Vom Pastor zum Künstler
Der „Friede“ war nicht willkommen...

Des Künstlers Selbstporträt: Dr. Barbara Hagen (auf dem Bild mit Schriftführer Karl Schober vom Kultur- nnd Museumsverein Eibiswald) kuratiert die Ausstellung Paul Lumnitzer. | Foto: Josef Fürbass
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  • Des Künstlers Selbstporträt: Dr. Barbara Hagen (auf dem Bild mit Schriftführer Karl Schober vom Kultur- nnd Museumsverein Eibiswald) kuratiert die Ausstellung Paul Lumnitzer.
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Im Lerchhaus Eibiswald wird vom 26. August bis 8. Oktober die Schau „Paul Lumnitzer“ gezeigt. Im Zentrum stehen Personen- und Landschaftsbilder. Kuratiert wird die Ausstellung von Dr. Barbara Hagen; sie ist die Enkelin des 1861 in Teplitz-Schönau geborenen und 1942 in Graz verstorbenen Künstlers. Die Werke, Technik Öl auf Leinwand, spiegeln Lemnitzers Verbundenheit mit der Natur sowie seine gute Beobachtungsgabe wider.

Der Kultur- und Museumsverein Eibiswald steht unter neuer Führung: JasminHolzmann-Kiefer folgte dem bisherigen Leiter Karl Schober als Obfrau nach. Die aktuelle Ausstellung widmet sich dem Schaffen von Paul Lumnitzer. Vier Räume im Lerchhaus Eibiswald werden im Spätsommer und Frühherbst mit dessen Arbeiten bespielt.
Wie aus der von Barbara Hagen verfassten Biografie hervorgeht, hat Paul Lumnitzer am 5. April 1861 in Teplitz-Schönau als fünftes von elf Kindern des evangelischen Pfarrers und Superintendenten von Böhmen und Mähren, Carl Lumnitzer, das Licht der Welt erblickt. Auf Wunsch seines Vaters studierte er Theologie in Erlangen und Wien.
„Um die Jahrhundertwende – nach dem Tod seiner ersten Frau und seines Kindes bei der Geburt – legte er sein Pastorat nieder und widmete sich ganz der Malerei. Zuerst ging er nach München, wo ihn Fritz von Uhde in seinem Bestreben bestärkte, seinen eigenen künstlerischen Weg zu gehen. 1904 wurde Lovis Corinth sein Lehrer, doch die divergierenden Auffassungen der beiden Künstler führten bald zu einer Trennung.“

„Es muss im Künstler doch noch etwas anderes stecken als der kritische Realist, wenn er sich der großen Einheit mit dem All bewusst werden und davon innerlich ergriffen werden soll.“

Paul Lumnitzer

Paul Lumnitzer verbrachte einige Zeit in Paris. Reisen und Aufenthalte führten ihn auch nach Süditalien, Südtirol, Österreich, in die heutige Tschechei sowie nach Mittel- und Norddeutschland, wo er auf zahlreichen Ausstellungen große Anerkennung erntete. 1910 ließ er sich in Rothenburg ob der Tauber nieder. Diese Stadt im Norden Bayerns und die Landschaft des Taubertales wurden für eineinhalb Jahrzehnte Mittelpunkt seines Schaffens. In Rothenburg lernte Paul Lumnitzer auch seine zweie Frau kennen; sie stammte aus Graz und ihr zuliebe übersiedelte er 1924 in diese Stadt, deren spezifische Atmosphäre die letzten Jahre seines Schaffens bestimmte.
Dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges stand Paul Lumnitzer mit großer Sorge gegenüber. Als er 1940 nach langen Verhandlungen aufgefordert wurde, ein Bild in das „Haus der deutschen Kunst“ nach München zu senden, wählte er das Werk „Friede“ – ein Motiv aus der Lüneburger Heide mit einem Kruzifix, elf weißen und einem schwarzen Schaf. Es wurde selbstverständlich nicht angenommen und ab diesem Zeitpunkt galten seine Bilder als unerwünscht, was einem Ausstellungsverbot gleichkam.
Paul Lumnitzer wurde in seinen letzten Lebensjahren mehr und mehr isoliert. 1941 entstand mit „Vorfrühling“ sein letztes Bild. Bald nach dessen Vollendung zwang ihn schwere Krankheit zur Untätigkeit. Er verstarb am 9. Mai 1942 in seinem Heim in Stifting bei Graz. Seine Urne wurde im Familiengrab in Teplitz-Schönau beigesetzt, welches aber als „deutsch“ nach dem Krieg zerstört wurde. Es gelang lediglich, den Grabstein zu retten, welcher sich jetzt in einer Kapelle in Haselbach bei Eibiswald befindet.
Unter den Bildern, die demnächst im Lerchhaus Eibiswald zu sehen sind, finden sich auch Selbstporträts, ein Muttertagsgeschenk aus dem Jahr 1930 für seine Frau sowie Motive aus Rothenburg ob der Tauber und dem Taubertal.
Barbara Hagen, die seit 35 Jahren als praktische Ärztin im Raum Eibiswald tätig ist, hat die Bilder aus dem Familienbesitz ausgewählt. Die Vernissage findet am Freitag, dem 26. August, um 19 Uhr im Lerchhaus Eibiswald Nr. 82 statt.

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