Vor dem Start zum Frauentaler Herbstfarbenlauf 2014

Warum tu ich mir das an? Was bin ich doch für ein Depp, anstatt den Sonntag gemütlich anzugehen, in aller Ruhe bei einem ausgedehnten Frühstück die Zeitung zu lesen und dann am späteren Vormittag eine Runde gemütlich laufen zu gehen, so stehe ich hier eingepfercht, umhüllt von Perskindol- und Franzbranntwein-Wolken, inmitten einer großen Anzahl von Menschen, die teilweise am Stand springen, oder sich die Arme über ihren Köpfen lang ziehen, oder im Ausfallsschritt stehen und leicht gegen den Boden wippen. Andere schnüren sich nochmals die Schuhe und machen vielleicht sogar einen doppelten Knoten, damit einem dieser ja nicht aufgeht, kontrollieren, ob die Brille wohl richtig sitzt, zupfen nervös an ihrem Leiberl, schauen, ob wohl die Nummer richtig befestigt ist und ja, das Wichtigste überhaupt, der Chip, ob der Chip auch ordnungsgemäß montiert ist. All das sehe ich in den wenigen Minuten vor dem Start und bemerke soeben, dass auch ich all diese Dinge mache. In meinen Gedanken, bin ich schon beim Rennen und obwohl ich immer gesagt habe, die Zeit ist mir egal, Hauptsache ich beende den Lauf, kommen jetzt doch schon die persönlichen Vorgaben zum Vorschein. Unter 6 Minuten für den Kilometer, das muss drinnen sein. Schließlich bist du die letzte Zeit regelmäßig laufen gewesen, schießt es mir durch den Kopf. Aber wird das reichen? Naja, wir werden sehen. Wenn es nicht geht, dann eben langsamer, aber, ich kenne mich, dann ist mein Ego angekratzt und das will ich auch wieder nicht. Mein Gott, ist das ein Stress! Dabei heißt es immer, Laufen ist für Körper und Geist gut, aber das, was ich jetzt mental gerade durchmache, das kann nicht gesund sein.
Wann geht es endlich los, ich will es jetzt wissen, ich möchte mich der Herausforderung stellen. Da, jetzt wird heruntergezählt, noch 7 Sekunden, 5, 4, 3, 2, 1 und los geht’s……! Naja, jetzt nicht unbedingt, wie man es sich vorstellt, wenn man vom Laufen spricht, sondern, ich bleibe vorerst stehen. Gut es sind schon sehr viele in der Startbox. Ich glaube gehört zu haben, so an die 1.200 Läuferinnen und Läufer sind da. Okay, dann warte ich einmal. Ah, es kommt Bewegung auf, jawohl die Menge bewegt sich, es geht nach vorne, zwar wirklich nur gehen, aber das macht nichts. Die Zeit beginnt erst bei der Matte zu zählen und bis dahin habe ich noch einige Meter. Immer flotter komme ich voran, jetzt ist es schon ein leichter Trab und ab der Matte, bin ich wirklich läuferisch unterwegs. Also, auf geht’s in die erste Runde. Ich darf mich nur nicht von anderen mitreißen lassen. Ich muss mein Tempo laufen, damit mir nicht zum Schluss der Saft ausgeht. Das gelingt mir relativ gut und durch die zahlreichen musikalischen und rhythmischen Anfeuerungen am Streckenrand werden auch so kleine Durchhänger wieder ausgemerzt.
Spätestens im Ziel freue ich mich auf die nächste Laufveranstaltung, freue ich mich wenn ich wieder zu mir selbst sage: Warum tu ich mir das an? Was bin ich doch für ein Depp,………….!

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