Österreichs bester Autocrasher kommt aus Lannach

Auto-Crash-Staatsmeister Joachim Hoiser mit seiner Pokalsammlung und seinem selbst gebauten Auto. | Foto: KK
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Im Bezirk Deutschlandsberg gibt es Staatsmeister im Triathlon, Reiten oder Schach. Aber haben Sie auch schon mal was von Auto Crash gehört? Der Lannacher Joachim Hoiser ist Staatsmeister in diesem Sport, der genau das ist, nachdem er sich anhört: Autos fahren auf einer Naturbahn in mehreren Runden gegeneinander, erlaubt ist alles - Abdrängen, Attackieren, jede Form von Attacke, die sich in einem Kraftfahrzeug durchführen lässt. Wer am Ende als Erster über die Ziellinie kommt, gewinnt.

Zwei Staatsmeistertitel

Hoiser war schon oft der schnellste Österreicher in diesem Sport. In den verschiedenen Motorklassen wurde er mehrmals Staatsmeister, zwei Mal gewann Hoiser den Staatsmeistertitel in der Gesamtwertung aller Klassen. Zwischen diesen beiden Titeln liegen aber erstaunlicherweise 22 Jahre. Angefangen hat beim Lannacher alles im zarten Alter von zehn Jahren. „Da war ich zum ersten Mal beim Auto Crash zuschauen und war begeistert“, erinnert er sich. Es mussten aber noch elf Jahre vergehen, bis er zum ersten Mal in einem der Rennautos saß. Das war 1991. Damals fuhr Hoiser nur eine Saison, musste dann zum Bundesheer und stieg erst wieder 1995 ein – schaffte aber gleich auf Anhieb den Gesamtstaatsmeistertitel. Drei Jahre später war wieder Schluss. „Ich habe mich einfach nicht mehr geschert, andere Dinge waren interessanter oder wichtiger“, erklärt Hoiser. Erst 2012 packte ihn wieder die Lust am Auto Crash: Mit einem neuen Auto gewann er 2014 und 2015 Staatsmeistertitel in allen Klassen der ACVÖ (Auto Crash Vereinigung Österreich), für den Gesamttitel reichte es aber nicht. 2016 fuhr der Lannacher nur zwei Rennen, dafür ging ihm im Vorjahr so richtig der Knopf auf. Hoiser wurde erneut Staatsmeister aller Klassen und wurde mit 47 Jahren zum zweiten Mal Gesamtstaatsmeister.

Ein Perfektionist am Auto

Ein Geheimnis seines Erfolgs: Hoiser bezeichnet sich selbst als Perfektionist. Er fährt zu jedem Rennen mit Bus, Anhänger, großem Zelt und einem eigenen Mechaniker, mit dem er während der Läufe sein Auto repariert. Hoiser ist auch gelernter Mechaniker und hat sein Auto daher selbst gebaut. Dach, Lenkung und Vorderachse sind von einem VW Käfer, die Hinterachse von einem VW-Bus, der Rest ist Eigenbau. „Damit habe ich einen Vorteil und momentan das schnellste Auto“, weiß der Lannacher. Ersatzteile hat er immer mit, und zwar nur die besten. „Andere fahren mit Sachen, die hau ich weg. Ich fahre nicht 250 Kilometer nach Hollabrunn und dann nach zwei Runden wieder heim, weil ich was Schlechtes eingebaut habe“, so Hoiser. „Und dann wundern sie sich, wenn der Hoiser alles gewinnt.“ Nur einmal hatte Hoiser etwas vergessen: 2015 musste er im Kampf um den Gesamtstaatsmeistertitel ein Rennen berufsbedingt auslassen. Beim Saisonfinale in Oberwart warteten erst vier Autos gleichzeitig auf ihn, um ihn zu attackieren und einem Klubkollegen zum Titel zu verhelfen. Diesen konnte Hoiser entkommen, dann ging ihm der Kühler kaputt. Das Ersatzteil lag aber zuhause. „Das haben sie von Lannach nachgebracht, als sie da waren, stand ich aber schon wieder am Start.“ Hoiser hätte nur den Lauf überstehen müssen, kam aber wegen eines technischen Defekts nicht durch. Am Ende fehlten ihm zwei Punkte auf den Titel.

180 Euro für zwei Siege

Hoisers Hobby ist ein teures: Neben der Anreise kosten natürlich die Ersatzteile immer wieder Geld. „Du musst jedes freie Wochenende am Auto schrauben, sonst bist du nicht konkurrenzfähig“, meint der Lannacher. Kleine Sponsoren hat nur sein Klub, der damit sein Heimrennen in Feldbach austrägt. Hoiser gewinnt zwar viel, für den Tagessieg in der Klasse und im Finale aller Klassen gibt es aber nur 180 Euro. Und 35 Euro kostet das Startgeld. „Ich will gar nicht wissen, was das über das ganze Jahr hinweg kostet“, schmunzelt er.

Letzter Angriff auf den Titel?

Auch wenn es sich anders anhört, gab es unter den Auto Crashern noch keine Schwerverletzten oder gar Tote. Nur ein Zuseher, der meinte, er müsse sich auf die Strecke begeben, wurde einmal verletzt. „Einmal musste die Rettung wegen Kreislaufproblemen eines Fahrers eingreifen, der war aber nach fünf Minuten wieder da“, erinnert sich Hoiser. Das schlimmste, was ihm passiert ist, war ein Überschlag seines Autos auf das Dach. „Das ist das gefährlichste, aber ich kenne mein Auto und hab keine Angst.“ Nervös ist er nur am Start. „Immer, aber wenn du das nicht mehr hast, musst du eh aufhören.“ 2018 will es der 47-Jährige noch einmal wissen, die neue Saison beginnt am 29. April. Nach neun Rennen werden im Oktober die Staatsmeister gekürt. „Wenn ich nicht Staatsmeister werde, ist das die letzte Saison“, denkt Hoiser schon wieder ans Aufhören. Wer weiß, für wie lange.

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