Geschichte wird in Voitsberg gut sichtbar

- Im kleinen Kreise wurden die Kupfersärge geöffnet, um sie nach Wien zur Restauration zu bringen.
- Foto: KK
- hochgeladen von Elisabeth Kure
Eine neu errichtete, gläserne Gruft wird in der Voitsberger Loretokapelle zum Denkmal der Familie Wagensberg. Die Historie wird auch in Schriftform aufgerollt.
Einer heißen Spur ist Dechant Erich Linhardt – seines Zeichens Historiker in Erstausbildung – seit Monaten auf den Fersen. Wie die WOCHE berichtete, hat sich der Voitsberger Dechant auf die Suche nach der letzten Ruhestätte der Familie Wagensberg begeben, die durch ihren Sommersitz in Voitsberg eng mit der Region verwurzelt war. „Im Querschiff der Josefskirche gibt es zwei Gedenksteine für Franz Anton Adolf von Wagensberg, den ehmaligen Bischof von Chiemsee, und seinen Bruder Rudolf Sigismund, der steirischer Landeshauptmann war. Als wir in Vorbereitung für eine Pfarrgeschichte die Inschrift im Detail gelesen und übersetzt haben, haben wir im Gedenkstein des Bischofs den Hinweis ,beigesetzt in Loretokapelle’ gefunden“, schildert Dechant Erich Lienhardt den entscheidenden Durchbruch.
Ab diesem Zeitpunkt ging nämlich alles Schlag auf Schlag: Nachdem im rund 100 Jahre alten Boden der Kapelle keine Öffnung gefunden werden konnte, setzte man einen Bodenradar ein, der schließlich einen Hohlraum am Rand der Kapelle zum Vorschein brachte. – Die Gruft der Wagensbergs. „Durch eine Anthropologin können wir nicht nur die beiden Männer in ihren Kupfersärgen identifizieren, sondern auch alle 16 Personen, die in Holzsärgen bestattet wurden“, erzählt Dechant Linhardt.
Um den gut 300 Jahre alten Skeletten ein Denkmal zu setzten, hat man nun weitere Schritte eingeleitet. „In der Kapelle werden wir einen neuen Gruftraum bauen. Vom Denkmalamt und der bischöflichen Bauabteilung sind alle Pläne zur Neuerrichtung der Gruft genehmigt“, berichtet Linhardt. In die Tat umgesetzt werden soll das Bauprojekt bereits Ende August/Anfang September nach dem Modell des Stiftergrabes in Rein, wo man den Fundort des Stiftergrabes mit einer Glasplatte abgeschlossen hat.
„Der neue Gruftraum wird mit einem blickdichten Glas abgeschlossen. Schaltet man ein Licht ein, kann man allerdings auf die restaurierten Särge hinunterschauen“, so Linhardt, der damit rechenet, dass der Gruftraum mit Beginn des nächsten Kirchenjahres, also mit Advent, fertig sein wird.
Bevor man die Bauarbeiten allerdings aufnehmen kann, müssen erst noch die beiden in Mitleidenschaft gezogenen Kupfersärge nach Wien transportiert werden, wo sie von Metallrestauratoren restauriert werden.
„Aus diesem Grund haben wir in der letzten Woche im kleinen Kreis von Fachleuten die Särge geöffnet. Nachdem Michael Marius, der Chefrestaurator des Bundesdenkmalamtes alles begutachtet hat, können die leeren Kupfersärge wahrscheinlich Anfang nächster Woche nach Wien gebracht werden. Die Reste der Skelette bleiben solange in Voitsberg“, erzählt Linhardt.
In Zukunft sollen jedoch nicht nur die gut restaurierte Gruft und eine Tafel an die Familie Wagensberg erinnern: Auch eine Pfarrgeschichte ist geplant. Hierzu steht man derzeit in Verbindung mit der Gemeinde, die eine Stadtgeschichte herausbringen möchte. „Wir schauen, ob wir vielleicht gemeinsame Wege gehen können“, so Dechant Erich Linhardt.


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