Ein brisantes Thema mit romantischen Zügen im Märzengrund

Der radikale Bruch mit einem vertrauten Lebenswandel

„Märzengrund“ von Felix Mitterer ist als Hörspiel erschienen. Es gibt jedoch auch eine theatralische Form davon. Nun bringt die Kulturinitiative Kürbis Wies das Stück als szenische Lesung mit Musik zur Aufführung. Dafür hat der Autor das Hörspiel eigens neu bearbeitet. Am Donnerstag, 16. Juli, 20.30 Uhr, wird unter den alten Platanen bei der Schlosstenne Burgstall zur Premiere mit zwei nachfolgenden Spielterminen geladen.

(jf). „Es ist ein Experiment. Eine neue Form, im ländlichen Raum alle Kunstgattungen auszuprobieren“, erläutert Regisseur Karl Posch die Idee zu dieser 75-minütigen Outdoor-Produktion, die coronabedingt mit 1,5-monatiger Verzögerung auf dem Spielplan steht. „Man setzt sich im Freien nieder und erlebt eine Geschichte, die sich in der Natur abspielt.“ Als Kulisse dafür bieten sich die beiden riesigen und unter Naturschutz stehenden Platanen bei der Schlosstenne Burgstall an.
Rund 50 Zuschauer können „Märzengrund“ als szenische Lesung mit entsprechendem Sicherheitsabstand erleben. Die Besucherzahl wurde so festgelegt, um bei Regenwetter in die Schlosstenne ausweichen zu können und niemanden nach Hause schicken zu müssen.
Im preisgekrönten Ö1-Hörspiel erzählt Felix Mitterer berührend und faszinierend zugleich die Geschichte des Bauernsohnes Elias, der sich dazu entschließt, mit der Normalität des Alltages zu brechen und sich in die Einsamkeit des Märzengrundes, ein lang gezogenes Hochtal in Tirol, zurück zu ziehen. „Es handelt sich dabei um eine Begebenheit, die sich wirklich zugetragen hat“, so Posch. „Felix Mitterer gibt sie in dichterischer Form wieder.“ Die Kulturinitiative Kürbis hat sich mit dem Autor, den sie vor Jahren schon einmal für eine Lesung in der Schlosstenne Burgstall gewinnen konnte, also erneut in Verbindung gesetzt. „Felix Mitterer hat das Hörspiel für uns ohne Honorar neu bearbeitet“, berichtet Posch.
Das ganze Leben des Elias – von der Jugend bis ins hohe Alter – wird vor dem Publikum ausgebreitet. Einzelne Passagen werden gespielt, erzählt oder gelesen. Den jungen Elias verkörpert Michael Prattes, den Erwachsenen Gregor Waltl und den alten Mann Ernst Kraus. Als seine Schwester Erika ist Anita Schreiner, als seine Mutter Gabi Reichmann zu sehen. Gernot Grinschgl gibt den Jäger Hubert, Lisbeth Kohlberger erscheint dem hochbetagten Elias als Salige. Die szenische Lesung wird unter der Leitung von Wolfgang Fasching musikalisch begleitet. Es spielen Magdalena Pauritsch, Juliana Pauritsch und Anna Pühringer vom Drei Dirndl Takt aus Wernersdorf.
Aussteiger, Eigenbrödler, Einsiedler oder gar Verrückter – das Meiden der Öffentlichkeit und der radikale Lebenswandel stellen Elias – das reale Vorbild hieß Simon Willdauer vlg. Koch – in ein differenziertes Licht. „Spannend daran ist, dass jemand aussteigt, sich zurückzieht, aber dann aufgrund einer Krankheit in die Zivilisation zurückkehrt.“ Die Elemente auf der Naturbühne sind ebenso karg wie das Leben, in dem sich Elias in seinem neuen Umfeld zurechtfinden muss. Sieben Stühle, eine Bank, eine Milchkanne und eine Schüssel bilden das ganze Inventar. Gespielt wird in Straßenkleidung und mit voller Emotion. Der Fokus wird auf den Text gelegt. Märzengrund animiert dazu, sich Gedanken zu machen, wie man heute mit Andersdenkenden umgeht und was Menschen dazu bewegt, ihre gesicherte Existenz gegen ein Dasein in der Isolation zu tauschen...
Der Premiere am 16. Juli folgen am 18. und 19. Juli, Beginn jeweils um 20.30 Uhr noch zwei weitere Vorstellungen. Kartenreservierung unter 0664/1615554, www.kuerbis.at oder kuerbis@kuerbis.at