Reduktion gefordert
Krebserregende Stoffe in Pestiziden gefunden

Die Hälfte der Pestizide, die in konventioneller Landwirtschaft genutzt werden dürfen, beinhalten bedenkliche Stoffe mit Umwelt- und Gesundheitsgefahren. Das ergab eine Studie der Umweltorganisation GLOBAL 2000. | Foto: GLOBAL2000_DominikLinhard
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  • Die Hälfte der Pestizide, die in konventioneller Landwirtschaft genutzt werden dürfen, beinhalten bedenkliche Stoffe mit Umwelt- und Gesundheitsgefahren. Das ergab eine Studie der Umweltorganisation GLOBAL 2000.
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In mehr als der Hälfte der erlaubten konventionellen Pestiziden finden sich Hinweise auf Gesundheits- oder Umweltgefahren. Das ergab eine Studie der Umweltorganisation GLOBAL 2000. Dabei wurden auch krebserregende Stoffe gefunden. Mit einer Petition fordert GLOBAL 2000 Pestizidreduktion um 50 Prozent in der Landwirtschaft der Europäischen Union.

ÖSTERREICH. Bis 2030 soll der Anteil an Biolandwirtschaft in der Europäischen Union (EU) auf 25 Prozent ausgeweitet werden. Das besagt der Green Deal der EU. Auch die Verwendung und damit das Risiko von Pestiziden soll halbiert werden. Dadurch geraten natürliche Pestizide immer mehr in den Fokus.

Pestizidhersteller warnen vor Bio

Pestizidhersteller wie Bayer oder Corteva warnen unterdessen vor "öffentlichen Zielkonflikten, die mit einer Zunahme der Biolandwirtschaft einhergehen". Außerdem prognostizieren sie einen "Anstieg des Gesamtvolumens des Pestizideinsatzes in Europa".

Bis 2027 soll Bio-Flächenanteil auf 30 Prozent steigen

Die Umweltorganisation GLOBAL 2000 hat als Antwort auf diese Warnungen im Auftrag vom Europäischen Dachverband der Biolandwirtschaft (IOFAM Organics Europe) eine Studie durchgeführt und diesen Zielkonflikt einem "Faktencheck" unterzogen. Dabei wurden die 256 Pestizide der konventionellen Landwirtschaft und die 134 Pestizide, die in der Biowirtschaft erlaubt sind, auf Risiken und Gefahrenpotenziale analysiert und verglichen. 

55 Prozent der Pestizide bedenklich

In 55 Prozent der (meist synthetischen) Pestizidwirkstoffe, die in der konventionellen Landwirtschaft erlaubt sind, fanden sich Hinweise auf Gesundheits- oder Umweltgefahren. Bei jenen Wirkstoffen, die auch in der Biolandwirtschaft eingesetzt werden dürfen, waren es insgesamt drei Prozent.

16 Prozent der konventionell genutzten Pestizide zeigten Hinweise auf mögliche Schäden für das ungeborene Kind oder akute tödliche Wirkungen sowie auf Stoffe, die im Verdacht stehen, krebserregend zu sein. Unter den Pestiziden, die für Biolandwirtschaft zugelassen sind, wurden keine solchen Hinweise gefunden.

16 Prozent der konventionell genutzten Pestizide zeigten Hinweise auf mögliche Schäden für das ungeborene Kind oder akute tödliche Wirkungen sowie auf Stoffe, die im Verdacht stehen, krebserregend zu sein. 

 | Foto: Symbolbild – pixabay/Free-Photos
  • 16 Prozent der konventionell genutzten Pestizide zeigten Hinweise auf mögliche Schäden für das ungeborene Kind oder akute tödliche Wirkungen sowie auf Stoffe, die im Verdacht stehen, krebserregend zu sein.

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Dazu Helmut Burtscher-Schaden, Biochemiker bei GLOBAL 2000 und Erstautor der Studie:

"Die Unterschiede, die wir festgestellt haben, sind ebenso signifikant wie wenig überraschend, wenn man die Herkunft der jeweiligen Pestizidwirkstoffe genauer betrachtet. Während rund 90 % der konventionellen Pestizide chemisch-synthetischen Ursprungs sind und Screening-Programme durchlaufen haben, um die Substanzen mit der höchsten Toxizität (und damit höchsten Wirksamkeit) gegenüber den Zielorganismen zu identifizieren, handelt es sich beim Großteil der natürlichen Wirkstoffe gar nicht um Stoffe im eigentlichen Sinn, sondern um lebende Mikroorganismen."

56 Prozent der in der Biolandwirtschaft zugelassenen Pestizide würden aus solchen lebenden Mikroorganismen bestehen, so der Burtscher-Schaden. Daher hätten sie keine gefährlichen Stoffeigenschaften, da sie natürliche Bodenbewohner seien. "Weitere 19 % der Bio-Pestizide sind von vornherein als „Wirkstoffe mit geringem Risiko“ (zum Beispiel Backpulver) eingestuft oder als Grundstoffe (zum Beispiel Sonnenblumenöl, Essig, Milch) zugelassen", so der Chemiker.

Synthetische Stoffe gefährlicher

Für Jan Plagge, Präsident von IFOAM Organics Europe, sei es "klar", dass die synthetischen Wirkstoffe, die in der konventionellen Landwirtschaft zugelassen sind, "weitaus" gefährlicher und problematischer seien als jene, die in der Biolandwirtschaft genutzt werden dürfen:

"Biobetriebe konzentrieren sich auf vorbeugende Maßnahmen wie die Verwendung robuster Sorten, sinnvolle Fruchtfolgen, die Erhaltung der Bodengesundheit und die Erhöhung der Artenvielfalt auf dem Feld, um den Einsatz von externen Betriebsmitteln zu vermeiden. Aus diesem Grund werden auf rund 90 % der landwirtschaftlichen Flächen (vor allem im Ackerbau) keinerlei Pestizide eingesetzt, auch keine natürlichen Stoffe. "

GLOBAL 2000 hat die Petition "Gift für die Biene. Gift für dich." gestartet, um Pestizidreduktion in der EU zu fordern. Die österreichische Bundesregierung würde Bestrebungen, den Einsatz von Pestiziden in der EU um 50 Prozent zu reduzieren, bereits seit Jahren blockieren. Daher appelliert die Petition an die Entscheidungsträgerinnen und -träger, diese Blockade zu beenden: "Stellen Sie sicher, dass Österreich seine Blockadehaltung beendet und tragen Sie zu einer raschen Umsetzung der 50-prozentigen EU-Pestizidreduktion bei!"

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