Alternativen zum Auto

Weniger Pkw im Corona-Jahr auch am Land

Im Vorjahr ist erstmals auch außerhalb Wiens in einzelnen Bezirken die Anzahl der Pkw zurückgegangen, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Neben acht Wiener Bezirken nahm die Zahl der Autos auch in der Südoststeiermark und im Bezirk Mödling ab. Niederösterreich setzt auf den Ausbau der Radwege.

ÖSTERREICH Die niedrigste Anzahl an Pkw im Verhältnis zur Einwohnerzahl gibt es in Wien Rudolfsheim-Fünfhaus, am höchsten ist die Pkw-Motorisierung im Bezirk Waidhofen/Thaya. Bei den Landeshauptstädten hat Innsbruck nach Wien die zweitniedrigste Pkw-Dichte. Der VCÖ betont, dass Österreichs Regionen neben mehr öffentlichen Verkehrsverbindungen auch mehr Carsharing und Radwege brauchen.

Auf 1.000 Einwohner kommen 570 Pkw

Der Pkw-Bestand hat in Österreich im Vorjahr um 52.279 auf 5,091 Millionen zugenommen, und damit um rund zwei Drittel stärker als die Bevölkerungszahl, die um 32.282 anstieg, macht der VCÖ aufmerksam. Auf 1.000 Personen kommen inklusive betrieblich genutzter Autos nun 570 Pkw. „Der Unterschied innerhalb Österreichs ist aber sehr groß. Und die Schere zwischen Stadt und Land ist beim Autobesitz im Vorjahr weiter auseinandergegangen“, fasst VCÖ-Experte Michael Schwendinger das Ergebnis einer aktuellen VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zusammen. Der Wiener Bezirk Rudolfsheim-Fünfhaus hat mit 280 Pkw pro 1.000 Einwohnende die niedrigste Pkw-Dichte, im Bezirk Waidhofen/Thaya ist sie mit 755 bereits 2,7 Mal so hoch, im Jahr 2005 gab es mit 605 erst 1,9 Mal so viele Pkw pro 1.000 Personen wie in Rudolfsheim-Fünfhaus.

Weniger Autos in bestimmten Bezirken

Erstmals ist im Vorjahr aber auch in Bezirken außerhalb Wiens die Anzahl der Pkw signifikant zurückgegangen, wie die VCÖ-Analyse zeigt. So nahm im Bezirk Mödling trotz Bevölkerungszunahme die Zahl der Pkw um über 300 auf rund 81.000 ab, in der Südoststeiermark sank die Zahl der Autos um fast 700 auf rund 59.600. Die Bevölkerungszahl ging hier um nur 180 zurück. „Von einer Wende zu sprechen, wäre zu früh. Aber sowohl aus Umwelt- als auch Kostengründen wäre es gut, wenn mehr Menschen ohne eigenes Auto mobil sein können“, stellt VCÖ-Experte Schwendinger fest.

Das Waldviertel tickt anders

Auf der anderen Seite stehen Bezirke, wo die Einwohnerzahl sinkt, aber die Zahl der Autos weiter zunimmt. Dazu zählen die Waldviertler Bezirke Waidhofen/Thaya, Zwettl, Horn und Gmünd, die mit deutlich über 700 die höchste Pkw-Dichte Österreichs aufweisen. Auch in den Bezirken Güssing, Jennersdorf, Hartberg-Fürstenfeld, Südoststeiermark und Mistelbach gibt es mehr als 700 Pkw auf 1.000 Einwohner. „Eine hohe Anzahl von Autos ist heute ein Indiz von Mangel. Mangel an öffentlichen Verkehrsangeboten und an autofrei erreichbarer Nahversorgung“, betont VCÖ-Experte Schwendinger.

In den Städten wiederum spiegelt sich das größere Mobilitätsangebot in einer niedrigeren Anzahl von Pkw wider. Wien hat mit 374 die niedrigste Anzahl an Pkw pro 1.000 Personen, im Jahr 2005 waren es noch 403, berichtet der VCÖ. Im Landeshauptstadt-Ranking liegt Innsbruck mit 440 Pkw pro 1.000 Personen an zweiter Stelle vor Graz mit 483 und Linz mit 512.

In einigen Wiener Bezirken geht die Zahl der Pkw bei steigender Bevölkerungszahl schon seit mehreren Jahren zurück. So gibt es in Wien-Margareten um 2.500 Autos weniger als im Jahr 2005, aber um fast 1.900 Einwohnerinnen und Einwohner mehr. In Wien Alsergrund ist der Pkw-Bestand um 2.600 gesunken, die Bevölkerungszahl um über 2.500 gestiegen.

In elf Bezirken ist im Vorjahr die Zahl der Pkw gesunken (Differenz Pkw-Bestand 31.12.2020 zu 31.12.2019)

• Wien-Landstraße: minus 1.814
• Wien-Favoriten: minus 1.047
• Südoststeiermark: minus 669
• Bezirk Mödling: minus 324
• Wien-Simmering: minus 316
• Wien-Hernals: minus 100
• Wien-Neubau: minus 43
• Wien-Margareten: minus 41
• Wien-Brigittenau: minus 27
• Wien-Mariahilf: minus 7
• Bezirk Leoben-Land: minus 5
• Waidhofen/Ybbs (Statutarstadt): minus 2 

Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2021

Car-Sharing und Fahrrad als Alternative

Der VCÖ weist auf Car-Sharing Angebote hin, um die Pkw-Anzahl auch in Bezirken zu reduzieren, in denen das Öffi-Netz mangelhaft ist. Für die Verringerung der Autoabhängigkeit ist für den VCÖ auch der starke Ausbau des Radwegenetzes zentral. Der VCÖ weist auf das Beispiel Niederösterreich hin. Das Land wird 200 Kilometer Radschnellwege bauen und alle Bahnhöfe sollen über Radwege optimal erreichbar sein. Bis zum Jahr 2030 möchte das Land Niederösterreich den Anteil des Geh- und Radverkehrs auf über 40 Prozent verdoppeln.