Inflation als Treiber
So wenige Streiktage hatte Österreich bisher

Die ÖBB-Bediensteten legten für 24 Stunden ihre Arbeit nieder. | Foto: APA Picturedesk
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In Österreich wird traditionell im Vergleich zu den meisten anderen Ländern kaum gestreikt. Nur in der Schweiz ist die Streikbereitschaft noch geringer. Das zeigen vergleichbare Daten. Die Inflation könnte die Anzahl der Streiktage in Österreich nun in die Höhe treiben.

ÖSTERREICH. Dass Streiks in Österreich keine große Tradition haben, ist bekannt. Darum war die Aufregung um den 24-stündigen Warnstreik der Eisenbahner hierzulande auch umso größer. Hintergrund für das so seltene Einsetzen dieses Mittels als letzte Möglichkeit in einem Arbeitskonflikt ist das traditionelle Zusammenspiel zwischen Arbeitgebervertretung und Arbeitnehmervertretung. Dieses sozialpartnerschaftliche System funktioniert in Österreich im Regelfall besonders gut.

Bei der Anzahl der Streiktage liegt Österreich (in zehn Jahren waren es jährlich durchschnittlich nur zwei Streiktage) deswegen meist im Schlussfeld, besonders viele Streiktage werden in den frankophonen Ländern verzeichnet – Belgien mit 97, Frankreich mit 93 und Kanada mit 79 durchschnittlichen Streiktagen im Jahr (siehe Tabelle).

Inflation lässt Nerven blankliegen

Im Oktober betrug die Teuerung in Österreich elf Prozent. Damit war sie leicht höher als in der Euro-Zone im Durchschnitt (10,6 Prozent). Grund genug für die ArbeitnehmerInnenvertreter, dies als Argument für die hohen Forderungen bei den Verhandlungen anzuführen. Doch die Arbeitgeberseite argumentiert gleichfalls mit der Teuerung, die sowohl bei der Anschaffung von Produkten niederschlägt, als auch bei den hohen Fixkosten, wie etwa bei Kühlung, Beheizung, Licht, etc. 

Aufgrund der hohen Inflation hat sich die Situation in Österreich geändert: Am Montag sind die staatlichen Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) – die Eisenbahngewerkschafter zählen zu den mächtigsten Arbeitnehmervertretern – und rund 60 weitere Unternehmen, darunter die Westbahn, still gestanden, etwa eine Million Fahrgäste waren betroffen. Die Gewerkschaft wollte ein monatliches Gehaltsplus von 400 Euro (plus zwölf Prozent), geboten wurden 208 Euro. Ab 2023 gilt übrigens für alle ÖBB-Angestellten in Bruttomindestlohn von 2.000 Euro. Teils lag dieser bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Bereichen Gastronomie, Sicherheit und Reinigung bisher bei nur 1.700 Euro. 

Und auch im Einzelhandel drohten zum Wochenende hin Streiks. Für Einzelhandelsangestellte verlangten die Gewerkschaften einen Lohnanstieg von 8,5 Prozent. Die Arbeitgeber dagegen boten ein Plus von fünf Prozent ab 2023, sowie eine Einmalzahlung von drei Prozent. Der Streik konnte abgewendet werden, die Gehälter der 430.000 Angestellten und Lehrlinge des Handels steigen um sieben Prozent und mindestens 145 Euro. 

Zuvor hatte Rainer Wimmer, Chefverhandler bei der Metaller-Gewerkschaft, mit Streik gedroht, sollten seine Forderungen (10,6 Prozent mehr Lohn) nicht erfüllt werden. In der vierten Verhandlungsrunde um die neuen Kollektivverträge kam es dann zu einer Einigung der Sozialpartner: ein Lohn- und Gehaltsplus von 7,4 Prozent. 

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