Der Turmbau zu Deutschlandsberg

Stadtarchäologe Andreas Bernhard und Museumskurator Anton Steffan (r.) vor der aktuellen "Großbaustelle" Ringmauer.
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  • Stadtarchäologe Andreas Bernhard und Museumskurator Anton Steffan (r.) vor der aktuellen "Großbaustelle" Ringmauer.
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Burganlage nimmt mehr und mehr ihre ursprüngliche Gestalt an

Die auf einem Felsen erbaute Burg Deutschlandsberg ist nicht nur ein imposantes Bauwerk. Hinter ihren dicken Steinmauern hütet sie auch viele historische Schätze. Das renommierte Burgmuseum ist zu einer Touristenattraktion geworden. Seit Ende 2012 ist die Burganlage um einen siebeneckigen Turm reicher. Stein um Stein erhält das Deutschlandsberger Wahrzeichen – Burgherr ist die Stadtgemeinde – sein früheres Erscheinungsbild zurück.

(jf). Liebevoll revitalisiert und rekonstruiert, ist die Burg Deutschlandsberg zu einem echten Herzeigeprojekt geworden! Mit Ausstellungen und Seminaren wird dem alten Gemäuer neues Leben eingehaucht. „Die ältesten Steinbauten der Burg stammen aus der Zeit um 1100“, erzählt der wissenschaftliche Mitarbeiter und Archäologe Andreas Bernhard. Längst ist das Wahrzeichen der Stadt Deutschlandsberg auch zu einem Symbol der Region geworden. Die Burg bildet mit dem Hotel und Restaurant eine schöne Einheit. Nicht nur, dass sich das Bauwerk in einem sehr guten Zustand befindet, ist man auch bestrebt, es für die Besucher zu einer „Erlebnisburg“ zu machen. Unter anderem wurde dafür ein 20,6 Meter hoher Polygonalturm (wieder-)errichtet.
Weshalb sein hochbetagter Vorgänger überhaupt von der Bildfläche verschwunden ist, weiß Andreas Bernhard: „1876 ist der Turm aus Gründen der Baufälligkeit am Sockel mit Schwarzpulver gesprengt worden.“ Allerdings haben die Gesteinsmassen dabei den Burghof und die Brunnenstube verschüttet...
Von 1989 auf 1990 wurde die Burgzisterne wieder ausgegraben. Die Anlage diente früher dazu, Dachwasser zu reinigen und genießbar zu machen. Zur Abfolge: Nach dem Zulauf passierte das Wasser ein Vorklär- und dann ein Absetzbecken. Ehe es in den Zisternenschacht gelangte, durchsickerte es noch eine mit Bachsand gefüllte Kammer. Am 28. September 2014, dem „Tag des Denkmals“ – wurde die heuer sanierte Burgzisterne für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. 340 Besucher waren beeindruckt!

Der Turm, der hat sieben Ecken...

In den Jahren 1999 bis 2004 wurde schließlich auch der verräumte Burghof archäologisch frei gelegt. Daraufhin wurde der Sockel des ehemaligen Polygonalturms mit Originalsteinen auf Erdgeschosshöhe wieder hergestellt. Im Juni 2012 wurde eine Baustraße angelegt. Mit einem riesigen Radkran wurde Ziegel, Eisen und Beton angeliefert. Bei der Rekonstruktion des Turmes stützte man sich auf alte Pläne mit Aufriss und Querschnitt mit Maßangaben aus dem Landesarchivs. Einst wurde das Erdgeschoss als herrschaftliche Bürgerküche genutzt. Im ersten Stock befand sich eine Burgkapelle, und unterm Dach war ein Sommerzimmer mit zahlreichen Fenstern eingerichtet.
Der jetzige Polygonalturm, der vier Etagen hat und ein zeltartiges Titanzinkblechdach trägt, ist in seiner Außenhaut fertig gestellt und soll in Zukunft museale Zwecke erfüllen. Für die bisherigen Kosten in Höhe von rund 800.000 Euro konnte eine hohe Förderquote von EU (EFRE-Projekt) und Land Steiermark lukriert werden.
Am Fuße des Turms gibt es die romanische Kernburg. Dieser älteste Teil der Burg besaß eine Ringmauer, die ebenfalls mehreckig war und am äußersten Steilabfall zu Laßnitzschlucht erbaut gewesen ist. Da sie sich in einem äußerst ruinösen Zustand befindet, wird sie derzeit mit Amphibolit, dem Urgestein des Burgfelsen, wieder aufgemauert.
Noch Zukunftsvision ist die Wiederherstellung des ehemaligen Wirtschaftsgebäudetrakts. Das L-förmige Gebäude beherbergte die Backstube, Gesindeküche und einen Weinkeller. „Vorerst haben wir die Mauern im Erdgeschossbereich saniert und in ihrer Substanz gesichert“, erklärt Andreas Bernhard.
Am 31. Oktober geht die diesjährige Saison des Burgmuseums Archeo Norico zu Ende. Gruppen werden aber nach Anmeldung weiterhin durch die Ausstellungen geführt. Aber auch sonst bleibt für die Museumsmannschaft keine Zeit für einen Winterschlaf: Die aktuelle Glasausstellung wird um interessante Funde aus der Waldglashütte am Reinischkogel erweitert. Über dem auf der dortigen Glaserwiese freigelegte Glasschmelzofen wurde ja ein Museumsschutzgebäude errichtet, das Außenstelle von „Archeo Norico“ werden soll.
Knochenarbeit bedeutet auch die Inventarisierung der Schau- und Depotsammlung in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt. Dazu Andreas Bernhard: „Jedes einzelne Stück wird fotografiert, vermessen, beschrieben und erhält eine Inventarnummer. Zudem werden Hintergründe aufgelistet und auf Karten verzeichnet.“
Zum 25-prozentigen Besucherzuwachs werden neben den Inhalten der Ausstellungen wohl auch die Ausschilderung, das Wegweisersystem im Museum und in der Stadt sowie die Webseite www.archeonorico.at – alles neu gestaltet – beigetragen haben.

Daten & Fakten: Das Burgmuseum Archeo Norico feiert heuer seinen 35. Geburtstag. Die Schausammlung umfasst weit mehr als 5000 Exponate. Seit 1932 befindet sich die Burg Deutschlandsberg im Besitz der Stadtgemeinde.

Fotos: Josef Fürbass

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