HR-Sinfonieorchester und Rudolf Buchbinder
Romantische Musik in Grafenegg – Grieg und Mahler

Foto: Fotos: Johann Günther, Grafenegg Festival 2022
2Bilder
  • Foto: Fotos: Johann Günther, Grafenegg Festival 2022
  • hochgeladen von Johann Günther

Grafenegg – Der Doyen der österreichischen Pianisten Rudolf Buchbinder spielte mit dem HR-Sinfonieorchester Frankfurt das Klavierkonzert von Edvard Grieg. Nach der Pause dann die 4. Symphonie von Gustav Mahler. Das Wetter hatte ausgehalten und das Konzert fand bei ausverkauftem Haus auf der Bühne des Wolkenturms statt. Buchbinder war in mehreren Funktionen tätig: als künstlerischer Leiter und – wie es Heinz Sichrovsky in der Einleitung zum Konzert nannte – als „Kammerschauspieler der Musik“.

Edvard Grieg hat in seinem Leben nur ein Orchesterkonzert mit Klavier vollendet: das Klavierkonzert a-Moll op. 16. Er schrieb es im Alter von 25 Jahren. Im Jahr 1869 wurde es in Kopenhagen uraufgeführt und die Kritik dazu war teilweise niederschmetternd. Debussy etwa sagte über Grieg „ein schlauer Mensch, der sich nur um Effekte bemüht“ und Hugo Wolf meinte diese Symphonie „taugt nicht für den Konzertsaal“. Demnach hat Grieg dieses Werk mehrere hundert Mal umgeschrieben. In einer der letzten Fassungen kam es in Grafenegg zur Aufführung. Mit seiner 60-jährigen Erfahrung setzte Buchbinder den Hochromantiker Grieg gekonnt ins rechte Licht.
Im zweiten Teil des Konzertabends wurde vom Orchester des Hessischen Rundfunks Gustav Mahlers 4. Symphonie gegeben. Als sie 1901 in München uraufgeführt wurde, hatte das Publikum die Ironie der Musik (noch) nicht verstanden. Mahler stellte als wegweisender Reformer und Chef der Wiener Oper mit dieser Komposition seine positivste Symphonie vor. Die Bezeichnungen der einzelnen Sätze entsprechen dem damaligen Zeitgeist: „Bedächtig. Nicht eilen“, „In gemächlicher Bewegung ohne Hast“, „Ruhevoll“ und „Sehr behaglich“. Diese Satzbezeichnungen klingen wie Anweisungen an das spielende Orchester. Der Dirigent Alain Altinoglu hielt sich daran und brachte die wuchtigen Teile der Musik zur Explosion und die leisen zurückhaltend. Herbert von Karajan wurde einmal vorgeworfen, dass er so manche Stücke mit zu großen Orchestern spiele. Er hielt dagegen, dass er mit einem großen Orchester leiser spielen kann als viele seiner Kollegen mit kleinen Orchestern. Dies kann man auch dem Chefdirigenten des hessischen Orchesters konstatieren.
Mahler schrieb für diese Symphonie nur die ersten drei Sätze. Der vierte bestand bereits. Es stammte aus seinen vertonten Liedern „Des Knaben Wunderhorn“ und nennt sich "Das himmlische Leben". Die israelische Sopranistin Chen Reiss sang das Lied, das in vielen Kompositionen verwendet wurde.
Dunkle Wolken hingen über Grafenegg, aber zum Glück der Konzertbesucher entluden sie sich nicht und es wurde ein gelungener, auch vom Wettergott akzeptierter Abend.

Foto: Fotos: Johann Günther, Grafenegg Festival 2022
Foto: Fotos: Johann Günther, Grafenegg Festival 2022

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN


Aktuelle Nachrichten aus Österreich auf MeinBezirk.at

Neuigkeiten aus deinem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

MeinBezirk auf Facebook: MeinBezirk.at/Österrreichweite Nachrichten

MeinBezirk auf Instagram: @meinbezirk.at


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.