Lehrlingsmonitor
Zufriedenheit variiert je nach gewählter Branche

- Ob Jugendliche mit ihrer Lehrstelle zufrieden sind, hängt stark von der gewählten Branche ab.
- Foto: Frederick SAMS
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Am zufriedensten sind Lehrlinge in den Bereichen Metallbearbeitung oder -technik, Hochbau, Kunststofftechnik, aber auch in Banken oder in der Verwaltung. Schlechte Noten bekommt die Branche Tourismus, Gastgewerbe und Hotellerie. Richard Tiefenbacher, Vorsitzender der Gewerkschaftsjugend (ÖGJ), sieht den aktuellen "Lehrlingsmonitor" der Arbeiterkammer alarmierend. Junge Leute würden nicht die Wertschätzung und Sicherheit bekommen, die ihnen zusteht.
ÖSTERREICH. Der Lehrlingsmonitor vom AK und ÖGB unter rund 4.700 Lehrlingen zeigt eine klare Schieflage bei den Branchen. Besonders betroffen seien Lehrlinge im Tourismus, Gastgewerbe und der Hotellerie, in den Bereichen Gesundheit, Medizin und Pflege sowie in den Segmenten Lebensmittel, Genussmittel und Ernährung.
Norbert Lachmayr vom Österreichischen Institut für Berufsbildungsforschung äußerte am Mittwoch in einem Pressegespräch, dass in bestimmten Branchen Lehrlinge häufiger mit Mobbing konfrontiert seien und daher nach Abschluss ihrer Lehre eher geneigt seien, ihren erlernten Beruf zu verlassen. Tiefenbacher sieht den aktuellen "Lehrlingsmonitor" alarmierend. Junge Leute würden nicht die Wertschätzung und Sicherheit bekommen, die ihnen zusteht.
Drittel der Lehrlinge Opfer von Mobbing
"Die Betriebe müssen selbst erkennen, dass sie etwas tun müssen, wenn sie zu wenig Fachkräfte haben", sagte ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian. Es sei keine Lösung, die Liste der Mangelberufe ständig anzuheben. AK-Präsidentin Renate Anderl zeigte sich bestürzt, dass ein Drittel der befragten Lehrlinge angab, zumindest einmal beleidigt, belästigt, bedroht oder bloßgestellt worden zu sein. Bei Frauen waren es sogar 40 Prozent.

- Zufrieden mit den betrieblichen Rahmenbedingungen sind vor allem Lehrlinge in der Industrie in den Bereichen Metallbearbeitung oder -technik, Hochbau.
- Foto: panthermedia/alexraths
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Laut einer Umfrage standen ungerechtfertigte Kritik, lautes Schreien, Schimpfen sowie die Zuweisung unangenehmer Arbeitsaufgaben ganz oben auf der Liste der unangemessenen Verhaltensweisen. Von denjenigen, die angaben, mindestens einmal Opfer von Beleidigungen, Belästigungen, Bedrohungen oder Bloßstellungen geworden zu sein, berichteten 12 Prozent auch von sexueller Belästigung, während 10 Prozent angaben, mit der Androhung von Gewalt konfrontiert gewesen zu sein.
WKÖ: "Ausbildungsqualität in der Lehre hoch"
Die Wirtschaftskammer (WKÖ) reagierte am Mittwoch mit "Verwunderung". Mariana Kühnel, stellvertretende WKÖ-Generalsekretärin, äußerte sich in einer Aussendung: "Es ist befremdlich, wenn einzelne Branchen trotz Zufriedenheitswerten von 70 Prozent und mehr als 'Problemberufe' tituliert werden. Das Kritisieren der Gastronomie und des Tourismus sowie die negative Darstellung der Lehrlingsausbildung seitens ÖGB und AK sollten endlich ein Ende finden." Sie betonte, dass die Ausbildungsqualität in der Lehre hoch sei und die Ausbildungsinhalte Ergebnisse gemeinsamer sozialpartnerschaftlicher Beschlüsse seien.



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