Bewusstseinsbildung durch Handicap-Selbsterfahrung

Die Kinder durften im Rahmen des Projekts am eigenen Leib erfahren, wie es ist, das Leben mit einer Beeinträchtigung zu meistern.
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"Zeig mir deine Welt!"

Aufwachen, mit allen Sinnen und gesunden Gliedern in den Tag starten – für viele von uns gehört das zur Selbstverständlichkeit. Dass es aber auch Menschen mit anderen Lebensumständen gibt, wird einem oft erst bewusst, wenn man sich näher mit dem Thema Behinderung auseinander setzt. In der 3.b- und 3.c-Klasse der NMS/HS Wies war diese Sensibilisierung Gegenstand des Projekts „Zeig mir deine Welt“.

(jf). Den Kindern sollte vor Augen geführt werden, wie Menschen mit Beeinträchtigung leben. Dazu wurde unter anderem die Mosaik-Tageswerkstätte in Deutschlandsberg besucht. Dort wurde ersichtlich, dass auch Menschen mit Behinderung Großartiges leisten. Die Kinder konnten zuschauen, wie beim Töpfern, Malen, Filzen und anderen kreativen Tätigkeiten tolle Kunstwerke entstehen. Und sie nahmen noch weitere Eindrücke mit nach Hause: „Besonders überrascht hat uns, dass alle Menschen dort so viel Spaß am Leben haben“, erzählt Alisha und Nina pflichtet ihr bei.

Ein Tag im Zeichen der Erfahrung des Blindseins

Im Odilien-Institut in Graz konnten die Kinder bei einem Frühstück mit Augenbinde hautnah erfahren, welche Schwierigkeiten schon einfachste Alltagstätigkeiten bereiten können. „Die Tische sahen nach dem Frühstück nicht sehr ordentlich aus“, schmunzelt Projektleiterin Josefine Tschuchnigg. Bei einer Führung durch die Werkstätten konnte die Entstehung schöner Handwerksgegenstände wie Körbe, Besen, Webstoffe und vieles mehr verfolgt werden.

Praktische Selbsterfahrung im Rollstuhl und mit dem Blindenstock

Am dritten Projekttag konnten sich die Kinder persönlich in die Rolle von behinderten Menschen versetzen. Es galt, mit dem Rollstuhl eine bestimmte Wegstrecke zurückzulegen und auch Aufgaben zu erfüllen. Dazu gehörte der Versuch, im Rathaussaal von Wies zu heiraten. „Es ist möglich, aber nur mit Hilfe von zwei starken Männern, die die gelähmte Person hinauftragen“, stellt Simon fest. Und Daniel ergänzt: „Es gibt noch ein paar Beispiele, wo es nicht möglich ist, alleine mit dem Rollstuhl hineinzukommen: die Bücherei, die Kirche und die Schule.“ Auch im Umgang mit Blindenstock und mit zugestöpselten Ohren war Orientierungssinn gefragt. Dabei wurde „ersichtlich“, dass es gar nicht so einfach ist, den betreuenden „Buddys“ uneingeschränkt zu vertrauen. Auch jene Personen, die als Buddy die „behinderten“ Kinder unterstützten, merkten, wie schwierig und verantwortungsvoll diese Aufgabe ist.

Verständigung durch Gebärdensprache

Bei einem Besuch in der Schule plauderten eine gehörlose Frau und deren Gebärdendolmetscherin aus dem Leben. Besonders beeindruckt hat die Kinder die Mitteilung, dass es auch in der Gebärdensprache in jedem österreichischen Bundesland einen anderen Dialekt gibt. Die internationale Gebärdensprache wird übrigens von jedem Gehörlosen verstanden. „Wir haben viele neue Eindrücke mitgenommen“, sind sich die Kinder einig. Erlebnisse, die sie in Form einer Präsentation an MitschülerInnen, LehrerInnen und Eltern weiter vermittelt haben. „Wie viele Schwierigkeiten es im Alltag für behinderte Menschen gibt, war mir nicht bewusst“, resümiert Anja. „Ja“, sagt Florian, „und trotzdem waren alle so fröhlich!“

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