Die EmmausWinzer folgen der Liebe des Johannes

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Im Schilcherdorf wird bald die Hansweinweihe eingeläutet...

Der 27. Dezember wird gerne auch als „Hanstag“ bezeichnet. Die Winzer bringen den neuen Wein zur Weihe. Von diesem Tropfen soll ein ganz besonderer Segen ausgehen. In Wernersdorf wird dieser schöne Brauch von den EmmausWinzern gepflegt. Und das seit bald 15 Jahren. Die Glocken der Emmauskapelle rufen zur Hansweihe, danach bimmelt eine Kuhglocke: Es ist Zeit für die Wanderung am Winzerweg! Unterwegs wird auf die Liebe des Johannes getrunken.

(jf). Am Hanstag geht es im Schilcherdorf Wernersdorf rund! Und das aus gutem Grund. Am Festtag des Apostels und Evangelisten Johannes sind Weinbauern und Weinliebhaber auf den Beinen, um den neuen Jahrgang segnen zu lassen. Rund geht es auch bei der anschließenden Wanderung am Winzerweg, zu der die vier EmmausWinzer Johannes Jöbstl, Stefan Pauritsch, Raimund Pühringer und Erich Spari einladen. Der Spaziergang führt von Hof zu Hof. Je eine Winzerin bzw. ein Winzer begleitet bis zum nächsten Betrieb. Eine Kuhglocke gibt das Abmarschsignal, als Gehhilfe dient ein knorriger Weinstock.
Die feierliche Hansweinweihe mit Pfarrer Mag. Markus Lehr beginnt um 11.30 Uhr in der Emmauskapelle. Für die Umrahmung sorgt der „DreiDirndlTakt“ unter der Leitung von Juliana Pauritsch. Manfred Veress wird im Namen der EmmausWinzer die Gäste aus nah und fern im Schilcherdorf willkommen heißen, Pfarrer Markus Lehr wird die liturgische Begrüßung vornehmen. Die EmmausWinzer werden die Segensfeier mit der Lesung und den Fürbitten mitgestalten. Manfred Veress wird außerdem ein paar besinnliche Gedanken zum Hanstag vermitteln.

„Wir segnen und trinken diesen Tropfen auf uns selbst und auf unsere Angehörigen, auf die Liebe und die Gesundheit, auf den Segen Gottes und damit die Freude des Lebens im nächsten Jahr mit uns ist.“

Manfred Veress
Sprecher der EmmausWinzer

Johannes galt als Lieblingsjünger Jesu. Als dieser war er am Berg der Verklärung, unter dem Kreuz und nach der Auferstehung am Grab mit dabei. Von Johannes sagt man: Er sah und glaubte. Laut Überlieferung soll der wortgewaltige Johannes – er zählte zum engsten Apostelkreis – einen Becher mit vergiftetem Wein gesegnet und dann unbeschadet getrunken haben. Seither bilden ein Kelch und eine Schlange, in deren Gestalt das Gift aus dem Gefäß gewichen sein soll, die Attribute des Heiligen. Auf dieser Legende beruht ein alter kirchlicher Brauch. „Die Liebe des Johannes kann uns heutigen Menschen auch ein großes Vorbild in unserer Beziehung zu Jesus Christus und unseren Mitmenschen sein“, so Manfred Veress. „Der Johanneswein soll uns an diese Liebe erinnern.“
Mit dem gesegneten Trank hatte es stets eine besondere Bewandtnis auf sich. Er wurde bei Hochzeiten verwendet, er wurde beim Abschied eines Reisenden eingeschenkt, er wurde Kranken zur Genesung und Sterbenden als Stärkung für die letzte Reise gereicht. Auch soll der Johanneswein den Frieden im Haus erhalten. Daher hat man ihn früher auf manchen Höfen auch den Dienstboten zum Trinken gegeben. Bei den Weinbauern ist es heute noch Brauch, einen Teil davon in die Fässer mit dem neuen Jahrgang zu schütten, wo er seine Segenskraft weiter entfalten soll.
Die Weinsegnung im Schilcherdorf Wernersdorf hat schon eine lange Tradition. Es gab schon Hanstage, wo der Boden unter den Schritten geknirscht hat und die Männer Gamaschen trugen, weil der Schnee über den Stiefelrand reichte. Es gab schneearme, jedoch klirrendkalte Wintertage, wo der Schladminger eine Wohltat war. Und es gab auch frühlingshafte Wanderungen...
Nach altem Brauch wird man also am dritten Tag nach Weihnachten wieder in der Emmauskapelle zusammenkommen, um den Hanswein weihen zu lassen und sich dabei daran erinnern, dass einer frommen Legende zufolgte Johannes einen Becher mit vergifteten Wein durch seinen Segen genießbar gemacht hat.

Bildbeschreibung:

Auf dem Weg zum neuen Wein, der zuvor in der Emmauskapelle gesegnet wurde, wird mit den Worten „Trink die Liebe des Johannes“ angestoßen. Im Schilcherdorf Wernersdorf halten die EmmausWinzer diesen schönen alten Brauch in Ehren.

Fotos: Josef Fürbass

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