Martin Resel von A1
"Rettungsgasse" für Mobilfunk bei Blackout geplant

Martin Resel von A1: Im Falle eines Blackouts fällt nach 30 Minuten das Mobilnetz aus. Vielen Unternehmen oder Privatkundinnen und -kunden ist dieser Umstand gar nicht bewusst. | Foto: Martin Baumgartner
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Cyberattacken gehören in Österreich zur Tagesordnung, Blackouts werden immer wahrscheinlicher, und auch Spoofing, also betrügerische Anrufe aus dem Ausland, häufen sich. A1-Firmenkundenchef Martin Resel erklärt, wie A1 Kunden gegen Attacken schützt und was in Sachen Blackout in Österreich geplant ist. 

ÖSTERREICH. Bis 2030 sollen alle Gemeinden in Österreich über Breitband-Internet verfügen. Für den Ausbau gibt es vier Fördermodelle der Regierung: für Unternehmen, landwirtschaftliche Betriebe, öffentliche Einrichtungen sowie Gemeinden bzw. Gemeindeverbände. Liegen diese in Gebieten, die eine Verbindung unter 100 Mbit/s haben, ist die Chance auf Förderung höher. Doch ein noch so starkes Netz nützt nichts, wenn es keinen Strom gibt. Wie also sieht es mit der Sicherheit im Falle eines Blackouts aus? Dazu sprachen die RegionalMedien Austria mit Martin Resel, A1 CCO Enterprise.

RegionalMedien Austria: Attacken im Internet gehören inzwischen bei vielen Unternehmen leider zur Tagesordnung. Wie schützt man seine Kundinnen eigentlich gegen Cyberangriffe?
Martin Resel: A1 ist Teil der kritischen Infrastrukturen Österreichs und damit selbst ein beliebtes Angriffsziel. Sowohl von Menschen, die die Grenzen des Systems ausloten wollen, oder, im Extremfall, von professionellen Angreifern. Zum Glück haben wir genügend Mittel, um uns zu schützen. Wir stecken im Schnitt 40 Millionen Euro pro Jahr in die Cyberabwehr und in das Aufrüsten der Infrastruktur, das mittlerweile ein Wettrüsten geworden ist. Dabei gibt es keine hundertprozentige Sicherheit. Viele unserer Kunden haben nicht ausreichend Mittel, soviel Geld zu investieren. Daher stellen wir unsere Cloud- oder Netzwerk-Security zur Verfügung und stellen diese Unternehmen über entsprechende Routings hinter unsere Cyberabwehr und unsere Firewalls. Wir haben ja viel mehr Kapazität, Attacken herauszufiltern. Im Ernstfall ersparen sich diese KMU einiges: nicht nur, dass sie sonst offline gehen würden oder sich neu aufstellen müssten, sondern auch, Erpressern Schutzgeld zu zahlen.

Sie waren ja erst Anfang September mit einem Cyberangriff konfrontiert. Die Hacker haben behauptet, ins System eingedrungen zu sein und haben dann ein Ultimatum für die Lösegeld Zahlung gesetzt. Was ist denn dann passiert?
Wir haben nichts bezahlt, nachdem wir uns mit anderen Ländern, in denen wir tätig sind, ausgetauscht haben und sind auch nicht bereit, Erpressern Geld zu geben. Das Ganze hat sich dann auch als Ente herausgestellt. Die Behauptung, es seien Kundendaten gestohlen worden oder wir hätten gezahlt, war definitiv falsch.

Die Wahrscheinlichkeit für ein Blackout, also einem flächendeckenden Stromausfall, ist aufgrund verschiedener Faktoren in den letzten Jahren gestiegen, Stichwort Energiekrise, Cyberattacken. Wie sehen Sie die Wahrscheinlichkeit für ein Blackout? Und viele Menschen fragen sich, ob sie im Notfall überhaupt ihre Liebsten anrufen könnten. Denn auch die Sendemasten der Telekommunikationsanbieter sind auf Strom angewiesen.
Die Wahrscheinlichkeit ist tatsächlich gestiegen, wie man in der Ukraine oder anderen Ländern sieht, wo Teile der kritischen Infrastruktur angegriffen werden. Wir gehen aber nicht davon aus, dass es in absehbarer Zeit einen flächendeckenden Blackout geben wird. Was aber sehr wohl wahrscheinlich ist, ist ein regional begrenzter Energiemangel, etwa in einem Bundesland oder einer Bezirkshauptstadt. Weil es eben zu Cyberangriffen, oder zu Schwankungen im Energienetz kommen kann. Auch Umweltkatastrophen können dazu führen, wie wir im Sommer in Kärnten gesehen haben. Nach 30 Minuten fällt in so einem Fall das Mobilnetz aus. Vielen Unternehmen oder Privatkundinnen und -kunden ist dieser Umstand gar nicht bewusst.

Seit über zwei Jahren beschäftigen wir uns massiv mit dem Thema Resilienz-Steigerung, gemeinsam mit Blaulicht-Organisationen, aber auch mit anderen Unternehmen der kritischen Infrastruktur wie der ÖBB, der Asfinag oder auch Krankenhäusern. Wir haben Kommunikationswege definiert, die in solchen Fällen dringend weiterhin funktionieren müssen, und ausgewählte Standorte mit Notstromaggregaten versorgt. Das sind Batterien, mit deren Hilfe Kommunikation für die kritische Infrastruktur, für Blaulichtorganisationen, aber auch für andere wichtige Einsatzkräfte sichergestellt wird, und zwar je Dringlichkeit in einer Abstufung von sieben Tagen, 72 oder 24 Stunden.

Wie wird das an die Bevölkerung kommuniziert?
Wir sind hierzu mit unseren Sicherheitsministerien und den Blaulichtorganisationen in enger Abstimmung. Zielsetzung hierbei ist es, dass die Bevölkerung vorbereitet ist.
Wir sind mit dem Bundesministerium für Inneres in Abstimmung. Dabei werden wir die Bevölkerung informieren, wo bei einem Blackout noch Empfang besteht, bzw. wo man telefonieren kann. Ähnlich der Rettungsgasse auf der Autobahn werden die genannten Organisationen dabei bevorzugt. Übrigens hat man im Fall von Energiemangel über das gute, alte Festnetz-Telefon wesentlich längere Kommunikationszeiten als über Mobilfunk. Das Bundesheer hat heuer zusätzlich einen Flyer herausgegeben, bei dem es um die private Vorsorge geht. Demnach sollte man für einen solchen Fall einen Treffpunkt mit der Familie vereinbaren, und auch überlegen, welche Lebensmittel man einlagern sollte.

Breitband ist für den Wirtschaftsstandort Österreich wichtig. Wie weit ist der Ausbau bzw. was sind die größten Hürden?
Wir investieren 600 Millionen Euro in den Ausbau der digitalen Infrastruktur. Unser Ziel ist es, pro Jahr 200.000 Haushalte ans Glasfasernetz anzuschließen. Wir haben jetzt schon über 70.000 Kilometer Glasfaser in Österreich liegen. Derzeit können wir aber aus Ressourcenmangel im Tiefbau die hohe Nachfrage, die auch durch die Förderungen der Regierung entstanden ist, gar nicht mehr abdecken. Das hat letztendlich zur Folge, dass der Anschluss für die Haushalte teurer wird. Darum haben wir auch den Vorschlag eingebracht, dass neben der Ausbau-Förderung auch die Haushalte selbst gefördert werden, ähnlich wie bei der Photovoltaik, wo es auch eine Nachfrage-Förderung gibt. Das heißt, wenn jemand einen Breitbandanschluss haben will, würde der Haushalt einen Gutschein bekommen, der bei einem Anbieter eingelöst werden kann und den Anschluss für den Haushalt damit vergünstigt.

Sollten sich Haushalt am Erstausbau beteiligen, weil dann die Verlegearbeiten günstiger sind bzw. sind die Kosten höher, wenn man sich erst später für Glasfaser entscheidet?
Wenn die Baufirma oder wir schon einmal in der Gemeinde sind, wird es natürlich von der Effizienz und der Synergien her günstiger. Wir bauen flächendeckend aus. Bei einem Straßenzug mit zehn Einfamilienhäusern ist es besser, wenn alle zehn Einheiten auf einmal ausgebaut werden, als wenn man das nach und nach macht. Sogenannte „Nachverdichtung“ kommt den einzelnen Haushalten teurer. Auch wenn jemand sagt, ich brauche derzeit keine 800 Gigabit, ich komme mit 100 Mbit aus, würden wir trotzdem empfehlen, sich den Anschluss legen zu lassen, weil der digitale Datenverkehr sich beschleunigen wird. So wird man beispielsweise künftig Smart Home standardmäßig im Haushalt einsetzen, d.h., die Geräte werden früher oder später alle vernetzt miteinander kommunizieren. Streamingdienste, wie Netflix, Sky, Amazon Prime, sind in allen Altersschichten massiv im Vormarsch, und werden auch von der Bildqualität immer besser, und auch die Empfangsgeräte verbessern sich. Und schließlich gibt es verstärkt Homeoffice. Das alles kostet Bandbreite.

Hintergrund: Mit dem kürzlich bei der Kommission notifizierten Förderprogramm BBA2030 gibt es aktuell vier Fördermodelle für Breitbandausbau in Österreich: Access und OpenNet für Unternehmen, Connect für KMU, landwirtschaftliche Betriebe und öffentliche Einrichtungen, sowie GigaApp - für Gemeinden bzw. Gemeindekonsortien. Aus dem Staatssekretariat für Digitalisierung heißt es, dass Förderungen nur in Gebieten vergeben werden, welche aktuell einen Verbindung von unter 100 Mbit/s haben und kein privatwirtschaftlicher Ausbau erfolgt. Aktuell werde eine Förderkarte mit den eingemeldeten Ausbaudaten überprüft, damit noch in dieser Legislaturperiode ein weiterer Fördercall gestartet werden kann. 
 

Aus für Spoofing-Anrufe

A propos Sicherheit: Noch heuer sollen "Spoofing"-Anrufe aus dem Ausland, über welche Betrüger durch teure Rückrufe Geld kassieren, mit einer entsprechenden Verordnung unterbunden werden, wie Florian Tursky, Staatssekretär für Digitalisierung, ankündigte.

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