Aus für das „Stainzer Café“

Sag‘ beim Abschied …

Das Gebäude mit der Adresse Hauptplatz 12 (früher Stainz 47), in dem das „Stainzer Café“ residierte, kann durchaus als geschichtsträchtig bezeichnet werden. Hier befand sich der ehemalige Stiftshof, hier wickelte die 1868 gegründete Sparkasse ihre ersten Geschäfte ab und hier fanden in der Folge etliche Betriebe ihr Domizil. Bis in die 1980-er-Jahre stand das Haus im Eigentum der Familie Schliber, die ein Radio-, Fernseh- und Elektronikunternehmen führte, bevor die Eigentümerfamilie Bucar die Räumlichkeiten für einen Spar-Markt nutzte.
Den gastronomischen Startpunkt setzte Ernestine Gusenbauer, die erste Betreiberin und Namensgeberin des Lokals. Ende der 1990-er-Jahre stieg dann Mike Simbürger in das „Stainzer Café“ ein und baute es mit Geschick, Schmäh und Fachkenntnis zu einem wahren Kultlokal aus. Er war findig im Kreieren neuer Getränke, er war für jeden Spaß zu haben, er bot die Bühne gleichermaßen für junge und nicht mehr ganz junge Gäste. „Seine Kunst bestand in einem gekonnten Laissez faire“, bezeichnete ihn ein Stammgast als Meister im Finden der richtigen – manchmal auch notwendigen harten - Worte. Nur so war es wahrscheinlich möglich, das Lokal gezählte 23 Jahre an der Spitze zu halten.
Das Corona-Virus rechnete nicht in Kategorien wie Nachtlokal, Partystimmung und Stammgäste. Es drückte ganz einfach jede Aktivität aus wie eine abgerauchte Zigarette. „Die Betriebskosten sind trotz Ausgangssperre gegeben“, rechnet Simbürger nicht mit einer baldigen Öffnung der Gastronomie in Österreich. Diese Rechnung, so der Lokalbetreiber, könne sich auf Dauer ganz einfach nicht ausgehen. „Daher, so sein Entschluss, „kann ich das Stainzer Café nicht wieder aufsperren.“
Der Widerhall in den sozialen Medien förderte zwar viel Verständnis für den langjährigen Gastgeber zutage, die Verfasser zeigen sich aber auch traurig über den erzwungenen Abschied. „Danke für 23 geile Jahre“, lautete der Text des von den Fans an der Außenwand affichierten Transparents.