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Denkmaltag: Wie die historischen Juwelen Geschichte prägten

Die "Ernst-Fuchs-Kirche" in Thal ist ein einmaliger Bau. Der Künstler arbeitete mit Farben, Formen und vielen Lichteffekten.  | Foto: Hans Baier
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  • Die "Ernst-Fuchs-Kirche" in Thal ist ein einmaliger Bau. Der Künstler arbeitete mit Farben, Formen und vielen Lichteffekten.
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Hinter jedem Denkmal steckt nicht nur Geschichte, sondern auch eine Geschichte. Am 18. April findet der Internationale Denkmaltag (nicht zu verwechseln mit dem "Tag des Denkmals") statt, an dem mit einem Motto auf den Schutz und die Pflege von Denkmälern sowie die Wahrung des historischen Kulturerbes aufmerksam gemacht wird.

GRAZ-UMGEBUNG. Das Motto des diesjährigen Internationalen Denkmaltags lautet "Talent Monument" und fragt sich: Was kann "mein" Denkmal, das "andere" im Hinblick darauf, wie das Denkmal die Historie, die Gemeinde oder die Menschen verändert hat, nicht können? Wir haben uns ein paar Juwelen aus Graz-Umgebung Nord genauer angeschaut.

Geschichte der Eisenhämmer

Wer Sensen- und Eisenhammer sagt, muss (zumindest in der Steiermark) auch Deutschfeistritz sagen. Das Sensenwerk produzierte in seinen Hochzeiten bis zu 84.000 Sensen jährlich und sorgte so dafür, dass die Zunft am Leben blieb. Eine Familie, die im Privatbesitz gleich mehrere Eisenhämmer war, waren die Thinnfelds. Zwischen den Jahren 1761 und 1764 ließ Ferdinand Joseph von Thinnfeld – k. k. Minister für "Landescultur und Bergwesen" und als Jurist auch Mitverfasser des Codex Theresianus – das Schloss Thinnfeld am Fuße des Kirchbergs errichten. Das Schloss steht heute unter Denkmalschutz, zählt zu den schönsten Rokoko-Schlössern der Steiermark und ist im Privatbesitz.

Archivalienfund über der Dachgaube des Turmzimmers | Foto: Bernhard Hebert
  • Archivalienfund über der Dachgaube des Turmzimmers
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2020 fand man im Zuge von Renovierungsarbeiten unter den Holzbrettern des Fenstersturzes des ehemaligen Turmzimmers Papierblätter. Dabei handelt es sich um 15 Seiten eines Kassajournals, in denen die Ausgaben und Einnahmen des Hammerwerks verzeichnet sind und die Namen bekannter Geschäftsleute führen. Die Daten zeigen jedoch einen Zeitraum auf, in denen den Thinnfelds die Werke gar nicht mehr gehörten.

Die älteste Kirche 

Die älteste heut noch erhaltene Kirche der Steiermark befindet sich in Graz-Umgebung, genauer gesagt in Frohnleiten: die Kirche Hl. Georg. Sie ist eine römisch-katholische Filialkirche im Ortsteil Adriach und wurde schon zu Beginn des elften Jahrhunderts von Graf Markwart IV. von Eppenstein errichtet. Ursprünglich gehörte sie zur Gratweiner Pfarrkirche, wurde aber danach selbstständig.

Die älteste noch erhaltene Kirche der Steiermark ist in Adriach, Stadtgemeinde Frohnleiten, zu finden. Der Ortsteil und die Kirche galten lange als Wallfahrtsort, sogar Maria Theresia war oft zu Besuch. | Foto: Hans Baier
  • Die älteste noch erhaltene Kirche der Steiermark ist in Adriach, Stadtgemeinde Frohnleiten, zu finden. Der Ortsteil und die Kirche galten lange als Wallfahrtsort, sogar Maria Theresia war oft zu Besuch.
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Der Heilige Georg ist einer der sogenannten 14 Nothelferinnen und -helfer, er ist Helfer bei Fieber, der Pest, bei Kriegsgefahren, aber auch Beschützer der Haustiere und war ein christlicher Märtyrer, der enthauptet wurde. Im 18. Jahrhundert war die heute unter Denkmalschutz stehende Georgskirche und mit ihr Adriach ein beliebter Wallfahrtsort. Beziehungsweise bis zum Jahr 1787, denn obwohl die Kirche innerhalb der Glaubensgemeinde einen hohen Stellenwert hatte, wurde sie versteigert. Der Grund: Die Kirche würde nicht gebraucht werden. Und man sagt, dass Maria Theresia gerne hier war.

Zum Gedenken an

Die Badlwandgalerie in Peggau erzählt an sich schon reichlich Geschichte: 1844 fertiggestellt ist sie ein einzigartiges Industriedenkmal, das Zeugnis von der Modernisierung im 19. Jahrhundert ablegt: Mitunter war die Baukonstruktion als Test für die Semmeringbahn gedacht. Gut 2.000 Arbeiter waren an der Errichtung beschäftigt, sie kamen vor allem aus vorwiegend aus Italien, Böhmen oder Mähren angereist.

Die Ferdinandskapelle erinnert an jene Arbeiter, die beim Felssturz im Rahmen der Errichtung der Badlwandgalerie ums Leben kamen. | Foto: RegionalMedien Steiermark
  • Die Ferdinandskapelle erinnert an jene Arbeiter, die beim Felssturz im Rahmen der Errichtung der Badlwandgalerie ums Leben kamen.
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Unmittelbar neben der Badlwandgalerie steht die Ferdinandkapelle, benannt nach Ferdinand I., der von 1835 bis 1848 Kaiser von Österreich und König von Böhmen und seit 1830 König von Ungarn und Kroatien war. Sie erinnert an all jene Arbeiter, die bei den Bauarbeiten tödlich verunglückt sind. Laut den Pfarrunterlagen von St. Martin beläuft sich die Opferzahl auf 44. Die Kapelle wurde 1847 errichtet und steht heute im Eigentum der Österreichischen Bundesbahnen.

Ein Dankeschön an den Arzt

Sehenswerte und beeindruckende Mausoleen gibt es nicht nur in der Bundeshauptstadt. In St. Radegund etwa steht das denkmalgeschützte Mausoleum für Gustav Novy und seine Familie. Novy war ein Arzt, der sich auf die Wasserheilkunde spezialisierte und im Jahr 1864 die Leitung der Kuranstalt in St. Radegund übernahm. Seinem hervorragenden Ruf ist es zu verdanken, dass die Gemeinde zu einem der "Gesundheits-Hotspots" der Geschichte wurde. Patientinnen und Patienten aus ganz Europa, Amerika oder mit Ägypten auch Afrika reisten an, um sich hier behandeln zu lassen. 

Der Novystein und das Mausoleum in St. Radegund stehen unter Denkmalschutz und sind ein Zeichen dafür, dass der Kurort die Geschichte der Gesundheit geprägt hat. | Foto: R. Tambour
  • Der Novystein und das Mausoleum in St. Radegund stehen unter Denkmalschutz und sind ein Zeichen dafür, dass der Kurort die Geschichte der Gesundheit geprägt hat.
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Im wurde mit dem Novystein auch ein weiteres Denkmal gesetzt. Auf dem Obelisken steht geschrieben: "Dem Wohlthäter vieler Leidenden, dem grossen Meister der Wasserheilmethode, Doctor Gustav Novy von dankbaren Curgästen" oder "Von Gott kommt alle Heilung. Ehre den Arzt, denn Gott hat ihn geschaffen".

Ein buntes Denkmal

Zugegeben, die Pfarrkirche Hl. Jakob in Thal ist weitgehend bekannt, aber nicht viele Gemeinden können von sich behaupten, ein Bauwerk von einem der größten Künstler der Gegenwart gestaltet bekommen zu haben. Die Pfarre wurde erstmals 1322 urkundlich erwähnt, 1987 wurde ein Neubau zugesagt. Heute wird sie "Ernst-Fuchs-Kirche" genannt.

Im Stile der Wiener Schule des Phantastischen Realismus, die Fuchs mitbegründete, finden sich nicht nur viele jüdische und christliche Symboliken, dem Künstler war es ein Anliegen, mit Farben, Formen und Lichteffekt zu spielen, sodass die gesamte Architektur ein Gesamtkunstwerk ist.

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