„StainZeit“-Lesung mit Musik
Zweimal Gruber, je einmal Hell und Friesach in Stainz

Verdienter Schlussapplaus
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Reinhard P. Gruber, Peter Gruber, Bodo Hell und die Friesacher Frauenzimmermusi standen am Samstag in der Hofer-Mühle Stainz gemeinsam einer Bühne.

STAINZ. „Um diesen Event bemühen wir uns schon seit Jahren“, zeigte sich „StainZeit“-Sprecher Helmut Fladenhofer in seiner Begrüßung stolz, die Literaten Reinhard P. Gruber, Peter Gruber, Bodo Hell und die Friesacher Frauenzimmermusi auf einer Bühne künstlerisch zusammengeführt zu haben.

Vielseitigkeit ist ihr Metier

Den Auftakt übernahm die Musik: Die Friesacher Frauenzimmermusi legte mit „Wochenend und Sonnenschein“ – allerdings mit eigenem Text, wie bei der Vogelhochzeit auch – gleich ordentlich. Überhaupt: Die Formation erwies sich im Lauf des Abends gleichermaßen als Begleiter, Spielpartner und Chor in eigener Sache. Auf allen Ebenen zeigten Claudia Grundner, Agnes Harrer, Alexandra Kröpfl und Judith Payer mit ihrem Gesang, ihrer Interpretation und ihrer musikalischen Vielseitigkeit von der Flöte über die „Steirische“ bis zum Kamm ein hohes musikalisches Können.

Peter Gruber auf den Spuren eines Hirten

Für den Leseauftakt hatte Peter Gruber, der sich durch Bücher, Theaterprojekte und Textbeiträge einen Namen gemacht hat, sein Buch Sonnenschnee mitgebracht, das sich dem paradiesischen Leben auf der Alm widmete. Wobei: Paradies für die Wanderer ja, für die Hirten eher nein. Denn das Handwerk verlangt viel Anstrengung ab. Im Gegenzug beinhaltet die Tätigkeit in der Einsamkeit aber das Erleben des Wachsens der Gräser (jetzt wissen wir, wie die Teufelskralle zu ihrem Namen kam), des Zusammenwachsens mit den Tieren (Eidechsen sind Wetteranzeiger) und des Antreffens von vielen Spuren (nachhaltiger Umgang mit Wildtieren) der Natur. Schön für einen Hirten zu erleben, dass die Schafherde auch ohne Anleitung in das Tal findet. Auf da Olm, do gibt’s koa Sünd? Auch davon wusste Peter Gruber zu berichten.

Mit Bodo Hell auf Höllgraben-Tour

Wiederkäuen geht uns ab? Bodo Hell, der Salzburger, der in Wien lebt und in der Steiermark wandert, versuchte diese These den Besuchern verständlich zu machen. Aber: Lassen sich elf Bissen einer Kuh mit 50 Mal kauen eines Menschen vergleichen? Sind Zahnstocher nur bei Rindfleisch erlaubt und muss alles gegessen werden, was auf den Tisch kommt? Oder soll man Reste auf dem Teller lassen, um dem Koch zu signalisieren, dass er ausreichend kredenzt hat? Der Grad der Verwertung, so der Autor, sei bei einer Stuhlprobe leicht abzulesen. Im zweiten Block begab sich Bodo Hell auf einen Trip rund um Mausegg, den Sporiroaofen und die Sauerbrunn-Quelle. Besonders widmete er sich dem frühmorgendlichen „Ansitzen“ bei einer Auerhahn-Balz (Geräusch wie ein Moped) im Revier Meran. Als fortpflanzungstechnischen Höhepunkt nach dem vierteiligen Balzlied (Glöckeln, Triller, Hauptschlag und Schleifen) benannte er das „Treten“ der Henne.

„Local Hero“ Reinhard P. Gruber

Als vergnüglich-tiefgreifend kann man die Lesung von Reinhard P. Gruber bezeichnen, der sich in sein jüngstes Buch „Anders denken“ (2020) vertiefte. Vom griechischen Archē (Anfang, Ausgangspunkt), dem Daseinssinn für die Menschheit, leitete er ab, dass erst aus Unordnung Ordnung entstehen kann. War der Urknall tatsächlich der Beginn? „Früher“, verwies er auf in der Vergangenheit gängige Lehren, „gab es ganz andere Ansichten.“ Aber auch heute gebe es keinen Nachweis für Endlichkeit oder Unendlichkeit. Am ehestens entsprächen dieser Sicht die großen Religionen. Aber: Ist Gott ein Mann oder eine Frau? Wird im Islam Zulu gesprochen? Welche Hautfarbe hat ein Jude? Es käme – so ein Eckpunkt – auf den von einem Geheimnis beherrschten, im Christentum oftmals von Päpsten dekretierten Glauben an. Wieder ein Aber: Ist der IS (Islamischer Staat) oder der Vatikan der größere Gottesstaat? „Schau’n wir mal, was sich ergibt“, nannte Reinhard P. Gruber den Blick in das Reich des Möglichen als reale Option. Jedenfalls müsse eine es eine „Freiheit für“ und keine „Freiheit von“ geben.

Reinhard P. Gruber als Andersdenker

Mit einem erfrischenden „Heperep pep pep pep“ reklamierten die „FrauenZimmer“ zum Abschied ein Männerlied für sich und führten hinüber zu Gedankenaustausch mit den Autoren, Signieren der Bücher und einem Fluchtachterl.

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