Vom Fensterln bis zum Tinderln
Sie suchen einen wie mich? Schämen Sie sich!

Schaut nicht nach Romantik aus
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Ausverkaufte Premiere: Recht viel Mühe gegeben hat sich die Theatertruppe Stainz, um all dem Himmelhoch-Jauchzen und dem Zu-Tode-betrübt-Sein einen vergnüglichen Rahmen zu geben. Das Publikum dankte mit frenetischem Applaus.

Von „StainZeit“-Sprecherin Doris Zach in ihrer Begrüßung als Experten in Liebesdingen und Heiratssachen tituliert, brannte die Stainzer Theatertruppe mit Susanne Fehleisen, Verena Fink, Elke & Helmut Fladenhofer, Silvia Sonnleitner (Schauspieler) und Philipp Fink, Helmut Fladenhofer, Sebastian Taucher und Kurt Weitzer (Musik) ein liebestolles Feuerwerk voller Gags, Anspielungen und (Halb)Wahrheiten ab. Ob die Taktiken des „Märchenprinzen“ auf der Suche nach einer Partnerin besser wirken als die resignative Haltung von Lady Sunshine und Mister Moon, die nicht zueinanderkommen konnten oder der Imperativ, sich nichts verbieten zu lassen, soll der Befindlichkeit des Publikums überlassen werden. Einig waren sich alle Mitwirkenden in der gesanglichen Feststellung, dass sich Liebeskummer nicht lohnt (immerhin aus dem Jahr 1964).

Alles klar in der Liebe?

Auch widerspruchlos: Liebesbeziehungen betreffen alle, sie lösen einen durchlässigen Zustand aus und mit Wunden ist zu rechnen. Nicht optimal scheint es, sich der Vorstellung nach einer vollkommenen Liebesbeziehung hinzugeben. Das dürfte auch über den Weg des Weiberkaufs nicht funktionieren. Blond oder Rot? Williger oder billiger? Einzeln oder im Dutzend? Umtausch oder Weiterverkauf? Fritz Grünbaum war sich jedenfalls sicher: Drum gibt's gar nichts Besseres, passen Sie auf, als Liebe und Ehe und Weiber auf Kauf! Was 15 Jahre Ehe ausmachen, wurde in den Entwicklungen von Hasilein und Mäuschen zu Hase und Maus, von Liebesschwüren zum Verstecken hinter der Zeitung und vom Aufzeigen der Schwächen des Anderen sichtbar gemacht. Das lieblos-zynische Ende: „Wenn ana von uns zwa stiabt, ziag i noch Sylt.“

Aus Streicheln wird Streiten

Nicht weniger fies ging es bei der Hochzeit von Hans und Grete zu, die von ihren Freundinnen zunächst über den grünen Klee gelobt, in der Folge aber doch ziemlich tief durch den Kakao gezogen wurden. Aus dem prunkvollen Saal wurde eine Bruchbude, dem zärtlichen Streicheln wurde die Bedeutung Streiten unterstellt, das Anstoßen in das Zerschlagen der Gläser vor lauter Wut umgedeutet und dem zunächst liebevollen Ehepaar das Prädikat Monster umgehängt. Dem Fensterln im Titel kam der Sketch vom versuchten Anbandeln (ist als Brauchtum anzusehen) der Frau bei ihrem Angebeteten recht nahe: Erfolg allerdings null, sie musste mit ihrem Fensterflügel unverrichteter Dinge wieder abziehen.
Abgerundet werden soll der Bericht mit ein paar Tinder-Sprücherln: I bin hübsch, du bist bled – das geht! Schau mir in die Augen, Kleine, oder bleib‘ für dich alleine“! In dulce jubilo, wenn’s geht, im Juli no! Und, auf die Überschrift zurückkommend: Sie suchen jemand wie mich? Schämen Sie sich! Die Darsteller brauchten sich keinesfalls zu schämen, sie wurden etliche Mal vor den (imaginären) Vorhang geholt.

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