ZARA Rassismus-Report
Rekord an gemeldeten rassistischen Vorfällen in Österreich
Die Anti-Rassismus-Initiative ZARA hat im Jahr 2020 einen Rekord an gemeldeten rassistischen Vorfällen verzeichnet. Die Meldungen von Online Rassismus haben sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt.
ÖSTERREICH. Das geht aus dem aktuellen Rassismus-Report 2020 hervor, der am Donnerstag präsentiert wurde. 3.039 Menschen haben sich im Vorjahr an die Beratungsstelle ZARA gewandt, die Rassismus erlebt oder wahrgenommen haben. Insgesamt 175 mal wurde ZARA von institutionellem Rassismus berichtet. Dabei handelt es sich um Rassismus von staatlichen Behörden und Institutionen, etwa Schulen, Ämtern oder Polizei. Die Meldungen von Online Rassismus (2.148) haben sich im Vergleich zum Jahr 2019 sogar verdoppelt.
Gegenüber 2019 verzeichnet man einen Rekord-Zuwachs um 1.089 Fälle. Knapp ein Viertel der Meldungen betrafen Rassismus aufgrund der Hautfarbe, der sich explizit aufgrund der Hautfarbe gegen Schwarze Menschen und People of Colour richtet. Besonders stark vertreten war diese Form von Rassismus in der Arbeitswelt.
ZARA-Geschäftsführerin Caroline Kerschbaumer erläuterte bei der Präsentation des Rassismus Report-2020 am Donnerstag, dass die Zahlen nicht unbedingt einen Anstieg an Rassismus in Österreich bedeuten: "Wir würden sagen, dass das Bewusstsein gestiegen ist". Als mögliche Gründe dafür nannte die Anti-Rassismus-Initiative die Corona-Pandemie, die Black Lives Matter-Bewegung sowie das Terror-Attentat in Wien im November.
Was den starken Zuwachs an Online-Rassismus betrifft, könnte daran liegen, dass sich das Leben Corona-bedingt noch stärker ins Internet verlagert hat und Online Hass vergleichsweise unkompliziert gemeldet werden kann, vermutet Kerschbaumer. „Im Jahr 2020 waren die Themen Rassismus und Hass im Netz in den klassischen und in den sozialen Medien sehr präsent. Das schafft Bewusstsein und bewirkt, dass wir mehr hinschauen, mehr zuhören, uns einmischen, und auch mehr melden", so Kerschbaumer.
Nach Wien-Attentat: Anstieg von antimuslimischem Rassismus
Antimuslimischer Rassismus hingegen machte ein Viertel aller bei ZARA eingegangenen Meldungen aus. Auch das ist eine Verdoppelung gegenüber 2019, erklärte Co-Geschäftsführerin Barbara Liegl. Hier habe man einen Anstieg nach dem Terroranschlag in der Wiener Innenstadt vom November verzeichnet. Betroffen waren davon häufig Frauen, die aufgrund ihrer Erscheinung als Muslimin wahrgenommen wurden. Viele von ihnen hätten sich zwar zum ersten Mal an ZARA gewandt, seien aber schon davor mehrmals von rassistischen Vorfällen betroffen gewesen, so Liegl.
Die Dunkelziffer ist wohl höher. ZARA-Geschäftsführerin Kerschbaumer erklärte, dass die dokumentierten Fälle insgesamt wohl nur einen kleinen Ausschnitt der Vorfälle aufzeigen. ZARA ist aber zuversichtlich, dass sich dank neuem Gesetzespaket gegen Hass im Netz zukünftig mehr Betroffene rechtlich wehren können.
Nationaler Aktionsplan gegen Rassismus gefordert
Die Initiative fordert von der Politik nun die Umsetzung eines Nationalen Aktionsplan gegen Rassismus, der im Regierungsprogramm angekündigt worden sei, so Liegl. Dieser müsse das Ziel haben, alle Formen von Rassismus gleichermaßen zu bekämpfen. "2020 wurden einige politische Entscheidungen getroffen, die spalten, statt zusammenzuführen – etwa die Art und Weise wie die Operation Luxor durchgeführt wurde. Viele als muslimisch gelesene Menschen haben in diesem Zusammenhang kommuniziert, dass sie Angst haben, auf die Straße zu gehen", so Liegl.
ZARA erwartet sich außerdem eine Stärkung des Zugangs zum Recht für Menschen, die Beschwerden gegen etwaiges polizeiliches Fehlverhalten einbringen. Man sollte es nützen, dass durch die Black Lives Matter-Bewegung im Vorjahr die Bereitschaft bei vielen Menschen zur Auseinandersetzung mit dem Thema Rassismus gesteigert worden sei, sagte Liegl. ZARA unterstützt daher das Black Voices Volksbegehren, dessen zentrale Forderung der Nationale Aktionsplan gegen Rassismus ist.
Ausgewählte, anonymisierte Fälle und eine Datenanalyse findest du im Rassismus Report 2020.
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