Alianza
Gäste aus Argentinien am Bauernhof in Trahütten

Hausherr Alois Kiegerl bespricht umfangreiche Themen mit den Gästen aus Argentinien auf seinem zertifizierten Bio-Betrieb in Trahütten. | Foto: Susanne Veronik
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Im Rahmen des Alianza-Projektes ist eine Delegation mit zwölf Bäuerinnen und Bauern aus Argentinien auch im Bezirk Deutschlandsberg unterwegs. Dabei war der Bio-Bauernhof Priegl von Alexandra und Alois Kiegerl in Trahütten eines der  Vorzeigeprojekte, das die Gäste aus Südamerika beeindruckt hat - MeinBezirk.at war dabei. 

DEUTSCHLANDSBERG. "Das ist ja magisch! Wir haben noch nie Schnee gesehen", so einer der Gäste aus Argentinien, als die Delegation schon in der Vorwoche auf der Teichalm angekommen ist. "Und wir dachten, das sei ein schlechtes Wetter für den Gegenbesuch", schmunzelt Margareta Moser, zuständig für die Brasilien-Projekte für das Welthaus der Diözese Graz-Seckau.

Einer der vielen Programmpunkte war ein Besuch mit Besichtigung am Bio-Bauernhof Priegl in Trahütten. Schließlich sind Alexandra und Alois Kiegerl selbst im November des Vorjahres im Rahmen des „Alianza Österreich-Argentinien - Gemeinsam für eine zukunftsfähige Landwirtschaft“ bereits nach Argentinien geflogen, um ihre Erfahrungen aus der nachhaltig betriebenen Landwirtschaft über die Landesgrenzen hinweg gemeinsam mit ebenso bäuerlichen Familienbetrieben in Argentinien zu erarbeiten.  

"Auch wenn die Betriebe über noch so verschiedenen Ecken auf unserem Globus angesiedelt sind, so haben sie doch eines gemeinsam: Die Sorge um die Weiterführung ihrer kleinen Betriebe im Gegensatz zu den Groß-Konzernen in eine möglichst gesicherte Zukunft und das unter Berücksichtigung von Kreislaufwirtschaft, Nachhaltigkeit und Tierwohl sowie die Auflagen für Styria-Beef, Biolandwirtschaft u. a."
Alexandra und Alois Kiegerl

Murbodner Rinder fühlen sich wohl

Während man in Argentinien schon massiv mit Trockenheit und den Folgen des Klimawandels zu kämpfen hat, so präsentierte sich das Almengebiet in Trahütten am Besuchs-Tag feucht nebelig mit leichtem Nieselregen und aufkeimendem satten Grün auf dien Wiesen.

Das Ehepaar Kiegerl führt mit seinen drei Töchtern auf rund 1000 Metern Seehöhe den Bauernhof Priegl - seit 1991 ein zertifizierter Bio-Betrieb mit rund 80 Murbodner Rindern in Mutterkuh-Haltung sowie Schweine.

So gut geht es den Rindern auf dem Bauernhof Priegl auf rund 1000 Metern Seehöhe in Trahütten.  | Foto: Veronik
  • So gut geht es den Rindern auf dem Bauernhof Priegl auf rund 1000 Metern Seehöhe in Trahütten.
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"Normalerweise treiben wir unsere Tiere im Mai auf die Almen. Aber heuer wird es wohl später werden", deutet Alois Kiegerl zu den noch schneebedeckten Almen, wo die Weidegemeinschaft Hochalm - Bärntal seit bereits 46 Jahren ihre Tiere über den Sommer belässt. Dabei ist dieser Schnee, der nur langsam in das Erdreich einsickert, ein wahrer Segen für die Böden, das Grundwasser und als Reserve bei Trockenheit.

"In unseren Böden haben wir auch Dank der Ausbringung von Mist als sehr wertvollen Dünger einen Humusgehalt von gut 27 Prozent. Das macht die Böden resistenter bei Trockenheit. Dazu kommen gut 30 Prozent Klee, Luzerne und andere wichtige Bestandteile", erklärt Alois Kiegerl die gelebte Kreislaufwirtschaft am Hof. Dabei steht bei den Kiegerls das Tierwohl an oberster Stelle, schließlich ist ihr Rinderstall für gut 60 Murbodner Rinder auch von der Landwirtschaftskammer als Tierwohl-Betrieb ausgezeichnet worden.

Einmal lächeln bitte! | Foto: Susanne Veronik

Beim Rundgang durch den zertifizierten Biobetrieb waren auch die Gerätschaften ein großes Thema. "Unsere Maschinen stehen über eine Whats App Gruppe der Gemeinschaft  in Gemeinschaft  zur Verfügung. "Wir funktioniert dieser Hänger zur Untersuchung von Rindern?" möchte eine junge argentinische Tierärztin wissen. Alois Kiegerl steigt in das Gestell und erklärt gerne, wie dort das Tier fixiert, untersucht und wieder freigelassen werden kann.

Gelebtes Tierwohl bis zuletzt

"Dieser Schlachtanhänger ist ein  Protoptyp. Damit haben wir Pionierarbeit geleistet", zeigt Alois Kiegerl auf ein weiteres Gerät, das eine stressfreie Hofschlachtung der Rinder zulässt. Kiegerl ist Obmann des Vereines "Initiative zur stressfreien Schlachtung auf der Koralm", sodass das Tierwohl bis zur letzten Sekunde gewährleistet ist. Zwölf Koralmbauern sind inzwischen an Bord.

Der Anhänger für die stressfreie Hofschlachtung ist eine Pionierarbeit, die von zwölf Bio-Bergbauern auf der Koralm genutzt wird. | Foto: Susanne Veronik
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Bei einem abschließend gemeinsamen Mittagessen haben Kammerobmann Christian Polz, Friedrich Leitgeb von der Boku und Hannes Lenz, Ortsteilsprecher in Trahütten, die Themen Landflucht und gegensteuernde Maßnahmen sowie überhaupt die infrastrukturellen Gegebenheiten im ländlichen Raum thematisiert.

"Es war sehr gesellig. Was gute Stimmung angeht , sind die Argentinier wirklich vorne dabei" , sind sich Alexandra und Alois Kiegerl einig.

Impressionen der Gäste aus Argentinien

Welche Eindrücke die Gäste aus Argentinien von diesem Besuch in am Bio-Bauernhof in Trahütten mitnehmen?

"Österreich ist ein sehr gutes Beispiel in vielen Belangen: Zum Beispiel, dass viele Familienbetriebe im ganzen Land verteilt sind. Das gibt es in Argentinien nicht, hier sind es nur wenige Großbauern, die riesige Gebiete in der Größenordnung von 15.000 Hektar bis zu 100.000 Hektar bewirtschaften. Wir müssen daher dafür kämpfen, dass wir nicht von den großen Agrarbetrieben mit Pestiziden vergiftet werden. Wir müssen sogar dafür kämpfen, dass wir überhaupt bleiben können und nicht von unserem Land vertrieben werden."
Juan Carlos Figueredo, Incupo, Bildung

Isabell Blanco und Juan Carlos Figueredo am Bauernhof Priegl in Trahütten. | Foto: Susanne Veronik
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Beeindruckt zeigen sich die Gäste von Argentinien nicht nur von der gelebten Kreislaufwirtschaft und der Landschaftspflege, sondern auch vom Fördersystem in Österreich als funktionierenden Rechtsstaat, in dem Bildung groß geschrieben wird. Juan Carlos Figueredo: "Hier in Österreich muss man nicht erklären, dass es Wald- und Bodenschutz geben muss. Ich sehe es mit meinen Augen, wie hier Landschaftspflege und Landschaftsschutz  betrieben wird. 

"In Argentinien erhält man als kleiner Betrieb gar keine Förderung", betont Isabell Blanco, eine Landwirtin, die früher Gemüse angebaut hat, inzwischen aber wegen der zunehmenden Trockenheit auf Schafzucht umsteigen musste.

Über das Alianza-Projekt

Bei all den freudvollen Betriebsbesuchen hat dieser länderübergreifende Austausch doch einen sehr ersten Hintergrund: Explodierende Futtermittelpreise, knappe Düngermittel und der immer stärker spürbare Klimawandel: Das gegenwärtige Agrarsystem steht unter enormen Druck und das Mercosur-Abkommen („Gemeinsamer Markt Südamerikas“) droht diese Problematik noch weiter zu verschärfen.

Ein Bild aus dem ersten Besuch in Argentinien: Alois Kiegerl und Anibal-Fretes, Rinderbauern aus der Weststeiermark und aus Argentinien kämpfen mit ähnlichen Problemen. | Foto: Lukas Nistelberger, Welthaus, INCUPO
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Schwerpunktthemen des gesamten Projekts und der gegenseitigen Lernbesuche  gemeinsam mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Welthaus und der argentinischen Partnerorganisation Incupo Nord- und Mittelargentinien sind daher die Auswirkungen und notwendige Anpassungen an den Klimawandel in der Eiweißfuttermittel- und Tierproduktion sowie politische und gesellschaftliche Entwicklungen, die förderlich bzw. hinderlich für die Stärkung der familiären Landwirtschaft sind.

Programm voller Vielfalt

Eingebettet ist das Besuchs-Programm in die Vielfalt der bäuerlichen Kultur und Kulinarik unseres Landes: von der steirischen Brettljause und Kernölschmölzi, Tafelspitz und Kesselgulasch über Familienmusi, Bandltanzen und Schuhplattln bis zu einer Feuerwehrübung in Preding werden mit argentinischen Gästen auch die kulturellen Schätze der Region vor den Vorhang geholt

Heute geht es z.B. weiter zum Biohof Höllpauli der Familie Kappel in Dobl-Zwaring
rund um Milchviehhaltung mit eigener Nachzucht; Legehennen; Getreideanbau; Direktvermarktung von Brot, Gebäck und Milchprodukten. "Außerdem werden die argentinischen Gäste erstmals Kernöl verkosten können", ergänzt Margaretea Moser.

Am Programm stehen also zahlreiche Besuche von biologischen und konventionellen landwirtschaftlichen Betrieben (Schweinemast, Rinderzucht, Geflügelhaltung), eine Führung in der landwirtschaftlichen Forschungseinrichtung Raumberg-Gumpenstein, ein Treffen mit Bischof Wilhelm Krautwaschl sowie ein Austausch mit dem stellv. Direktor der Landwirtschaftskammer Fritz Stocker.

Das große Abschlussevent in Wien findet am 26. April mit Beginn um 9 Uhr im Curhaus (Stephansplatz 3) statt mit Klimaministerin LeonoreGewessler und weiteren Persönlichkeiten. 
 

Zu den Zielen

Das länderübergreifende Projekt „Alianza Österreich-Argentinien - Gemeinsam für eine zukunftsfähige Landwirtschaft“ wurde vom Welthaus der Diözese Graz-Seckau gemeinsam mit ihrer argentinischen Partnerorganisation Incupo initiiert und verfolgt folgende Ziele:

  • Globale Zusammenhänge erkennen
  • Erfahrungsaustausch zwischen bäuerlichen Familienbetrieben
  • Bekannt machen und Entwicklung nachhaltiger Betriebsweisen
  • Starke Argumente für den Kauf regional erzeugter Produkte entwickeln
  • Wertschätzendes Bild der familiären Landwirtschaft vermitteln
  • Rahmenbedingungen für eine nachhaltige tierische Produktion einfordern

Weitere Informationen findest du außerdem auf graz.welthaus.at/alianza


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