Patienten von Jung bis Alt - aber die Ärzte?

Peter Grasl ist mit 36 Jahren der jüngste Allgemeinmediziner im Bezirk Deutschlandsberg. | Foto: KK
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  • Peter Grasl ist mit 36 Jahren der jüngste Allgemeinmediziner im Bezirk Deutschlandsberg.
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In Zeiten, in denen der klassische steirische Hausarzt durchschnittlich 52,7 Jahre alt ist, sorgen sie für "frisches Blut": Jene jungen Mediziner, die sich quasi direkt nach der abgeschlossenen Ausbildung in das Abenteuer "Arztpraxis" stürzen.
Laut der jüngsten Landesstatistik zählen die Ärzte nämlich neben den Notaren und den Ziviltechnikern zu den stärksten überalteten Berufsgruppen. Lediglich acht Prozent der niedergelassenen Ärzte ist unter 40 Jahren.

Die Gründe, warum keine jungen Kollegen nachkommen sind vielfältig, wie Alexander Moussa aus eigener Erfahrung weiß: "Die Arbeitsbelastung ist meist recht hoch und die Familie leidet unter den häufig nicht planbaren Tagesabläufen. Wochenend-, Feiertags- und Nachtdienste sind zu leisten und bei Verhinderung bzw. Krankheit steht der Betrieb still", so der 35-jährige Allgemeinmediziner, der seit 2012 eine Ordination in Hartberg hat.

Tragende Säule in der Versorgung

"80 Millionen Patientenkontakte werden jährlich von Allgemeinmedizinern abgewickelt", berichtet Moussa, der gleichzeitig auch Obmann der Sektion Allgemeinmedizin sowie Kassenärztlicher Referent der Ärztekammer Steiermark ist. "Damit sind wir eine tragende Säule der medizinischen Versorgung in Österreich." Dass dieser maßgeblichen Stütze auch viele Steine in den Weg gelegt werden – Kassenbürokratie, Limitationen – ist bekannt. Dennoch lassen sich besonders Engagierte nicht davon abschrecken. Einer von ihnen ist Peter Grasl, der jüngste Arzt im Bezirk Deutschlandsberg. Nach Studium in Wien, Ausbildung in mehreren Spitälern und zwei Jahren als Notarzt eröffnete er vor drei Jahren seine Kassenordination im Deutschlandsberger Ärztezentrum.

Neben seinen sieben Angestellten sind auf 300 Quadratmetern mittlerweile fünf Fachärzte und einige Therapeuten untergebracht. Was nach viel Aufwand klingt, ist in Wahrheit eine Ersparnis. "Wir nutzen teure Geräte zusammen und brauchen nur eine EDV und eine Telefonanlage", erklärt Grasl. Das wirtschaftliche Risiko der Selbstständigkeit machte ihm vor der Eröffnung seiner Praxis Sorgen. "Die waren im Nachhinein umsonst", meint der Arzt heute. Da sich seine Gattin Cornelia um den Großteil der Organisation kümmert, kann sich Grasl nun umso mehr auf seine medizinischen Tätigkeitsfelder konzentrieren.

Leistungen und Notdienste anpassen

"Auf die betriebswirtschaftlichen Fragestellungen einer eigenen Praxis wird man im Studium leider gar nicht vorbereitet", meint Grasl. Den Hauptgrund für den Rückgang an Hausärzten sieht er aber freilich woanders. "Da bedarf es mehrerer Änderungen: Eine deutliche Anhebung der Honorarleistungen mit einer zeitgemäßen Anpassung des Leistungskataloges ist eine davon." Acht Bereitschaftsdienste und mehr pro Monat sind bei Ärzten keine Seltenheit mehr. Grasl fordert hier neue Regelungen und appelliert auch an die Gemeinden. "Es ist auch deren Aufgabe, für attraktive Möglichkeiten der Niederlassung zu sorgen und Jungärzten bei der Gründung ihrer Ordination zu unterstützen."

Warum sich junge Menschen dennoch den Beruf des Allgemeinmediziners "antun" sollten?

"Man lernt als Hausarzt im Lauf der Zeit seine Patienten wirklich gut kennen, kennt die sozialen und familiären Hintergründe, die persönliche Lebensgeschichte und lernt somit auch Gesundheit und Krankheit derjenigen Personen aus mehreren Blickwinkeln zu betrachten", erzählt Grasl. "Die Patienten von Jung bis Alt, von kleinen „Wehwehchen“ bis zu einfühlsamen Behandlungen von schweren Erkrankungen mit langen Leidenswegen, das macht meiner Meinung nach das Interessante am Berufsbild des Hausarztes aus."

Peter Grasl ist mit 36 Jahren der jüngste Allgemeinmediziner im Bezirk Deutschlandsberg. | Foto: KK
Peter Grasl mit seinem Team in der Ordination im Ärztezentrum Deutschlandsberg. | Foto: KK
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