Staatssekretärin Andrea Mayer
Kultur-Maßnahmen für 10-14-Jährige geplant

Andrea Mayer: Es ist uns zum vierten Mal hintereinander gelungen, wieder eine deutliche Erhöhung zu bekommen – 7,8 Prozent oder 48 Millionen Euro mehr.  | Foto: Roland Ferrigato
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  • Andrea Mayer: Es ist uns zum vierten Mal hintereinander gelungen, wieder eine deutliche Erhöhung zu bekommen – 7,8 Prozent oder 48 Millionen Euro mehr.
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Die Staatssekretärin im Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport, Andrea Mayer, im Gespräch mit den RegionalMedien Austria über  das Kulturbudget 2024, Nachhaltigkeit in den Kulturbetrieben, KI in der Kunst sowie die Highlights des Kunst- und Kulturjahrs 2024.

ÖSTERREICH. Im Gespräch mit den RegionalMedien Austria verrät Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer, dass Entlastungen für junge Kulturinteressierte geplant sind. Und, worauf sie sich in diesem Kulturjahr besonders freut.

RegionalMedien Austria: Das Kunst- und Kulturbudget steigt 2024 gegenüber 2023 von 620,25 Mio. Euro auf 668,8 Millionen Euro. Wofür sollen die Mittel konkret eingesetzt werden?
Andrea Mayer: Es ist uns zum vierten Mal hintereinander gelungen, wieder eine deutliche Erhöhung zu bekommen – 7,8 Prozent oder 48 Millionen Euro mehr. Insgesamt konnte ich das Kunst- und Kulturbudget im Laufe dieser vier Budget-Jahre um 44 Prozent erhöhen. Das war durch die überaus schwierigen Zeiten, die hinter uns liegen, auch nötig. Elf Millionen Euro sind für die Abgeltung der Teuerung reserviert, für die zeitgenössischen Kunstschaffenden. Zwölf Millionen Euro für die Bundeseinrichtungen. Und wir haben das neue Film-Anreizmodell eingeführt, das europaweit als Best Practice-Modell eingestuft und auch kopiert wird. Wir haben das Modell von 15,5 Millionen auf 39,9 Millionen erhöht, weil es von der Filmwirtschaft enorm gut angenommen wird. Das sorgt auch für eine hohe Wertschöpfung und bringt auch wieder sehr viel Geld in die Staatskasse. Und dann sind noch sechs Millionen Euro für die Erhöhung aus der Novelle des Denkmalschutzes vorgesehen. Da gibt es einen erhöhten Förderbedarf.

Insgesamt gibt der Bund für Kunst und Kultur nur 0,27 Prozent des BIP aus. Ist das nicht etwas karg, wenn man bedenkt, welche Bedeutung Kunst und Kultur in Österreich hat und welchen Mehrwert die Regionen daraus - auch für den Tourismus - schöpfen? Wird mit der Erhöhung des Budgets nicht einfach nur die aktuelle Teuerung ausgeglichen?
Mit der Erhöhung wird nicht einfach nur die aktuelle Teuerung ausgeglichen. Die konkreten Zahlen zeigen, dass noch nie so viel in Kunst und Kultur investiert wurde wie jetzt von dieser Bundesregierung. Wir haben die Krise gestemmt, wir haben die Teuerung abgefedert, immer mit Erhöhungen. Wir haben viele andere Schwerpunktthemen gesetzt, über die frühere Regierungen nur diskutiert haben. Wir setzen diese Pläne um, wie man am Beispiel Fair Pay sieht. Wir haben jetzt auch endlich eine Lösung für das Haus der Geschichte gefunden, nachdem das Thema Jahrzehnte lang diskutiert worden ist. Wir bringen die Dinge auf den Boden. Ich finde, das ist ein großer Erfolg.

Das Budget für „Fair Pay“ im Kunst- und Kulturbereich wird im kommenden Jahr von neun auf zehn Millionen Euro erhöht, im Vorjahr haben Bund, Länder und Gemeinden eine gemeinsame Fair-Pay-Strategie unterzeichnet. Was genau bedeutet das? Und profitieren da auch kleine Kultureinrichtungen und Initiativen oder auch Kultur- oder Brauchtumsvereine?
Alle, die in der Kunstförderung sind, profitieren, und wir haben uns gemeinsam mit den Bundesländern und den Interessenvertretungen der Künstler und Künstlerinnen eine gemeinsame Strategie vorgenommen, also, dass wir die Förderungen erhöhen, aber nicht für neue Produktionen bzw. neues Personal, sondern, dass wir das bestehende Personal und die Honorare gerecht bezahlen. Österreich ist international bekannt für Kunst und Kultur, für das Traditionelle, aber auch für das zeitgenössische Kunstschaffen. Wir haben ganz tolle bildende KünstlerInnen, Autorinnen und Autoren, wir haben DesignerInnen, wir haben Modedesigner. Unsere Filme werden zu internationalen Festivals eingeladen. Das muss man schätzen.

Können Sie sich vorstellen, für Bundesmuseen zb einen Museumsabend mit freiem Eintritt pro Woche oder einen Kulturgutschein für junge Erwachsene nach dem Vorbild Deutschlands einzuführen? Die Opposition fordert kulturelle Bildung für Kinder und Jugendliche, zb ein Kulturguthaben.
Wir haben uns schon vor vielen Jahren dafür entschieden, dass wir in die Bundesmuseen gratis Eintritt für Kinder und Jugendliche bis 19 Jahren gewähren, und das nicht nur an einem Abend, sondern sieben Tage die Woche. Das ist eine tolle Maßnahme, die sehr wichtig ist. Dazu gibt es viele andere Ermäßigungen, wie „Hunger auf Kunst und Kultur“, Ermäßigungen für Studierende, Jugendliche, Senioren, und es gibt auch günstige Jahreskarten. Auch bei den Bundestheatern und in allen Bundesländer-Einrichtungen gibt es immer bis zum Schluss ganz günstige Angebote. Man kann um deutlich weniger als zehn Euro ins Theater gehen. Bei einer aktuellen Publikumsstudie, die wir in Auftrag gegeben haben, ist herausgekommen, dass Kultur in Österreich so wie auch Bildung vererbt wird. Entweder man hat Kunst und Kultur in der Schule oder im Elternhaus kennengelernt, aber wenn beides auslässt, ist es dann schwer, dies im Erwachsenenalter aufzuholen. Daher haben wir gemeinsam mit dem Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung geplant, heuer neue Maßnahmen zu setzen, damit Kinder zwischen zehn und 14 Jahren, also in der Sekundarstufe Eins, besser ins Kulturleben hineinfinden.

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit künftig bei Kulturveranstaltungen? Gibt es da konkrete Strategien?
Ja, natürlich. Kunst und Kultur sind ja immer am Puls der Zeit. Künstler nehmen oft aktuelle Themen vorweg, zu einer Zeit, wo sie noch nicht in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind. Wir machen zum Beispiel über Wiederaufbaugelder der EU eine große Ausschreibung zum Thema „klimafitte Kulturbetriebe“ mit einem Volumen von 15 Millionen Euro. Die Hälfte davon ist umgesetzt, die zweite läuft jetzt. Mit „Green Filming“ haben wir besondere Maßnahmen im Filmbereich. Dann gibt es Umweltzeichen für Museen, für Theater und Kinos. Da wird in den Richtlinien festgelegt, wie gereist, was für Geschirr verwendet wird, wie Kulissen oder Kostüme recycelt werden. Bereits zu Beginn der Energiekrise haben wir mit den Bundeseinrichtungen eine Maßnahmenliste erstellt, wie man in Kultureinrichtungen auch Energie sparen kann – ein Vorreitermodell für alle Kultureinrichtungen. Also, es passiert sehr viel, und natürlich kommt das Thema auch künstlerisch immer wieder vor.

Bad Ischl – Salzkammergut wird 2024 die dritte Europäische Kulturhauptstadt in Österreich nach Graz 2003 und Linz 2009. In einer Zusammenarbeit von 23 Gemeinden in den Bundesländern Oberösterreich und Steiermark mit rund 300 Veranstaltungen spielt dabei erstmals der ländliche, alpine Raum die Hauptrolle. Was erwarten Sie sich für den Kulturstandort Österreich davon?
Zum ersten Mal ist eine Kulturhauptstadt eine ländliche Region! Das ist schon fantastisch, weil ja die Hälfte der Europäer und Europäerinnen in ländlichen Regionen leben. Es gibt ein großartiges Programm, auf das ich mich sehr freue. Ich glaube, dass das sehr viel bringen wird für die Region, dass es nachhaltig und dynamisch wirken wird. Es schafft auch Vernetzung, eine gewisse Internationalität, wenn regionale Kulturinitiativen mit internationalen KünstlerInnen zusammenarbeiten. Da wird einfach viel Neues entstehen und es werden viele aktuelle Themen abgearbeitet: Leerstand, Nachhaltigkeit. Wie schaut Tourismus, sanfter Tourismus der Zukunft aus? Wie schaut unsere Erinnerungskultur aus? Wie können Kunst und Tourismus gemeinsam Regionen beleben? Das Ganze findet unter dem europäischen Gedanken statt. Man kann diese Vielfalt, die Europa ausmacht, bewusst erleben.

Was bedeutet die Wahl für Bad Ischl-Salzkammergut im Bereich Nachhaltigkeit? Diese Region ist verkehrstechnisch extrem schwierig zu erreichen…
Die ÖBB haben extra ihre Fahrpläne verändert. Es wird möglich sein, dass man von Wien aus mit dem Zug zu einer Kulturveranstaltung in diesen Gemeinden fährt und noch am selben Abend retour. Auch hier ein gutes Zusammenspiel verschiedener Institutionen. Leerstehende Bahnhöfe sollen auch bespielt werden.

Sie haben vorhin das Denkmalschutzgesetz angesprochen: In einer umfassenden Novelle sind unter anderem die Verankerung des UNESCO-Welterbes, eine Stärkung der Erhaltungspflicht von Denkmalen vorgesehen. Derzeit stehen in Österreich rund 39.000 Gebäude unter Denkmalschutz, was 1,8 Prozent des gesamten Gebäudebestandes darstellt. Wie sehr spielt hier der Nachhaltigkeitsgedanke eine Rolle?
Der Denkmalschutz ist aus meiner Sicht ein Vehikel für die Nachhaltigkeit und für den Klimaschutz. Wenn ich ein Gebäude erhalte, dann gibt es weniger Bodenversiegelung. Daher ist es wichtig, dass wir Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Denkmalschutz in Einem denken und dass das kein Gegensatz ist. Wir erhöhen die Erhalter-Verpflichtungen mit dem neuen Denkmalschutzgesetz und parallel dazu erhöhen wir die Fördersumme – von bisher 16 Millionen Euro auf 22 Millionen Euro. Und außerdem wird der Spekulation mit dem Verfall von denkmalgeschützten Gebäuden ein Riegel vorgeschoben.

Wie sehr spielt Künstliche Intelligenz in den nächsten Jahren im Kulturbereich eine Rolle und wurden dafür Budget auch Mittel bereitgestellt?
Künstliche Intelligenz betrifft alle Lebensbereiche und ist derzeit sehr aktuell. Und natürlich ist das für Kunst und Kultur kein neues Thema. Künstler und Künstlerinnen beschäftigen sich schon viel länger damit, als wir das diskutieren. Ich bin da optimistisch. Ich sehe in neuen Entwicklungen lieber Chancen als Risiken, aber man darf natürlich nicht naiv sein. Im Themenkomplex Kunst und KI geht es da vor allem um Urheberrechte. Und da müssen wir natürlich aufpassen. Aber das kann man nur europäisch regeln und Vorkehrungen treffen, über die Landesgrenzen hinaus. Ich bin aber auch in engem Austausch mit der Justizministerin und den Künstlervereinigungen. Generell denke ich: KI kann immer nur etwas aufbauen, was es schon gibt, vielleicht es neu zusammensetzen, aber die Kreativität, die originäre Idee, bleibt uns Menschen eigen. Künstlerische Intelligenz kann nicht durch künstliche ersetzt werden.

Der ORF führt ja 2024 eine allgemeine Haushaltsgebühr ein. Viele wehren sich dagegen, mit dem Hinweis, dass sie den ORF nicht nutzen. Jetzt bleibt ja das Radio Symphonieorchester bestehen. Aber sehen Sie den Kulturauftrag des öffentlich-rechtlichen Senders hinreichend erfüllt?
Ich bin eigentlich sehr froh, dass wir den ORF auf neue finanzielle Beine gestellt haben. Das war seit vielen Jahren ein Thema. Die Haushaltsabgabe wurde immer wieder diskutiert. Diese Bundesregierung hat das umgesetzt. Das ist ganz wichtig. Wir brauchen einen öffentlichen Rundfunk, und der ORF kommt seinem Kulturauftrag durch vielerlei Maßnahmen nach. Das Film-Fernseh-Abkommen zum Beispiel, über das sich der ORF an österreichischen Filmproduktionen beteiligt. Oder das umfassende Kulturprogramm im Fernsehen, im Radio und online, das sich kein privater Sender am freien Markt leisten könnte oder würde. Oder eben das RSO, ein weltweit anerkanntes Orchester mit tollen Schwerpunkten, auf das wir als ganzes Land stolz sein können. Es ist wichtig, dass es im ORF bestehen bleibt.

Was sagen Sie zur überraschenden Absetzung des Jedermann-Ensembles in Salzburg und zur neuen Besetzung für 2024?
Diese Entscheidung des Direktoriums der Salzburger Festspiele, eine neue Jedermann-Inszenierung für 2024 ins Programm zu nehmen, ist eine künstlerische. Solche Entscheidungen müssen die Salzburger Festspiele auch treffen dürfen. Der Umgang mit dem Team war allerdings nicht besonders gelungen – und das habe ich dem Direktorium auch genau so mitgeteilt. Die Salzburger Festspiele arbeiten da an einer Schadensbegrenzung. Wir lassen uns überraschen von der neuen Inszenierung und den neuen Darstellern. Aber man muss mit Künstlern, mit denen man Verträge hat, fair umgehen.

Auf welche kulturellen Ereignisse freuen Sie sich 2024 besonders?
Der Vorteil meines Berufs ist, dass ich das ganze Jahr über sehr viele Veranstaltungen besuchen darf, quer durch alle Sparten, große und kleine. Ich freue mich vor allem auf die Eröffnung in Bad Ischl, der Kulturhauptstadt 2024, das wird ein fulminanter Start in ein wunderbares Kulturjahr.

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