WIFO und IHS Prognose
Österreich steuert auf drittes Rezessionsjahr zu

Wifo-Chef Gabriel Felbermayr. | Foto: HANS KLAUS TECHT / APA / picturedesk.com
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Österreich ähnelt zunehmend einem "Potemkinschen Dorf", so WIFO-Chef Gabriel Felbermayr. Die Lohnsteigerungen und die Wirtschaftsleistungen gehen zu weit auseinander, ein "Rendevous mit der Realität" stehe jetzt bevor, so der WIFO-Chef. 

ÖSTERREICH. "Von selbst geht die Krise nicht weg", mahnt WIFO-Chef Felbermayer ein. Das Wirtschaftsforschungsinsitut (WIFO) und das Institut für Höhere Studien (IHS) sagen in der Frühjahrsprognose am Donnerstag, 27. März, ein drittes Jahr der Rezession voraus. Die neue Regierung müsse "mutige Strukturreformen" in Angriff nehmen, um den Abstieg noch stoppen zu können. Sonst wird man 2029 auf ein ganzes Jahrzehnt ohne Wachstum zurückblicken, so Felbermayr. Das Budgetdefizit soll 2025 erneut die Maastricht-Grenze von drei Prozent des BIP überschreiten und trotz Sparpakets bei 3,3 Prozent (WIFO) bzw. 3,2 Prozent (IHS) liegen.

"Österreich ist abgehängt worden"

Österreich ähnelt einem "Potemkinschen Dorf", sagt der WIFO-Chef. "Die Krise ist bei den durchschnittlichen Haushalten bisher nicht angekommen", so Felbermayr düster. Der Staat habe seit 2020 zu viel ausgegeben, hinzu kommen die hohen Lohnabschlüsse. Dabei sei das reale BIP seit 2029 um 4,3 Prozent gefallen. Der harte Aufprall sei bisher aber durch staatliche Maßnahmen verschleiert worden. "Ein Rendevous mit der Realität steht bevor", mahnt Felbermayr ein. Es könne unmöglich so weitergehen, das Defizit sei "unhaltbar". Ein "deficit spending" wie in Deutschland sei hier nicht mehr möglich, auch die Zinsen werden jetzt steigern. "Die Krisen haben uns ärmer gemacht, das lässt sich nicht mehr vertuschen." Auch die privaten Haushalte müssen jetzt die Sanierung mitbezahlen. 

Auch die Exporte seien um fünf Prozent geschrumpft. Und das, obwohl der Welthandel gestiegen ist. "Österreich ist deutlich abgehängt worden." Hinzu komme der Konflikt um Zölle. Die US-Zölle auf Automobile werde auch Österreich treffen, da das Land ein wichtiger Zulieferer für Deutschland ist. Ob die von der Regierung angepeilten 6,3 Milliarden dieses Jahr reichen wird, könne man bis Montag nicht sagen: Denn erst am Montag, 31. März, werden Gemeinden und Kommunen ihre Zahlen offenlegen. Diese seien in der aktuellen Prognose noch gar nicht enthalten. 

Felbermayr empfiehlt, die Löhne nicht mehr so stark ansteigen zu lassen. Unter der Inflationsrate müsse man in Zukunft bleiben. Im privaten Bereich wird man diese Signale dann wahrnehmen. 

Die Inflationsrate erhöhte sich Anfang 2025 deutlich, soll jedoch im weiteren Jahresverlauf wieder sinken. Der Arbeitsmarkt erweist sich angesichts der Dauer und Schwere der Rezession als relativ robust, wenngleich die Arbeitslosigkeit auch 2025 steigen wird. Das WIFO prognostiziert für 2025 einen BIP-Rückgang von 0,3 Prozent. 2026 soll die österreichische Wirtschaft wieder Fahrt aufnehmen und um 1,2 Prozent wachsen. 

Marcus Scheiblecker, einer der Autoren der aktuellen WIFO-Prognose:

"Die heimische Wirtschaft sollte ab Mitte 2025 die längste Rezession der Zweiten Republik überwunden haben. Die Intensität der Erholung hängt vor allem von den unsicheren internationalen Rahmenbedingungen ab."

Also ein EU-Defizitverfahren oder mehr sparen? Das WIFO empfiehlt: "Kurshalten". Die 6,3 Milliarden müssen an Einsparungen kommen. Es sei hart genug, das durchzukriegen, und in den kommenden Jahren werde der Spardruck noch höher sein. Felbermayr bezeichnete ein Defizitverfahren infolge des Finanzministers Marterbauer als "keinen Beinbruch", alles hängt davon ab, wie die Regierung das ausführt. Man kenne die genauen Regeln die Brüssel vorgeben könnte, bisher nicht. Man erwartet am WIFO aber, dass man in das EU-Defizitverfahren geht.

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