Gratkorn: Das Budgetloch lässt niemanden kalt

Die Infrastruktur rund um den FC Gratkorn verschlang Millionen. Neue Förderrichtlinen für Vereine sollen künftig Transparenz bringen. | Foto: GEPA
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  • Die Infrastruktur rund um den FC Gratkorn verschlang Millionen. Neue Förderrichtlinen für Vereine sollen künftig Transparenz bringen.
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Von „Ich bin im Altenheim angestellt und weiß nicht, wie es mit meinem Job weitergehen wird“ bis „Im Schwimmbad gibt es keine Jahreskarten mehr zu kaufen. Wird das zugesperrt?“. Wir haben nachgefragt.

Millionengrab Gratkorn

Martin Holzer, Gemeinderat, Grüne, zur jetzigen Situation: „Man hat sich im Jahr 2013 mit den Kommunalsteuereinnahmen durchgewurschtelt. Das hat nur funktioniert, weil Gratkorn 2012 keine Tilgungen für Kredite geleistet hat. Ende Dezember ist jedoch wieder die nächste Rate über 1,4 Millionen Euro fällig.“
Zum Sparpaket meint Holzer: „Ich habe meine Zustimmung verweigert. Alle Gemeindebürger werden zur Kasse gebeten, beispielsweise mit Gebührenerhöhungen bei Wasser und Kanal. Nur für jene, die es geschafft haben die Gemeinde derart an die Wand zu fahren, gibt es keine Konsequenzen.“

Vernichtende Kritik

Der Prüfbericht über die Gebahrungsprüfung liegt nach etwas mehr als zehn (!) Monaten vor. Das Ergebnis ist vernichtend: „Die häufigsten Wörter sind ‚sorglos‘, ‚unwirtschaftlich‘, ‚nicht zweckmäßig‘ und ‚rechtswidrig‘“, erklärt Holzer. „Die Hoffnung auf Klärung ruht nun auf der bereits eingeschalteten Staatsanwaltschaft.“
Jürgen Gößler, FPÖ-Gemeinderat, über die nicht öffentliche Sondersitzung in Gratkorn von letzter Woche: „Amtsleiterin Herta Hirtenfelder wurde, bis auf eine Stimme, einstimmig gekündigt. Ihr werden im Bericht massives Vergehen in allen Kontrollpunkten, von Missachtung der Buchhaltung bis zur fehlende Kontrolle der Rechnungen im Sinne der Gemeindeaufsicht vorgeworfen.“

Alten- und Pflegeheim

„Es gab für den Verkauf bereits ein Hearing mit interessierten Unternehmen. Dabei soll jenes den Zuschlag bekommen, das sich am ehesten bemüht, die Jobs zu erhalten“, so Vizebürgermeister Patrick Sartor, ÖVP.

Wasser bis zum Hals?

Auch das Schwimmbad ist ein großer finanzieller Klotz am Bein der Gemeinde. „Da noch nicht festgelegt ist, wie der Betrieb in Zukunft weitergeführt wird, geben wir derzeit auch keine Jahreskarten aus“, bestätigt Bgm. Ernest Kupfer.
„Beim Schwimmbad schlagen sich vor allem die Kosten für Reinigung und Sicherheit zu Buche“, erklärt Sartor. „Mein Lösungsansatz wäre ein eingeschränkter öffentlicher Betrieb. Zusperren ist keine Option, dann kommt gar kein Geld herein.“ Martin Holzer zum Schwimmbad: „Zwei Drittel der Hallenbad-Kosten verursacht die Leasingrate. Es war vor einigen Jahren modern Bauvorhaben mittels Leasing anstatt mit Krediten zu finanzieren. So konnte man auch den Schuldenberg besser verstecken. Eine Reduktion des Angebotes oder eine Schließung wären wenig sinnvoll, da die Leasingraten ja trotzdem zu bezahlen sind.“

Vor den Kopf gestoßen

Gratkorns Vereine staunten nicht schlecht, als sie beim Kulturstammtisch für den kommenden Veranstaltungskalender den Auftrag erhielten, ihren Kontostand offen zu legen. Holzer dazu: „Die Vereine werden in Zukunft als Voraussetzung für den Erhalt einer Subvention ihre Kostenstruktur offenlegen müssen. Ich halte das im Vergleich zur bisherigen, völlig intransparenten Vorgehensweise für einen Fortschritt. Denn nur so war es möglich, dass der FC Gratkorn bis 2012 75.000 Euro pro Jahr erhalten hat.“ Patrick Sartor sieht dies ähnlich: „Nur so können wir ein transparentes, gerechtes Fördersystem aufbauen. So etwas gab es ja bis jetzt nicht.“
Ernest Kupfer über die Sparmaßnahmen: „Eine Kürzung der Vereinsförderung war unter der jetzigen Finanzsituation unumgänglich. Wir sind derzeit damit beschäftigt, gemeinsam mit fachlicher Unterstützung Richtlinien für Förderungen zu erstellen, um künftig ein transparentes Subventionssystem zu schaffen.“

Das Ausmaß der Gratkorn'schen Katastrophe:

Bekanntermaßen sind rund sechzig Kredite über 38 Millionen Euro und Leasingverpflichtungen über 10 Millionen Euro offen.
Dazu kommt ein Minus von 4,5 Millionen Euro in der Gemeindekasse. Daraus errechnet sich ein Gesamtschuldenstand von rund 52,5 Millionen Euro.
Pro-Kopf-Verschuldung:
Die Gemeinde Gratkorn zählt derzeit 7.583 Einwohner (Statistik Austria/ Stand 2013). Rechnet man den Schuldenstand von 52,5 Millionen Euro auf die Gratkorner Bevölkerung um, bedeutet das, dass jeder Gratkorner mit kanpp 7.000 Euro in der Kreide steht.

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