Corona-Mutation in Tirol
Kritik: "Grenzschließung dämmt Virus nicht ein"
Seit Sonntag gilt aus Tirol ein Einreiseverbot nach Deutschland. Ausgenommen sind jene, die in „systemreleventen“ Bereichen tätig sind. Sie müssen dafür in den kommenden Tagen ihren Arbeitsvertrag an der Grenze vorzeigen. Die Bundesregierung kritisiert die verschärften Einreiseregeln an den deutschen Grenzen zu Tirol scharf. Noch am Sonntag sollen sich sowohl der deutsche als auch der italienische Botschafter zu einem Gespräch im Außenministerium eintreffen.
ÖSTERREICH. Zum Schutz vor den ansteckenderen Varianten des Coronavirus dürfen seit Sonntag aus Tirol nur noch Deutsche sowie Ausländer mit Wohnsitz und Aufenthaltserlaubnis in Deutschland einreisen. Ausnahmen gab es bisher nur für Ärzte, Kranken- und Altenpfleger sowie für Lastwagenfahrer und landwirtschaftliche Saisonkräfte.
"Absolut inakzeptabel"
Deutliche Worte findet dafür Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP). Die derzeitige Situation sei „absolut inakzeptabel". Zudem sei derzeit „entgegen anderslautender Aussagen das Durchfahren ohne Stopp über das kleine und große deutsche Eck“ nicht möglich. Jemand, der von Tirol nach Salzburg oder Wien reisen will, müsse nun „großräumig“ ausweichen. „Eine solche Vorgangsweise ist weder verhältnismäßig noch sinnvoll“, zeigte sich Platter verärgert. Er fordert eine generelle Ausnahme für alle Tiroler Pendler.
Tirols Landeshauptmann postet auf Facebook:
"Seit Wochen lässt Bayerns Ministerpräsident Markus Söder keine Gelegenheit aus, um Attacken gegen Tirol zu reiten. Diese ständigen abschätzigen Bemerkungen sind letztklassig und eines Ministerpräsidenten nicht würdig. So geht man mit Nachbarn nicht um."
Folgen für Frachtverkehr
Tirol kündigte seinerseits Schritte an und will Transit-Lkw am Brenner kontrollieren und vorsorglich dosieren. „Wir lassen es nicht zu, dass Tirol der Parkplatz Europas wird. Aus diesem Grund wird in Abstimmung mit dem Bund eine Verordnung erlassen, die uns Kontrollen bereits am Brenner ermöglicht“, erklärten Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) und Verkehrslandesrätin Ingrid Felipe (Grüne).
Grenzschließungen dämmen Virus nicht ein
Auch die EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides (64) spricht klare Worte: „Durch Grenzschließungen werden wir das Virus nicht eindämmen.“ Innenminister Karl Nehammer (ÖVP): „Die de facto Sperre des großen und kleinen deutschen Ecks für Österreicherinnen und Österreicher ist absolut inakzeptabel. Diese Maßnahme von Bayern ist unausgegoren und löst nur Chaos aus." Und weiter: „Mit dem Finger auf das Bundesland Tirol zu zeigen, ist vielmehr eine Provokation, als eine geeignete Maßnahme zur Eindämmung der Pandemie und ihrer Auswirkungen“, kritisierte Nehammer.
Gipfel Sonntagabend
Noch am Sonntag sollen sich sowohl der deutsche als auch der italienische Botschafter zu einem Gespräch im Außenministerium eintreffen. Außenminister Alexander Schallenberg warnte vor „überüberschießenden Schritten, die mehr schaden als nützen. Das habe ich heute auch meinen deutschen und italienischen Amtskollegen Heiko Maas und Luigi Di Maio mitgeteilt“, so Schallenberg.
Ab Montag Skifahren nur mit negativem Corona-Test
Die Ausbreitung des Coronavirus und seiner Mutationen verhindern is st das oberste Ziel des Landes Tirol. Um dies zu erreichen, wurde bereits vergangene Woche ein umfassendes Maßnahmenpaket des Landes vorgelegt. Daher müssen ab Montag alle bei Benützung der Skipisten während der Betriebszeiten einen negativen Covid-Test vorweisen. Kinder unter 10 Jahre sind von Verordnung ausgenommen, teilte das Land Tirol in einer Aussendung Sonntagabend mit.
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