Handel warnt
Fake-Shops aus Asien überfluten österreichischen Markt

- Über 3.500 betrügerische Online-Anzeigen erreichten zwischen Jänner und April 2025 rund 5,8 Millionen Österreicherinnen und Österreicher über soziale Medien.
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Der österreichische Online-Handel steht vor einer neuen Herausforderung: Fake-Shops oder sogenannte Ghost Stores aus dem asiatischen Raum überfluten mit betrügerischen Anzeigen die sozialen Medien und gefährden sowohl Konsumentinnen und Konsumenten als auch etablierte Händler und Händlerinnen. Hinzu kommt auch der Vormarsch großer chinesischer Plattformen wie Temu oder Shein.
ÖSTERREICH. Wie aus einer aktuellen Erhebung des österreichischen Instituts für angewandte Telekommunikation hervorgeht wurden allein zwischen Jänner und April 2025 über 3.500 betrügerische Anzeigen über Facebook und Instagram an rund 5,8 Millionen Menschen in Österreich ausgespielt. "Diese Shops gibt es gar nicht", warnt Spartenobmann Rainer Trefelik von der Wirtschaftskammer am Dienstag bei einem Pressegespräch. Die betrügerischen Anbieter geben sich als renommierte österreichische Traditionsunternehmen aus und behaupten, wegen angeblicher Geschäftsschließung alle Waren abverkaufen zu müssen.
Die Auswirkungen gehen weit über den direkten Schaden hinaus. "Das ist einfach ein großes Problem, eine Erschütterung des Konsumentenvertrauens", betont der Wirtschaftskammer-Vertreter. Wenn Konsumentinnen und Konsumenten einmal auf solche Betrügereien hereinfallen, leiden auch seriöse österreichische Traditionsbetriebe darunter, da deren Glaubwürdigkeit in Mitleidenschaft gezogen wird. Besonders problematisch wird es für getäuschte Kundinnen und Kunden bei Reklamationen. "Dann kommt natürlich die große Frage der Retoure. Wie kann ich dieses Produkt dann retournieren?", erklärt Trefelik die Schwierigkeiten. Die Rücksendung nach China ist nicht nur kompliziert, sondern auch kostenpflichtig - wodurch sich der vermeintliche Preisvorteil schnell ins Gegenteil verkehrt.
Wenn die Nutzer solche Posts melden, löscht zwar Meta die Anzeige, aber nicht das dahinterliegende Profil. „Somit können diese Ghost Stores immer wieder neue Fake-Anzeigen veröffentlichen“, kritisiert Trefelik und fordert ein sofortiges EU-weites Durchgreifen.

- 41 Prozent der Befragten gaben an, in den vergangenen zwölf Monaten bei einer asiatischen Plattformen eingekauft zu haben.
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Zwei Drittel der Online-Ausgaben im Ausland
Die Studiendaten zeigen auch die prekäre Lage des heimischen Online-Handels: Während die Online-Ausgaben der Österreicherinnen und Österreicher 2024 wieder gestiegen sind, blieben die Ausgaben bei heimischen Online-Shops konstant. "Wir haben mittlerweile eine Ratio von 37 zu 63. Das heißt, nahezu zwei Drittel der gesamten Online-Ausgaben fließen nicht in den heimischen Online-Handel", erklärt Handelsexperte Ernst Gittenberger von der Johannes Kepler Universität die dramatische Entwicklung.
Besonders beeindruckend ist der Siegeszug legitimer asiatischer Plattformen wie Temu: "2024 haben 41 Prozent bei Temu schon gekauft und das, obwohl Temu erst seit 2 Jahren am Markt ist", berichtet Handelsexperte Christoph Teller von der Johannes Kepler Universität. Der Anteil der Temu-Nutzerinnen und -Nutzer in der österreichischen Bevölkerung stieg von 20 auf 32 Prozent innerhalb nur eines Jahres - eine "beispiellose" Marktdurchdringung. Besonders in der jüngsten Altersgruppe von 16 bis 24 Jahren kaufen bereits fast so viele Menschen bei asiatischen Plattformen ein wie bei Amazon.

- Die komplizierte und teure Rücksendung von Waren an chinesische Fake-Shops macht vermeintliche Schnäppchen zur Kostenfalle für getäuschte Kundinnen und Kunden.
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Ruf nach schärferen Regeln
Ein zentraler Baustein des Online-Handels sind kostenlose Rücksendungen: Die kostenlosen Retouren sind die wesentliche Stütze des Geschäftsmodells online. Diese Erwartungshaltung macht es für heimische Händlerinnen und Händler besonders schwer, da ein Blazer-Versand nach Berlin und zurück über 60 Euro kosten kann - bei einem Nullumsatz eine untragbare Belastung, hieß es.
Daher fordern Wirtschaftstreibende schärfere Regeln. WKO-Obmann Trefelik begrüßt etwa die Pläne der EU-Kommission, eine Bearbeitungsgebühr für Pakete aus Drittstaaten einzuführen, um die Flut billiger Importware zu begrenzen: „Chinesische Plattformen wie Temu und Shein bedienen sich unfairer Praktiken, die ihnen Wettbewerbsvorteile verschaffen. Es ist höchst an der Zeit, dass die EU hier wirksame Maßnahmen setzt“, so Trefelik. Das effizienteste Mittel gegen Fake-Shops sei wiederum der Digital Services Act.
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