Entwicklungen von 2009 bis 2019 ab, speziell die Situation in der Corona-Krise wurde bedacht. Hier hat die Regierung mehrere Maßnahmen für Familien umgesetzt, um sie zu unterstützen.

Familienleistungen werden in Österreich von Bund, Ländern und Gemeinden erbracht, sodass Familien neben den staatlichen Leistungen abhängig von ihrem Wohnsitz auch zusätzliche Geld- und Sachleistungen der Bundesländer und Gemeinden erhalten bzw. beantragen können.  Die Unterstützung von Familien wird heute sowohl durch finanzielle Leistungen als auch die Bereitstellung von Sachleistungen umgesetzt. Zusätzlich geht es um die Schaffung relevanter rechtlicher und gesellschaftlicher Rahmenbedingungen, und in den letzten Jahren wurden auch die steuerlichen Förderungen im Familienbereich in Österreich mehr ausgebaut. 

Familien in Corona-Krise

Familienhärtefonds
▪ 200 Millionen Euro stehen für Familien zur Verfügung.
▪ Die Auszahlungen aus dem Fonds wurden bis Ende Juni 2021 verlängert.
▪ Derzeitiger Stand: Beinahe 130 Millionen Euro wurden aus dem Fonds an 97.000 Antragsteller ausbezahlt.

Weitere Unterstützungsmaßnahmen für Familien in der Corona-Krise:

  • Sonder-Familienbeihilfe im Umfang von über 100 Millionen Euro
  • Familienkrisenfonds
  • Kinderbonus in Höhe von 360 Euro pro Kind
  • Sonderbetreuungszeit
  • Unterhaltsvorschuss

Kernaufgaben der österreichischen Familienpolitik

Den Kernaufgaben der Familienpolitik in Österreich entsprechen Leistungen wie die Familienbeihilfe und das Kinderbetreuungsgeld. Dies schlägt sich auch finanziell nieder, denn diese beiden zentralen Leistungen machen rund zwei Drittel des Familienlastenausgleichsfonds-(FLAF)-Budgets aus. Weitere Kernaufgaben sind Schulbücher, Freifahrten, steuerliche Vergünstigungen für Familien (Absetzbarkeit von Kinderbetreuungskosten, außergewöhnliche Belastungen, Alleinverdiener/Alleinerzieher), der Familienhärteausgleich, die Familienberatungsstellen und weitere familienpolitische Maßnahmen. Wichtige Leistungsschwerpunkte im Berichtszeitraum waren weiter der Ausbau der Kinderbetreuung, das verpflichtende letzte Kindergartenjahr sowie die Kinderbildung und -betreuung.  

Im Mittelpunkt der österreichischen Familienpolitik stehen folgende Dimensionen von Wohlbefinden:

  • Gesundheit und Sicherheit
  • materielle Absicherung/materielles Wohlbefinden 
  • Bildung
  • Beziehungen zu Gleichaltrigen, dem sozialen Umfeld und zur Familie
  • Verhalten und Risken 
  • familienpolitische Entwicklungen und Erwerbstätigkeit 
  • sowie das subjektive Wohlbefinden aller Familienmitglieder  

Männer wollen sich stärker beteiligen

Was die Väterbeteiligung in der Familie betrifft, so zeigt der Bericht, dass Männer eine verstärkte Verantwortung spüren, sich in der Familie zu beteiligen. Das sei auch eine Frage der Bewusstseinsbildung, erklärte Raab. Mazal ergänzte, aus politischer und arbeitsrechtlicher Sicht habe man bei der Väterbeteiligung das "Ende der Fahnenstange" erreicht, was Anreize betrifft. Nun seien die Unternehmen gefordert, dies auch in ihrer Unternehmenskultur zu etablieren.

Mazal: "Geld kostet!"

Mazal erläutert seine Haltung gegenüber den Regionalmedien Austria (RMA): "Die Politik hat schon sehr viel gemacht, etwa die Verdoppelung des Kinderbetreuungsgeldes, Familienbonus Plus, Anrechnung von Kinderbetreuungszeiten für die Pension, Freistellungsansprüche im Arbeitsrecht, Kündigungsschutz,... Was soll die Politik noch alles leisten? Geld kostet! Und dann heißt es, bitte keine Steuern erhöhen." Wolle allerdings ein Mann in Karenz gehen, komme das Unternehmen ihm oft nicht entgegen. Daher sei die Wirtschaft gefordert, nicht die Politik. Mazal hält auch nichts davon, dass der Staat die Gesellschaft umerzieht bzw. Menschen über Gesetze zwingt, sondern ist eher für das Modell von Anreizen.

Familienfreundlichkeit kommt Unternehmen zugute!

Auf die Frage, was Unternehmen machen sollten, um Väterbeteiligung zu fördern, nennt Mazal familienfreundliche Arbeitsbedingungen, die gleichzeitig zu betriebswirtschaftlichen Assets führen, wie etwa mehr Bewerbungen, weniger offene Stellen, niedrige Krankenstandsquoten, mehr Zufriedenheit. Es gebe klare empirische Erfahrungen von Unternehmen, die bereits familienfreundliche Arbeitsbedingungen zertifiziert anbieten.

Der Ausbau der Kinderbetreuung sei zwar schon recht weit, die Ausbildung für Kinderbetreuung sei in Österreich jedoch noch nicht optimal, so Mazal weiter. Auf die Anmerkung, dass es in manchen Regionen noch immer keine flächendeckende Kinderbetreuung gebe, verweist Mazal auf bestehende best practice-Beispielen von Einrichtungen mit flexibler Kinderbetreuung, die durch Unternehmen finanziell unterstützt werden, da ein starres System oft nicht zielführend sei, etwa, wenn es in einem Jahr zu wenig Kinder gebe. Mazal: "Idealerweise bleiben die Kinder jedoch im Wohnumfeld, wo Nachbarn oder Eltern mithelfen, anstatt die Kinder in Betriebskindergärten zu geben."

Wolfgang Mazal, Leiter des Österreichischen Instituts für Familienforschung: "Aus politischer und arbeitsrechtlicher Sicht haben wir bei der Väterbeteiligung das "Ende der Fahnenstange" erreicht, was Anreize betrifft." | Foto: Kath. Familienverband
  • Wolfgang Mazal, Leiter des Österreichischen Instituts für Familienforschung: "Aus politischer und arbeitsrechtlicher Sicht haben wir bei der Väterbeteiligung das "Ende der Fahnenstange" erreicht, was Anreize betrifft."
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In den letzten zehn Jahren ortet Ministerin Raab vier Meilensteine für die Familienpolitik:

Meilenstein 1: Österreich im Spitzenfeld der finanziellen Familienleistungen

• Österreich liege bei den finanziellen Familienleistungen unter den Top drei Ländern in der EU
• Vor Österreich liegen nur Luxemburg und Estland
• Im Speziellen wird das österreichische Kinderbetreuungsgeld im europäischen Vergleich von der Ministerin als besonders großzügig gesehen 
• Die wichtigsten Familienleistungen werden aus Familienlastenausgleichsfonds (FLAF) bezahlt
• Der FLAF ist der Unterstützungsfonds für Familien in Österreich
• Der FLAF machte 2019 rund zehn Prozent vom Gesamtbudget des Bundes aus
• Von insgesamt rund sieben Milliarden Euro FLAF werden rund 3,5 Milliarden Euro für Familienbeihilfe und rund 1,2 Milliarden Euro für Kinderbetreuungsgeld ausgegeben.

Meilenstein 2: Stufenweise Erhöhung der Familienbeihilfe

• Aktuell beziehen rund 1,1 Millionen Anspruchsberechtigte für rund 1,8 Millionen Kinder die Familienbeihilfe
• Insgesamt wurde von 2009 bis Ende 2019 rund 37 Milliarden Euro an Familienbeihilfe ausbezahlt, jährlich werden rund 3,5 Milliarden Euro ausgegeben.
• 2014 wurde die Familienbeihilfe novelliert und eine stufenweise Erhöhung beschlossen
• Von 2014 bis 2018 sind rund 830 Millionen Euro zusätzlich zu bisherigen Mitteln aus dem FLAF bereitgestellt worden.

Meilenstein 3: Einführung des Familienbonus Plus

• Der Familienbonus Plus wurde 2019 eingeführt und ist ein Absetzbetrag, bei dem die Steuerlast von steuerpflichtigen Eltern pro Kind bis 18 Jahre um bis zu 1.500 Euro jährlich bzw. für volljährige Kinder in Ausbildung um 500 Euro jährlich reduziert wird
• Laut Finanzministerium kommt der Familienbonus Plus 950.000 Familien mit rund 1,6 Mio. Kindern zugute.

Meilenstein 4: Deutlicher Ausbau der Kinderbetreuung

• Der Ausbau der Kinderbetreuung wird als ein wichtiger Schlüssel für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gesehen.
• Insgesamt sind zwischen 2008 (Zeitpunkt der Einführung der Leistung) und 2018 442,5 Mio. Euro an Bundesmitteln geflossen
• Seit Beginn der Offensive im Jahr 2008 hat sich die Zahl der betreuten unter 3-Jährigen mehr als verdoppelt
• Bei den 3- bis 6-Jährigen wurde das Barcelona-Ziel, das eine Betreuungsquote von 90 Prozent definiert, bereits übertroffen
• Insgesamt wurden 82.877 Plätze in elementaren Bildungseinrichtungen geschaffen, 45.478 davon für unter-3-jährige Kinder
• Von 2009 bis 2019 wurden 76.097 zusätzliche Plätze in elementaren Bildungseinrichtungen geschaffen, 43.319 davon für unter 3-Jährigen.

Raab zu dem Bericht:

„Der Familienbericht 2021 ist ein wichtiger Radar für die Familienpolitik und Forschung und zeigt, dass die Bedeutung von Familien gestiegen ist. Ich bin stolz, dass Österreich in der letzten Dekade so viel für Familien erreicht hat: von der Ausweitung der Familienleistungen über die stufenweise Erhöhung der Familienbeihilfe, der Einführung des Familienbonus plus bis hin zum Ausbau der Kinderbetreuung. Auch die zahlreichen Unterstützungsmaßnahmen für Familien in der aktuellen Corona-Krise zeigen, dass die Regierung Familien sehr ernst nimmt.“

Ist die Politik punkto Väterbeteiligung gefordert?

Hier geht es zum Bericht

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