Karl Tschemmernegg achtet darauf, dass unsere Heiligen nicht die Fassung verlieren

Karl Tschemmernegg neben seinem Urban in der Werkstatt in Aibl.
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EIBISWALD. Prominent besetzt ist die Gesellschaft an Heiligenfiguren, die die geräumige Werkstatt von Karl Tschemmernegg in Aibl/Eibiswald bevölkert. Dort haben wir den gelernten Tischer besucht, um ihm ein wenig über die Schulter zu sehen, wenn er Nikolaus, Urban und so mancher Christusfigur von Wegkreuzen wieder zu neuem Glanz verhilft.
"Mir ist es ein ganz großes Anliegen, dass die Glaubenszeichen in der Region für die Nachwelt erhalten bleiben", betont Tschemmernegg zu seiner Intention, während er Fotos von völlig verwitterten Figuren herzeigt, die er penibel auseinander genommen, gereinigt, die fehlenden Teile angeleimt und wieder mit frischer Ölfarbe bzw. Blattgold versehen hat.

WOCHE Redakteurin Susanne Veronik war mit Karl Tschemmernegg bei der Josefskapelle in der Aibler Schwarzhofsiedlung.
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Der Ur-Aibler Karl Tschemmernegg hat mit 14 Jahren eine Tischlerlehre bei Tischlermeister Gottfried Zangl in Eibiswald absolviert, einem richtig alten Meister, wo alles mit der Hand zu bearbeiten war. Bis 1959 war Tschemmernegg bei der Firma Zangl, bevor er seinen Militärdienst leistete. Danach fing er 1961 bei der Eibiswalder Firma Kleindienst als Tischler an, wo er 36 Jahre verblieb.

Vom Tischler zum Restaurator

Wie es zum Restaurieren gekommen ist ? "Als ich Mitglied des Alpenvereines geworden bin, war der ehemalige Schuldirektor Hans Wippel dort als Obmann tätig - eine Größe in Sachen Regional-Kultur. Er war es, der in mir das Interesse geweckt hat", so Tschemmernegg.
Wie ist díe Vorgehensweise? "Wenn ich eine Figur, z.B. einen Corpus von einem im freien stehenden Wegkreuz zum Restaurieren in die Werkstatt bekomme, dann zerlege ich sie zuerst in ihre Bestandteile, ziehe die Nägel heraus und beize sie komplett ab, um zu sehen, was für eine Fassung usprünglich verwendet worden ist. Wenn alles gereinigt ist, erfolgt der Aufbau des Corpus, d. h. fehlende Teile werden dazu geschnitzt und eingeleimt. Damit die Figur im Freien den Witterungen standhalten kann, impregniere ich sie auch. Für die Fassung verwende ich Ölfarben und Blattgold," erklärt Tschmmernegg. Bei Heiligenfiguren z.B. aus einer Kirche wird die Fassung allerdings mit viel Knowhow und oft auch nach Rücksprache mit Fachleuten vorsichtig ausgebessert.

Dem Wurm an den Kragen

Wenn die Figur im Freien steht, dann wird mit hochwertigen Gift, dem "Wurmtod", der Holzwurm unschädlich gemacht. Im Rauminneren funktioniert auch folgende Taktik, nämlich die Figur in einen Sack voll Holzspäne zu stecken und dann Salmiak beizufügen, das man so einen Monat lang einwirken lässt. Der Wurm erstickt dann in der Figur und das Salmiak verflüchtigt sich wieder.

Josefskapelle in der Schwarzhofsiedlung

Nach Vorlagen schnitzt Karl Tschemmernegg auch selber, wie den Hl. Urban aus Lindenholz, der in seiner Werkstatt zur Reinigung trohnt. Ein besonderes Werk ist die Figur des Hl. Josef in der Josefskapelle von 1999 in der Stammeregger Schwartzhofsiedlung. "Das war ein Projekt der Siedlungs-Gemeinschaft, die das Objekt nach meinen Plänen errichtet hat. Die malerische Gestaltung hat der bekannte Künstler Prof. Franz Weiss in Zusammenarbeit mit Prof. Sepp Steurer übernommen und ich habe die Josefsfigur als "Familienheiligen" nach einer Vorlage geschnitzt.
Was kaum jemand bedenkt: Besonders viel Zeit geht beim Schleifen der Werkzeuge auf.

Es ist so spannend, wenn "er" Dich auf einmal anschaut", 
freut sich Tschemmernegg, wenn er einem Stück Holz eine Figur entlockt.

Uhren ticken hier anders

Wer bei Karl Tschemmernegg eine Figur zur Restauration gibt, muss wissen, dass hier die Uhren anders ticken:

"Ich habe über Jahrzehnte unter peniblem Termindruck gearbeitet, das mache ich jetzt in meiner Pension nicht mehr. Die Arbeit ist fertig, wenn sie eben fertig ist."
Karl Tschemmernegg

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