Die „Mollitsch-Kapelle“ empfängt alle Generationen

Der Generationenplatz lädt zum Verweilen ein: Kerstin Marchel mit Töchterchen Leonie, Waltraud Marchel, Fritz Pracher und Stefanie Reininger (v. l.)
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  • Der Generationenplatz lädt zum Verweilen ein: Kerstin Marchel mit Töchterchen Leonie, Waltraud Marchel, Fritz Pracher und Stefanie Reininger (v. l.)
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Seit 1864 tragen die Bewohner ihre Bitten an die Gottesmutter heran

1.450 unentgeltliche Arbeitsstunden hat die Bevölkerung geleistet, um ihren religiösen Mittelpunkt, die Mollitsch-Kapelle, in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Das 1864 erbaute Kleinod wird gerne zum Beten, Bitten und Danken genutzt, der Platz um sie herum führt die Generationen zusammen.

(jf). Es ist ein im wahrsten Sinne des Wortes erhebendes Gefühl, auf dem Mollitsch-Kogel in der Naturparkgemeinde St. Nikolai im Sausal zu stehen und den herrlichen Rundumblick zu genießen. Der Ort ist ideal dafür, um Entspannung zu finden und neue Kraft zu tanken. Das kann man auch in der Mollitsch-Kapelle tun, die von der Dorfgemeinschaft vorbildlich renoviert wurde und am 15. August 2017, dem Großen Frauentag, von Pfarrer Krystian Puszka mit musikalischer Begleitung der „Klangfarbe“ sowie einer Kräuterweihe der Frauenbewegung St. Nikolai im Sausal feierlich eingeweiht wird. Beginn ist um 9.30 Uhr.
„Für mich ist das der schönste Platz der Welt“, drückt ein Bewohner aus Waldschach seine Begeisterung für den Mollitsch-Kogel aus. „Bei sonnenklarem Wetter nach einem Regentag sollten von dieser Stelle aus 36 Kirchen sichtbar sein“, weiß Fritz Pracher, der Obmann der Kapellengemeinschaft Mollitsch, zu erzählen.

Ein Treffpunkt für Jung und Alt

Die Mariahilf-Kapelle steht auf öffentlichem Gut und ist vor über 150 Jahren aus Restbeständen einer nahen Ziegelbrennerei erbaut worden. „Aus Dankbarkeit dafür, dass beim Brand eines Gemeinschaftshauses niemand zu Schaden gekommen ist“, so Pracher. Immer wieder haben die Bewohner des Dorfes hier ihre Bitten an die Muttergottes und an den hl. Antonius, der in der Kapelle ebenfalls verehrt wird, gerichtet. Es wurde um gutes Wetter, um Regen gebetet und manchmal auch ein Kinderwunsch geäußert. „Es ist unser aller Anliegen, dass diese Bitt- und Dankeskapelle weiterhin erhalten bleibt. Das Mai- und Bittbeten soll wieder aktiviert werden.“
2014 – so lange gibt es sie – hat die Kapellengemeinschaft Mollitsch den Beschloss gefasst, ihr Heiligtum ein „bisserl“ zu renovieren. Sehr bescheiden ausgedrückt, denn die Kapelle wurde zu einem wahren Schmuckstück, das Umfeld zu einem Generationenplatz. „Begonnen haben wir am 20. Juni 2015 mit der Versetzung des Säulenmastes für das Osterkreuz“, berichtet Obmann Fritz Pracher. In der Folge wurden Mauern trocken gelegt, Fundamente ausgebessert, die beiden Säulen um zwei Meter nach vor gezogen, der Außenputz erneuert und so das Bild von einer südweststeirischen Kapelle gewahrt. Die Bevölkerung hat tatkräftig mit angepackt und 1.450 unentgeltliche Arbeitsstunden geleistet. Auch Sponsoren, Firmen und die Marktgemeinde haben das Vorhaben unterstützt, und so konnte das große Werk gelingen.

„Es ist eine ruhige, in sich geschlossene Kapelle, die für jeden zugänglich ist.“

Fritz Pracher
Obmann der Kapellengemeinschaft

In den letzten Monaten wurde auch die Umgebung neu gestaltet. „Die Idee, hier ein Generationeneck zu errichten, kam von unserer Jugend“, betont Pracher. „Verantwortlich für die Jugendarbeit und das Projekt ist Kerstin Marchel. Jedes der 14 Mollitscher Häuser hat hier seinen Rosenstock und ist eigenverantwortlich dafür.“ Die Dorfgemeinschaft schließt auch bereits den künftigen Nachwuchs in ihr Herz. In eine Herzform sollen Namenskärtchen der Neugeborenen gesteckt werden. Das Kleinod ist auch Messkapelle, in der Sakramente wie Taufe oder Hochzeiten gespendet werden können.
Finanziert wurde die Renovierung durch eine Haussammlung und eine Bausteinaktion. Das Kapellenfest am 15. August soll dazu beitragen, den noch offenen Betrag zu begleichen.

IM DETAIL

1945 wurde die Kapelle in Mollitsch, die ursprünglich kleiner war, generalsaniert. Die nächste Renovierung erfolgte in den Jahren 1972 bis 1974. Leider hat sich bei der Fertigstellung ein folgenschweres Unglück ereignet. Einem Bub wurde der linke Unterarm abgetrennt. Der damals Zwölfjährige hantierte mit einer starken aber harmlos wirkenden Schnur, die mit großer Wahrscheinlichkeit sein Großvater aus dem Krieg mit nach Hause gebracht haben dürfte. Mit ihr wurden Getreidesäcke zugeschnürt. Beim Versuch, besagte Schnur mit einem kleinen Beil zu kürzen, kam es zur Detonation: Es stellte sich später heraus, dass es sich dabei um eine hochexplosive Knallzündschnur aus dem 1. Weltkrieg handelte. Nachzulesen auch im Buch „Bilderbogen meiner Kindheit“ von Anton Korb.
Bei der Renovierung in den Jahren 1991/93 wurde der Innenraum der Mollitsch-Kapelle vergrößert.

Fotos: Josef Fürbass

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