Im Leben zählt Brot und die Liebe zum Menschen
Brot und Nächstenliebe wäre die kürzeste Beschreibung für Sepp Reinbacher. Vor 65 Jahren klopfte der gelernte Bäcker bei der Rotkreuz-Zentrale in Graz an und fragte, ob er mitarbeiten darf. Die Gründung der Rotkreuz-Ortsdienststelle in Seiersberg geht ebenso auf ihn zurück wie der Sozialdienst, bei dem sich der 85jährige mit viel Herzblut sei drei Jahrzehnten engagiert. Ein gestandener Freiwilliger, dem nichts Menschliches mehr fremd ist.
„Mich haben’s also beim Roten Kreuz genommen. 1953, da war ich 20 Jahre alt. Für ganz Graz hat es nur sieben Rettungsautos gegeben“, erinnert sich der Seiersberger. „Als freiwilliger Sanitäter war ich von Sankt Marein bis Hitzendorf im Einsatz“. Neben seinem Brotberuf als Bäcker wurde er auch 21 Mal zur Hebamme, wenn es ein Kind allzu eilig hatte und im Rettungswagen oder als Hausgeburt das Licht der Welt erblickte. „Seine“ Babys zählen zu den schönsten Erinnerungen. Reinbacher hat aber auch viel Leid bei mehr als 25.000 Rettungsausfahrten gesehen. „Vom ersten Atemzug eines Menschen bis zum letzten, ich hab‘ alles erlebt“.
Wer heute die Rettung braucht, wählt die Notrufnummer 144. „Als ich jung beim Roten Kreuz war, da waren wir wirklich arm. Wir haben keine fahrbare Liege gehabt, wir haben alles getragen. Von Funk oder Navi waren wir jahrelang entfernt, es hat auch keine Zivildiener zur Unterstützung gegeben. Heute hat sich sehr viel zum Positiven verändert“, sinniert der Fels im ehrenamtlichen Dienst, auf dem Jahrzehnte später die RK-Bezirksstelle Graz-Umgebung ihre segensreiche Zentrale aufbaute.
„Ich bin ein lediges Kind und ohne Vater aufgewachsen, meine soziale Ader habe ich von meiner Mutter, sie hat mich zur Nächstenliebe erzogen“, sagt Reinbacher. „Als Kind war ich ständig hungrig, es hat ja nix geben. Meinen Beruf als Bäcker habe ich mir schwer erkämpft, eine gute Lehrstelle hat man nicht so leicht bekommen. Ich hatte ein hartes Leben, aber ich bin gut durchgekommen, anständig und ehrlich“.
Noch heute ist Reinbacher pausenlos für das Rote Kreuz im Einsatz, als Ansprechpartner für Soziale Dienste. Als starke Hilfe von Obfrau Magdalena Schlachter engagiert sich der Senior in der Vermittlung von Krankenbetten, Besuchsdiensten, oder wenn betagte Menschen eine Begleitung zum Einkaufen oder für den Arztbesuch brauchen. Für seinen unermüdlichen sozialen Einsatz erhielt Reinbacher höchste Ehrungen, darunter das Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, das goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark und den Ehrenring seiner Gemeinde. „Da freut man sich natürlich. Aber für mich gibt es nichts Schöneres, als wenn einer nicht mehr weiter kann und du hilfst ihm in seiner Not“.
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