Arbeitszeitverkürzung
"Wer jammert, soll über Arbeitsbedingungen nachdenken"
32 Stunden, vier Tage pro Woche: Klingt verlockend für Beschäftigte, die Unternehmen sehen darin eine Gefahr. Bereits jetzt sei es schwer, ausreichend qualifizierte Arbeitskräfte zu finden, weshalb sich die Wirtschaftskammer gegen eine Arbeitszeitverkürzung aussprach. Zuletzt forderte die SPÖ reduzierte Wochenstunden bei gleichem Lohn. Die Gewerkschaft könne sich das aber gut vorstellen.
ÖSTERREICH. Harald Mahrer, Präsident der WKÖ, fürchtet eine Verstärkung des Fachkräftemangels durch die reduzierten Stunden. Es bräuchte dann laut Berechnung 230.000 Beschäftigte mehr als bisher. Das gehe sich schlichtweg nicht aus.
"In den Kindergärten, in den Spitälern, auch in den Wirtshäusern, in den Industriebetrieben, bei den Installateuren – Es fehlen die Leute jetzt schon überall und es werden dann noch mehr fehlen. Also ich halte das für unverantwortlich", so Mahrer. Bis 2040 würde die Wirtschaft noch weiter schrumpfen und sich die Situation am Arbeitsmarkt verschärfen. Er fordert ein besseres Betreuungsangebot und wolle mehr Anreize setzen.
Der bessere Arbeitgeber gewinnt
Die Gewerkschaften sehen im Ansatz mehr zu arbeiten, um den Mangel auszugleichen, einen Falschen. Etwa im Gesundheits- und Pflegebereich seien bereits jetzt die meisten überarbeitet und bräuchten eine Auszeit, um nicht sogar frühzeitig das Handtuch zu schmeißen.
Wolfgang Katzian, Präsident des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB), sagt im Ö1-Morgenjournal:
"Wenn der Wirtschaftskammer-Präsident und viele andere jetzt sagen, über eine Arbeitszeitverkürzung kann man nicht sprechen, weil es den Arbeitskräftemangel gibt, dann schauen wir auf die aktuellen Zahlen des AMS, die der Arbeitsminister erst vor wenigen Tagen präsentiert hat. Wir haben 310.000 Arbeitslose und dem gegenüber stehen 110.000 offene Stellen. Also, dass es einen Arbeitskräftebedarf gibt, ist klar, aber wenn es einen Mangel gibt, dann hat das andere Ursachen als eine Arbeitszeitverkürzung, die nicht einmal noch stattgefunden hat."
Aktuelle Arbeitslosenzahlen und Daten zu den offenen Stellen würden zeigen, dass es ganz andere Gründe habe, dass der derzeitige Mangel bestehe. Arbeitsbedingungen und Lohn würden oft nicht passen und Arbeitswillige in andere Branchen treiben. "Wer jammert, dass er keine Leute findet, soll einmal darüber nachdenken, wie die Arbeitsbedingungen sind, wie die Rahmenbedingungen sind und was die Leute verdienen. Natürlich, überall dort, wo es bessere Arbeitszeiten für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gibt, werden sie hingehen. Und wo es die nicht gibt – und das sind oft die, die am meisten jammern – dort wollen die Leute nicht arbeiten", so Katzian.
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