Elfter Femizid
Frauenring: "Regierung macht reine Ankündigungspolitik"

"Alle zwei Wochen wird Frau in Österreich von Ex ermordet, doch die Regierung betreibt reine Ankündigungspolitik", kritisiert die Vorsitzendes des Österreichischen Frauenrings Klaudia Frieben.  | Foto: Pixabay
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Nach dem erschütternden Doppelmord an zwei Frauen in Salzburg, es waren Mutter und Tochter die vom Ex-Lebensgefährten in ihrem eigenen Zuhause erschossen wurden, klagt Klaudia Frieben als Vorsitzende des Frauenrings die Bundesregierung an: „Wir sind fassungslos, dass die Regierung die Dramatik nicht erkennt“. Erst am Montag hatte die Regierung im Rahmen eines Sicherheitsgipfels Maßnahmen versprochen. Diese sollten bei einem runden Tisch nächste Woche diskutiert werden: „Dafür wurden nur 1,5 Stunden angesetzt“, kritisiert Frieben. Auch seien keine Frauenorganisationen geladen. Frieben: „Was muss eigentlich noch passieren, damit endlich ernsthaft, seriös und nachhaltig gehandelt wird? Elf tote Frauen klagen mittlerweile an!“

ÖSTERREICH. Vergangene Woche der neunte Femizid in diesem Jahr, eine zweifache Mutter aus Wien-Brigittenau wird von ihrem Ex brutal mit einem Kopfschuss getötet, gestern Nacht die nächsten Bluttaten: Mutter (76) und Tochter (50) werden vom Ex-Lebensgefährten (51) in ihrem Haus erschossen, es sind der zehnte und der elfte Femizid in diesem jähr in Österreich. Am Montag noch hatte die Regierung versprochen, nächste Woche Maßnahmen im Rahmen eines „runden Tisches“ zu besprechen. Viel zu wenig, wenn es nach Frieben geht: „Wir sind erschüttert und betroffen über den Doppelmord an zwei Frauen in Salzburg. Gleichzeitig sind wir fassungslos, dass die Regierung die Dramatik nicht erkennt, sonst würde sie nächste Woche nicht zu einem Runden Tisch einladen, der nur für 1,5 Stunden angesetzt ist“, kritisiert Frieben. „Was muss eigentlich noch passieren, damit endlich ernsthaft, seriös und nachhaltig gehandelt wird? Elf tote Frauen klagen mittlerweile an!“

"Österreich hat ein Riesenproblem"

Auch SPÖ-Frauenvorsitzende Gabriele Heinisch-Hosek Heinisch Hose spricht Tacheles: „Wieder erschüttern zwei Frauenmorde unser Land. Die Regierung muss endlich handeln und darf keine weitere wertvolle Zeit verlieren.“ Denn es seien sowohl die Motive der Täter wie auch die notwendigen Maßnahmen längst bekannt.

Alle zwei Wochen wird Frau in Österreich von Ex ermordet

"Soweit sind wir also schon", posten die SPÖ-Bundesfrauen: "Alle zwei Wochen wird in Österreich eine Frau von ihrem (Ex)-Partner ermordet." Man fordere, dass eine Hochrisikofallkonferenzen sofort und nicht irgendwann in ganz Österreich umgesetzt werde, weiters die Schaffung eines ständigen Krisenstabes von im Gewaltschutz tätigen Organisationen. Heinisch-Hosek warnt: „Das alles muss jetzt rasch geschehen. Jeder weitere Tag, den die Regierung verliert, ist gefährlich.“

Nirgendwo in Europa passieren so viele Frauenmorde wie in Österreich

Auch NEOS-Frauensprecherin Henrike Brandstötter spricht aus, was längst offensichtlich in: In keinem anderen Land in Europa gibt es soviel Femizide wie in Österreich: „Österreich hat ein Riesenproblem. Nirgendwo sonst in Europa passieren so viele Frauenmorde wie bei uns. Es ist eine Schande, es macht einfach unfassbar wütend. Betroffenheit hilft den Opfern aber nicht weiter. Wir müssen JETZT handeln. Frauen haben es satt, Angst zu haben, sei es nun in der Partnerschaft oder am Heimweg in der Nacht. Sie wollen nicht mehr das Opfer sein, das sich Hilfe suchen muss. Wir haben eindeutig ein Problem mit Männergewalt und das müssen wir auch klar als solches identifizieren und benennen. Genau hier müssen wir ansetzen. Wir müssen das Problem an der Wurzel packen, BEVOR etwas passiert.“

"Gewalt an Frauen hat keinen Platz in unserer Gesellschaft"

Die Bundesregierung zeigt sich ebenso tief betroffen. Allen voran Bundeskanzler Kurz: „Der Mord an zwei weiteren Frauen in Salzburg erschüttert mich zutiefst und mein Mitgefühlt gilt den Hinterbliebenen. Ich sage ganz klar: Jede Frau muss in Österreich sicher leben können. Gewalt an Frauen hat keinen Platz in unserer Gesellschaft. Gewalt an Frauen ist abscheulich und es muss dagegen mit voller Härte des Gesetzes weiter vorgegangen werden. Die Bundesregierung hat hier Maßnahmen zur Verhinderung solcher Verbrechen ergriffen und wir werden auch weiterhin alles tun, um Frauen zu schützen.“

Kampf gegen Gewalt in der Privatsphäre

Innenminister Karl Nehammer (ÖVP): „Die brutalen und grausamen Morde zeigen einmal mehr, wie wichtig unser gemeinsamer Kampf gegen Gewalt in der Privatsphäre ist. Ich sehe es als unser aller Aufgabe als Gesellschaft sowie Politik und Opferschutzeinrichtungen, gemeinsam mit Polizei und Justiz alles zu tun, um diese abscheulichen Taten zu verhindern. Wir haben dazu beim Sicherheitsgipfel wesentliche Maßnahmen besprochen und für kommende Woche einen Runden Tisch im Kanzleramt einberufen.“

"Frauen in Österreich müssen sicher sein"

Frauenministerin Susanne Raab: „Der neuerliche Mord an 2 Frauen in Salzburg macht mich zutiefst betroffen. Die Hintergründe der Tat werden derzeit von der Polizei erhoben. Fest steht aber jetzt schon, dass wir alles in unserer Macht stehende tun müssen & werden, um Frauen & ihre Familien vor Gewalt zu schützen. Frauen in Österreich müssen sicher sein! Wir haben beim Sicherheitsgipfel mit Innenminister und Justizministerin am Montag eine Reihe an wichtigen Maßnahmen vereinbart, die den Opferschutz in Österreich weiter verbessern und stärken werden. Diese müssen jetzt rasch kommen.“

"Reine Ankündigungspolitik"

Für Frieben ist das alles eine reine Showpolitik: "Nur eine Ankündigungspolitik der Regierung und Pseudomaßnahmen helfen diesen toten Frauen nicht mehr. Hier müssen jedoch sofort alle Alarmglocken läuten und oberste Priorität haben, so der Vorwurf an die Regierung: „Wir fordern, dass alle Einrichtungen, inklusive der Beratungsstellen, eingebunden werden. Zahlreiche Mitgliedsorganisationen des Österreichischen Frauenrings sowie der Frauenring selbst wurden dazu nicht eingeladen“, kritisiert Frieben, „unsere Forderungen liegen aber auf dem Tisch."Und sie schließt:  "Machen Sie endlich ernsthafte Politik für Frauen.“

Salzburg verliert ein Drittel der geschützten Frauenhausplätze

In Salzburg verlieren mit Ende Juni alle Mitarbeiter in den Frauenhäusern ihre Arbeit. Grund dafür: Das Land hat in einer Ausschreibung einen neuen, privaten Betreiber für Salzburgs Frauenhäuser gefunden, dieser spart ein Drittel der Plätze ein. „Das ist vollkommen unverantwortlich – erst recht in dieser Krisenzeit. Gewaltbetroffene Frauen und deren Kinder sind kein Spielball der Politik“, so Maria Rösslhumer vom Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser: "Das Bundesland Salzburg verliert durch die Schließung des Halleiner Frauenhauses 8 sichere und geschützte Frauenhausplätze und 12 Kinderplätze – das ist ein Drittel der Frauenhausplätze – und eine bewährte und in der Region bekannte Anlaufstelle für gewaltbetroffene Frauen und deren Kinder.“ Das einzige Bundesland, in dem die Standards des IIstanbul-Konvention eingehalten werden, ist Wien. In allen anderen Budensländern werden die Standards der Istanbul-Konvention was Frauenhäuser und Gewaltschutz betrifft nicht eingehalten.

Hier finden Opfer von Gewalt Hilfe

Frauen, die Gewalt erleben, finden Hilfe und Informationen bei der Frauenhelpline unter:

  • 0800/222 555 (kostenlos und rund um die Uhr)
www.frauenhelpline.at
  • beim Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) unter www.aoef.at
  • Bei der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie: www.interventionsstelle-wien.at
  • Betroffene von Gewalttaten und Verbrechen können sich an die Opferschutzorganisation Weißer Ring wenden unter der Tel.: 0800/112-112, www.opfernotruf.at
  • Droht akute Gewalt, Polizeinotruf unter 133 oder 112. Gehörlose und Hörbehinderte können per SMS an 0800/133 133 Hilfe rufen.
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