"Notlösung"
Reaktionen zur Rückkehr der Kohle im Kraftwerk Mellach
Das Fernheizkraftwerk Mellach soll so umgerüstet werden, dass im Notfall wieder Energie aus Kohle erzeugt werden kann. Vonseiten des Betreibers Verbund heißt es, man prüfe gerade, was alles nötig ist, um den Kohlebetrieb zu reaktivieren. In der Bevölkerung sind die Reaktionen auf den Schritt zurück zur Kohle durchwachsen.
MELLACH/GRAZ-UMGEBUNG. Im Frühjahr 2020 wurde zum vorerst letzten Mal im Fernheizkraftwerk Mellach aus Kohle Strom erzeugt - doch wie die Bundesregierung am Sonntag verkündete, soll das schon bald wieder der Fall sein. Energieministerin Leonore Gewessler, sprach von einer Vorlaufzeit von „einigen Monaten“ für dieses Vorhaben - MeinBezirk.at berichtete. Ob das reichen wird?
Das Projekt birgt so manche Herausforderung: Zum einen muss das Kraftwerk technisch wieder so umgebaut werden, dass das jetzt mit Gas betriebene Werk wieder mit Kohle funktioniert. Zum anderen muss erst die Kohle für den Betrieb beschafft werden und auch die personellen Ressourcen sind noch unklar.
Verbund spricht von "Notlösung"
Der Betreiber versteht den Auftrag der Bundesregierung zur Umrüstung des Fernheizkraftwerks Mellach auf Kohlebetrieb als "wesentlichen Beitrag, die Versorgungssicherheit unter schwierigen Bedingungen aufrecht zu erhalten": Der vorübergehende Einsatz von Kohle zum Betrieb des Kraftwerks Mellach sei eine Notlösung für den Fall, dass nicht ausreichend Gas zur Verfügung stehe.
"Unsere Priorität bleibt weiterhin der Ausbau der heimischen erneuerbaren Erzeugung – nur dieser Weg kann uns mittelfristig aus Abhängigkeiten und in eine erneuerbare Energiezukunft führen."
Robert Zechner, Verbund-Sprecher Region Süd
Es werde gerade unter Hochdruck geprüft, welche Maßnahmen notwendig sind, um das Kraftwerk wieder im Kohlebetrieb zu reaktivieren.
Bevölkerung kritisch, aber offen
MeinBezirk.at hat sich auch unter Anrainerinnen und Anrainern umgehört, wie sie zur Rückkehr zum Kohlebetrieb stehen. Alois Kornhäusl aus Kalsdorf zeigt Verständnis: „Es wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben, wenn wir das Problem mit dem Gas aus Russland in den Griff bekommen wollen. Man wird zwischenzeitlich Alternativen setzen müssen, damit die Versorgung mit Strom und Wärme für die Haushalte, aber auch für die Industrie gewährleistet ist."
Auch Margareta Körbler aus Kalsdorf spricht sich dafür aus: „Mellach hätten sie von der Kohle her gleich gar nicht stilllegen sollen, die brauchen wir, um vom russischen Gas wegzukommen. Zehn Prozent Strom und Wärme aus eigener Erzeugung ist ein guter Anfang, das schafft auch Arbeitsplätze. Noch besser wäre, Mellach zusätzlich mit Photovoltaik auszustatten."
Anders sieht das Katharina Lafer: Es brauche ein Umdenken in der Gesellschaft, wenn wir Handlungen setzen, mit der die nächste Generation auch weiterleben kann: "Jeder muss für sich seinen ökologischen Fußabdruck überdenken und sich einschränken. Wenn jeder im Kleinen beginnt, gelingt uns gemeinsam auch Großes für das Klima."
Redaktionelle Mitarbeit: Edith Ertl
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