Strom, Gas, Wärme
Jetzt drohen 200 bis 600 Euro Mehrkosten pro Haushalt

Die Preise bei Strom, Gas und Wärme befinden sich derzeit auf einem noch nie dagewesenen Höhenflug. Die Arbeiterkammer (AK) fordert Regulierungen und Maßnahmen zur Armutsbekämpfung. | Foto: Pixabay
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Die Preise bei Strom, Gas und Wärme befinden sich derzeit auf einem noch nie dagewesenen Höhenflug. Die Arbeiterkammer (AK) fordert Zuschüsse und Maßnahmen zur Armutsbekämpfung.

ÖSTERREICH. Beispielrechnungen der AK zeigen die Preiserhöhungen für Haushalte im Detail:
So kommt auf einen Haushalt im Osten Österreichs, der mit Gas heizt und auch Strom verwendet, allein durch den Anstieg der Energiepriese im nächsten Jahr eine Erhöhung von rund 280 Euro (bei einem Verbrauch von 10.000 kWh Gas und 2.200 kWh Strom) über 423 Euro (15.000 kWh Gas; 3.500 kWh Strom) bis zu 600 Euro (23.000 kWh Gas; 4.500 kWh Strom) zu.

„Eine stabile Energieversorgung ist Teil der Daseinsvorsorge und muss für alle leistbar sein. Viele private Haushalte sind durch Corona ohnehin schon stark unter Druck, mit den Teuerungen von Strom und Gas rollt eine weitere Belastungswelle auf die Menschen zur. Aus Sicht der AK sind alle Akteure der Energiepolitik daher dringend aufgefordert zu handeln und ihre Verantwortung wahrzunehmen, damit Energie weiterhin leistbar bleibt und Energiearmut bekämpft wird. Jetzt gilt: Wer schnell hilft, hilft doppelt – denn hier gehen Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit Hand in Hand“,

betont die Leiterin der Abteilung Wirtschaftspolitik, Christa Schlager.

Preise um 85 Prozent gestiegen

Seit Jahresbeginn 2021 sind die Großhandelspreise für Gas und Strom rasant gestiegen. So ist der österreichische Stromgroßhandelspreisindex (ÖSPI1) von 80,5 im Jänner 2021 auf 148,7 im Dezember 2021 um 85 Prozent gestiegen. Noch dramatischer ist es beim Gasgroßhandelspreis (ÖGPI2): Dieser befand sich im Jänner 2021 auf einem Niveau von 64,77, derzeit im Dezember 2021 jedoch auf 364,65 (563 %). Der Strompreis 2021 ist gegenüber dem Vorjahr um rund 17 Prozent gestiegen (ÖSPI-12Monats-Mittel-2020: 88,5; ÖSPI-12Monats-Mittel-2021: 104,6). Der Gas-Großhandelspreis hat sich 2021 gegenüber dem Vorjahr verdreifacht (ÖGPI-12Monats-Mittel-2020: 47,53; ÖGPI-12Monats-Mittel-2020: 149,60).

Diese Preissteigerungen zeigten sich teilweise schon in den Daten zu Haushaltsenergiepreisen, die die Statistik Austria im Herbst veröffentlicht hat. Damals sind die Preise für Strom um 7,4  Prozent  für Gas um 12 Prozent und für Heizöl um ein Drittel gestiegen. Nachdem große Energieanbieter in den letzten Wochen die Preise erhöht haben oder Erhöhungen für Anfang 2022 angekündigt haben, müssen Konsument:innen damit rechnen, für Energie noch tiefer in die Tasche greifen zu müssen.

„Verantwortlich für den Preisanstieg bei Gas sind mehrere Faktoren: Ein strenger Winter im Vorjahr, der zu unterdurchschnittlich gefüllten Gasspeichern in Europa führte, hohe Nachfrage aus Asien nach der Coronakrise, geringere Gasimporte aus Russland und Norwegen, wenig Windenergieaufkommen, wodurch Gas auch für die Stromerzeugung genutzt werden muss. Und auch der steigende CO2 - Preis treibt den Gaspreis an. Auch LNG, also verflüssigtes Erdgas, wurde durch den wirtschaftlichen Aufschwung in Asien fast vollständig vom europäischen Markt abgezogen und verteuerte sich damit enorm. Durch den Anstieg des Gaspreises verteuerte sich auch Strom, weil – aufgrund geringerer Auslastungen der erneuerbaren Energieanlagen – Gaskraftwerke einspringen mussten“,

erklärt Energieexperte Josef Thoman.

Was, wenn man die Energierechnungen nicht  bezahlen kann?

Zuerst Kontakt mit dem Energielieferanten aufnehmen: Oft lassen sich individuelle Zahlungsvereinbarungen treffen oder die Teilleistungsbeiträge für eine gewisse Zeit reduzieren, um sich etwas Luft zu verschaffen. Betroffene sollten sich auch über mögliche Heizkostenzuschüsse ihres jeweiligen Bundeslandes und/oder ihrer Gemeinde informieren. Auch Sozialorganisationen bieten bei kurzfristigen Zahlungsschwierigkeiten unkompliziert und rasch Hilfe an.

Auf Grundversorgung berufen

Wer kurz davor steht, dass Strom-und Gas abgeschaltet werden, hat das Recht, sich auf die sogenannte Grundversorgung zu berufen. Man wird dann weiterhin mit Energie beliefert, wenn man einen monatlichen Teilzahlungsbetrag als Kaution hinterlegt. Solange diese monatlichen Beträge bezahlt werden, darf nicht abgeschaltet werden.

Aufstockung der Heizkostenzuschüsse

Die Arbeiterkammer fordert den Abschaltverzicht während der kalten Jahreszeit: Sicherstellen sollen das Vereinbarungen mit allen Energieversorgern, um Härtefälle zu vermeiden und um sicherzustellen, dass niemand in den eigenen vier Wänden friert. Weiters will man ein Recht auf Ratenzahlung über einen Zeitraum von bis zu 24 Monaten durchsetzen, damit ausstehende Beträge und Schulden auch zurückgezahlt werden können. Außerdem spricht sich die AK für eine massive Aufstockung der Heizkostenzuschüsse der Länder aus, um energiearme Haushalte rasch und unkompliziert zu unterstützen. Bisher haben die Länder die Heizkostenzuschüsse gar nicht oder nur geringfügig an die aktuelle Entwicklung angepasst.

Leidest du unter den steigenden Energiepreisen?

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„Verantwortlich für den Preisanstieg bei Gas sind mehrere Faktoren: Ein strenger Winter im Vorjahr, der zu unterdurchschnittlich gefüllten Gasspeichern in Europa führte, hohe Nachfrage aus Asien nach der Coronakrise", so ein Experte. | Foto: Foto: Leonid Tit - Fotolia

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