Altes Handwerk von großer Tragweite

Franz Peitler näht hobbymäßig Körbe. „Wenn mir langweilig ist, setze ich mich zum Korbnähen hin. Da beruhige ich mich auch dabei.“
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  • Franz Peitler näht hobbymäßig Körbe. „Wenn mir langweilig ist, setze ich mich zum Korbnähen hin. Da beruhige ich mich auch dabei.“
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Pensionist machte sich das „Körbeverteilen“ zum Hobby...

Jemandem einen Korb zu geben, bedeutet eine Abfuhr zu erteilen. Anders verhält es sich mit den Körben von Franz Peitler. Über die kränkt sich nämlich niemand. Ganz im Gegenteil: Die aus Stroh und Wickelrohrschienen hergestellten Handarbeiten sind überall willkommen, weil sie sowohl optisch als auch funktionell Freude bereiten. Auf Korbsuche in Obergreith...

(jf). Korbwaren kann man flechten oder auch nähen. Einer, der das alte Handwerk noch bestens beherrscht, ist Franz Peitler aus Obergreith in der Gemeinde Oberhaag. Das Korbnähen war früher eine bevorzugte Wintertätigkeit. Es wurden jedoch nicht nur neue angefertigt, sondern auch alte ausgebessert und wieder instand gesetzt. Die geflochtenen oder genähten Behälter spielten auf den Höfen eine „tragende“ Rolle. Ihre Einsetzbarkeit war vielseitig. Sie wurden zum Transportieren von Holz, Obst, Gemüse oder Getreide verwendet. Manche Leute trugen den vollbeladenen Korb sogar auf dem Kopf...
Entspannt sitzt Franz Peitler auf dem Stuhl und näht. Nicht mit Nadel und Zwirn, sondern mit Stroh und Schienen. Mit dem „Korbbohrer“ sticht er das Loch, durch das er die gespitzte Schiene fädelt und straff zieht. „Ich sage Fial dazu“, sagt Peitler und deutet auf die Ahle. Auch das weitere Werkzeug ist griffbereit: ein scharfes Messer, eine Schere, eine kleine Zange. Der 70-jährige Oberhaager näht gekonnt Körbchen für das Gebäck, Untersetzer, Einkaufs- und Weihkörbe sowie Behälter für die Schmutz- oder Bügelwäsche. Gelegentlich wird auch um ein „Loatzkörberl“, das beim Brotbacken gebraucht wird, angefragt.

„Wenn einer keine Übung hat, ist der Anfang schwierig Geduld muss man haben und Sitzfleisch.“

Korbnäher Franz Peitler

Das Sprichwort „Aller Anfang ist schwer.“ gilt auch fürs Korbnähen. Besonderes Augenmerk wird daher dem Boden geschenkt, auf den die weitere „Reihenfolge“ aufbaut. Während Peitler eine Runde nach der anderen näht, ist seine Frau Erna emsig mit dem Putzen des Strohs beschäftigt. „Hosen oziachn“ pflegt man in der Korbnähersprache zu sagen. Der Halm wird von der Hülse befreit. Das Stroh wächst gleich nebenan. „Ein Nachbar ist so nett und baut mir im Frühjahr ein kleines Feld Korn an.“ Im Juli erntet Franz Peitler das Getreide mit Sichel und Sense. „Die Ähren werden ausgeschlagen, das Korn dient als neuer Samen“, so Franz Peitler. Das Stroh wird zu Garben gebunden und als „Schab“ im Stadel aufbewahrt.
Als Bauarbeiter hat er mit Draht und Zange Eisen verlegt, in seiner Pension näht er mit „Fial“ & Co., steirischem Stroh und exotischen Wickelrohrschienen aus Südostasien Körbe in verschiedenen Größen und Formen. „Durch gutes Material wird das Produkt schön fest!“ An einem mittleren Einkaufskorb arbeitet Peitler vier bis fünf Tage. Stolz ist er auf die besonders robuste Ausführung des Henkels. „Er wird mitgenäht oder aus Kastanienholz gefertigt.“ Stress macht sich Peitler keinen: „Wenn etwas heute net fertig wird, wird es eben morgen oder übermorgen fertig!“ Sogar Japaner und Koreaner haben sich beim Steiermarkfrühling in Wien schon für seine Handarbeiten interessiert. Mit dem Korbnähen erstmals in Berührung gekommen ist Peitler als Schulbub. Seine Großmuter Johann, die ebenfalls eine Meisterin ihres Faches war, hat ihn in diese Kunst eingeweiht.
Beim Laubdorffest am Pfingstsonntag in St. Ulrich im Greith und bei den KürWiesTagen kann man Franz Peitler beim Schaukorbnähen erleben. Am meisten freut ihn, „wenn mir was Neues einfällt. Ich will nix abschauen von anderen...“

Bildbeschreibung:

„Hosen oziachn“: Erna Peitler (69) putzt die Halme mit allergrößter Genauigkeit. Denn es gilt die Devise: Je reiner das Stroh, desto schöner werden die Körbe. Wegen der Länge wird Kornstroh verwendet.

Korbverteilung: Erna und Franz Peitler vor ihrem Haus in Obergreith. Links ein Schab, der aus bis zu acht Garben besteht.

Franz Peitler näht hobbymäßig Körbe. „Wenn mir langweilig ist, setze ich mich zum Korbnähen hin. Da beruhige ich mich auch dabei.“

Das Arbeitswerkzeug, das man zum Korbnähen braucht, übt sich in Bescheidenheit...

Fotos: Josef Fürbass

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