Wahltagsbefragung
Wahl von Enttäuschung und Ärger über Politik geprägt
Wie eine erste Wahltagsbefragung zeigt, haben vor allem Unzufriedenheit mit der Regierung sowie Enttäuschung und Ärger über die Politik die Stimmung bei dieser Wahl geprägt. Für Van der Bellen stimmten Menschen vornehmlich wegen seiner Erfahrung. Rosenkranz wurde in erster Linie als Gegenpol zum Amtsinhaber gewählt.
ÖSTERREICH. Ein Großteil der Österreicherinnen und Österreicher ist unzufrieden mit der derzeitigen Entwicklung – viele Menschen sind zudem verärgert oder enttäuscht mit der Politik. Das zeigt die ORF/SORA/ISA Wahltagsbefragung unter 1.226 Wahlberechtigten, davon 957 deklarierte Wählerinnen und Wähler.
Negative Sicht auf die Entwicklung
Demnach beurteilen zwei Dritteln (66 Prozent) der Befragten die Entwicklung Österreichs in den vergangenen Jahren als negativ. Derzeit erkennen nur rund 13 Prozent der Wählerinnen und Wähler eine positive Entwicklung, die übrigen Befragten (19 Prozent) sehen keine Veränderung. Den Eindruck, dass Österreich sich negativ entwickelt hat, haben insbesondere Frauen, Arbeiterinnen und Arbeiter sowie Menschen, deren Einkommen kaum zum Leben ausreicht.
Bei der Wahltagsbefragung 2016 blickten rund 52 Prozent negativ auf die letzten Jahre zurück.
Zwischen Ärger und Enttäuschung
Die Gefühle gegenüber der Politik in Österreich sind mehrheitlich negativ: 42 Prozent sind laut der Umfrage von der politischen Lage enttäuscht, 40 Prozent verärgert. Zufrieden ist weniger als ein Fünftel (15 Prozent). Die Emotionen haben sich im Vergleich zum ersten Wahldurchgang bei der Bundespräsidentschaftswahl verstärkt, dennoch war 2016 bereits die Stimmung von Enttäuschung (40 Prozent) und Ärger (36 Prozent) geprägt.
Aktive Einmischung von Mehrheit gewünscht
Dabei ist auch die Rolle des Bundespräsidenten für rund zwei Drittel klar: Er soll sich aktiv in die Innenpolitik einmischen, finden 59 Prozent. 36 Prozent wünschen sich einen Bundespräsidenten, der ausschließlich eine repräsentative Funktion erfüllt. Bereits 2016 wünschte sich mit 56 Prozent die Mehrheit der Menschen in Österreich, dass sich der Bundespräsident auch in die aktuelle Politik einbringt.
Insbesondere junge Menschen unter 30 Jahren, Menschen ohne Matura und Menschen, deren Einkommen nicht ausreicht, erwarten sich mehr Einmischung des Staatsoberhauptes.
52 Prozent gegen Entlassung der Regierung
Diese aktive Einmischung bedeutet aber nicht unmittelbar, dass sich der Bundespräsident über die Mehrheiten im Parlament hinwegsetzen soll: Eine Mehrheit von 56 Prozent (Stichwahl 2016: 56 Prozent) erwartet, dass sich das Staatsoberhaupt unter die parlamentarische Mehrheit unterordnet. Konkret wünschen sich 39 Prozent der Wahlberechtigten – davon 24 Prozent sehr, 15 Prozent ziemlich –, dass der Bundespräsident die Bundesregierung entlassen soll – 52 Prozent sind dagegen.
Mehrheit akzeptiert Wahlergebnis
Die Akzeptanz des Wahlergebnisses der Bundespräsidentschaftswahl hängt für rund drei Viertel der Menschen nicht vom Sieg ihres Kandidaten ab: 71 Prozent sagen, dass sie das Ergebnis unabhängig vom Ausgang akzeptieren werden, rund ein Fünftel (21 Prozent) verneint dies. Bei der Wiederholung der Stichwahl 2016 waren es noch 80 Prozent, die das Wahlergebnis unabhängig vom Ausgang akzeptieren wollten.
Van der Bellen: erfahren und kann repräsentieren
Wählerinnen und Wähler von Alexander Van der Bellen stimmten für ihn vor allem aufgrund seiner Erfahrung (74 Prozent), der positiven Einschätzung seiner bisherigen Arbeit (63 Prozent), aus Sympathie-Gründen (60 Prozent) und der Meinung, dass er Österreich im Ausland am besten vertreten kann (60 Prozent).
Rosenkranz: Gegenpol und sympathisch
Ein sehr wichtiges Wahlmotiv für die Wählerinnen und Wähler von Walter Rosenkranz war, dass er ein Gegenpol zum politischen System bilde (69 Prozent), sein Verständnis für die Sorgen der Menschen (62 Prozent "trifft sehr zu") und sympathisch ist (60 Prozent). Dahinter folgt die Ansicht, dass er wichtige Veränderungen im Land anstoßen kann (57 Prozent).
Das vorläufigen Wahl-Ergebnis findest du hier:
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