Der eingebildete Kranke
Sommerliches Theatervergnügen unter freiem Himmel in Wies

Melina Schuster, Johanna Zirngast, Gernot Grinschgl, Julia Krasser und Andreas Mathauer (v. li.) | Foto: Josef Fürbass
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Das berühmteste und zugleich letzte Werk von Molière begleitet heuer mit zehn Vorstellungen durch den Wieser Theatersommer. Die Kulturinitiative Kürbis spielt die Komödie "Der eingebildete Kranke" mit Gernot Grinschgl sowie Dagmar Lais als kongeniale Hauptdarsteller. Zu sehen ab 30. Juni als "Natur-Schauspiel" bei freier Platzwahl im Hof der Schlosstenne Burgstall.

WIES. Mit dem Stück, das auf dem neuen Theaterwagen gegeben wird, erlebt der Hof der Schlosstenne Burgstall eine Doppelpremiere. Die rührige Wieser Kulturinitiative besinnt sich dabei auch auf ihre Anfangszeit zurück, als das Sommertheater ("Burgstaller Bauernkalender") noch ausnahmslos unter freiem Himmel stattgefunden hat. Aufgrund seiner Funktionalität und Kompaktheit kann der gut fixierbare Theaterwagen auch bei Lesungen und Musikveranstaltungen zum Einsatz kommen. Dafür steht eine mobile Bühne im Ausmaß von drei mal vier Metern, die im Bedarfsfall erweitert werden kann, zur Verfügung.

Uraufführung vor 350 Jahren

Die Komödie "Der eingebildete Kranke" in drei Akten stammt aus der Feder von Molière und wurde am 17. Februar 1673 im Palais Royal in Paris uraufgeführt. Der französische Schauspieler und Autor schlüpfte gerne selbst in die Rolle des Hypochonders. Die Tragik an der Sache: Während sich Argan seine Krankheit lediglich einbildet, ereilt Molière bei der vierten Vorstellung nach einem Blutsturz der Bühnentod.

"Es ist eine typische Komödie, die sehr stark vom Wortwitz abhängt."
Regisseur Karl Wiedner

Die Hauptfiguren werden von Gernot Grinschgl als Argan und Dagmar Lais, die sein spitzbübisches Dienstmädchen Toinette spielt, verkörpert. | Foto: Josef Fürbass
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In Wies wird die Geschichte vom wohlhabenden Familienvater Argan, der sich einbildet, an einer nicht näher definierten Krankheit zu leiden, unter der Regie von Karl Wiedner und in der Textbearbeitung von Karl Posch neu aufgerollt. Im Stil der Zeit vor 350 Jahren, aber sehr stark gekürzt und mit einigen Veränderungen gespickt. Dazu zählt der scheinbar beabsichtigte holprige Einstieg.

Stück beginnt improvisiert

Der Tag neigt sich beschaulich zu Ende. Und doch findet der Hof der Schlosstenne Burgstall, in dem ein Wagen steht, diesmal nicht seine gewohnte Ruhe. Ein Dutzend Gaukler bevölkert den Platz. Die Leute, die hier Station machen, jonglieren, musizieren und nehmen mit dem Publikum Kontakt auf. Schließlich bringen die Gaukler das Spiel um den Hypochonder Argan, das auch von Liebe, Geld und Tod handelt, auf dem Theaterwagen als Freiluftaufführung. Dabei wird versucht, das natürliche Licht so lange als möglich zu nutzen. Obwohl das Stück ernsthaft gespielt wird, kommt es immer wieder zu improvisierten Unterbrechungen. Bei Schlechtwetter geht das Sommertheater in der Schlosstenne über die Bühne.

Zur Handlung

Argan, ein Mann mittleren Alters, ist begütert und vor allem "krank". Auch die Ärzte und Apotheker, die ihn zuvorkommend behandeln und mit Medikamenten versorgen, brauchen nicht am Hungertuch nagen. Sie weisen dem Patienten nicht auf seine eingebildete Krankheit hin, sondern profitieren von den finanziellen Vorteilen dieser Situation. Da ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich Argan einen Arzt als Mann für seine Tochter Angelique (Julia Krasser) wünscht. Doch die liebt Cleanthe (Peter Eisner). Immer wieder taucht das Thema Tod auf. Da der Hypochonder fürchtet sterben zu müssen, versucht seine zweite Frau Belinde (Johanna Zirngast), die ihn nur des lieben Geldes wegen geheiratet hat, das Testament zu ihren Gunsten ändern zu lassen.

Der Nachwuchs zeigt groß auf: Theres Kaiser und Adrian Stelzl | Foto: Josef Fürbass
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Ob und wie man den eingebildeten Kranken heilen kann, bleibt das Geheimnis der ihn umfassend behandelnden Ärzte. So viel sei jedoch verraten: Die diversen Intrigen, Verwicklungen und Verwechslungen führen, wie es sich für eine Komödie gehört, zum Happy End. "Das Stück geht gut aus", versichert Wiedner. "Es soll ein fröhlicher Theaterabend sein. Die Spieler haben Spaß daran, das Publikum zu unterhalten."

Debüt für junge Schauspieltalente

Mit den bühnenerfahrenen Schauspielerinnen und Schauspielern wie Johanna Zirngast, Julia Krasser, Dagmar Lais, Melina Schuster, Peter Eisner, Gernot Grinschgl und Andreas Mathauer, der bewusst gleich vier Rollen bekleidet, treten mit Theres Kaiser und Adrian Stelzl auch zwei Leute aus der Jugendgruppe erstmals vor großem Publikum auf. "Das ist überaus erfreulich", findet Karl Wiedner, der auch überzeugt ist, dass die Werke Molières keinesfalls an Aktualität verloren haben. "Dieses Theaterstück und auch 'Der Menschenfeind' könnten aus der heutigen Zeit stammen. Das macht die Klassiker aus", ist Regisseur Karl Wiedner fasziniert.
Für die Ausstattung mit Kostümen aus der Zeit der Handlung (Paris im 17. Jahrhundert) sorgt in bewährter Weise Bettina Dreißger. Die Technik liegt im Verantwortungsbereich von Rupert Wiedner.

Zu den Spielterminen


Nach der Premiere am Freitag, dem 30. Juni, Beginn um 19.30 Uhr, wird "Der eingebildete Kranke" noch am 8., 12., 13., 14., 15., 18. und 19 Juli ab jeweils 19.30 Uhr gespielt. Beginnzeit für die Vorstellungen am 9. und 16. Juli ist um 17 Uhr. Kartenreservierung und Info: 0664/1615554, 03465/7038, kuerbis@kuerbis.at oder online unter www.kuerbis.at

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