Deutschfeistritz
Tradition lebt weiter: Marktmühle in neuen Müllershänden
In der Marktgemeinde Deutschfeistritz lebt ein uraltes Handwerk weiter: Daniel Spielhofer übernimmt die Marktmühle von der Familie Weitenthaler. Der gebürtige Pernegger ist Müller- und Bäckermeister.
DEUTSCHFEISTRITZ. "Es klappert die Mühle am rauschenden Bach, klipp-klapp" – seit gut 400 Jahren wird in Deutschfeistritz aus Getreide hochwertiges Mehl gemacht. 1630 hatte Hans Grätzer das Mühlenhaus mit einer Taverne, dem heutigen Gemeindeamt, geführt, im Laufe der wurde es immer weitergeführt. Nun übernimmt Daniel Spielhofer. Der Müller- und Bäckermeister hat sein Handwerk bei Farina gelernt, verfeinerte sein Wissen an der HTL für Lebensmitteltechnologie in Wels, OÖ, durfte sich schon "Bester Müller" nennen und machte einen Zwischenstopp bei Martin Auer, um in das Geschäft der Kaffeerösterei hineinzuschnuppern.
Von ehrlos bis unabdingbar
"Immer, wenn ich in eine Mühle hineingehe, schlägt mein Herz. Der Geruch von Mehl ist etwas besonders. Und es ist ein angenehmes Gefühl, zu wissen, dass man etwas mit seinen Händen schafft und einer Tradition folgt", sagt Spielhofer. Schon länger spielt er mit dem Gedanken, sich selbstständig zu machen – da kam der Anruf der Familie Weitenthaler gelegen. Und nach einem Tag im Betrieb wusste der Pernegger, dass er übernehmen möchte. "Es gab ja einige Gerüchte, dass die Marktmühle schließen würde, weil lange nach einer Nachfolge gesucht wurde", verrät er. Umso erfreuter ist Spielhofer, dass der Zuspruch so groß ist: "Bei meinem 'Probetag' standen die Leute Schlage. Hier wird noch Wert auf das Handwerk gelegt."
Im Mittelalter galt der Beruf des Müllers als ehrlos und zählte zu den unehrliche Berufen, ihre Kinder gar als zunftunwürdig. Von diesem Image ist nichts geblieben – denn ohne die Müller gibt es kein Getreide und kein Futtermittel. "Ich habe eine Leidenschaft für Getreide und den ganzen Arbeitsprozess bis zum fertigen Brot. Und ich finde es wichtig, dass das erhalten bleibt. Ich denke, zu jedem Ort gehört ein Müller und ein Bäcker, wie ein Fleischhauer und ein Gasthaus", so Spielhofer. "Wenn die Nahversorger zusperren, stirbt ein Ort aus."
Mehltypen für den Geschmack
Die Mühlen waren einst traditionelle alte Gemäuer, die am Bach liegen. Die Wasserkraft sorgt für die Energie. Auch in Deutschfeistritz ist so ein Wasserrad noch bei der Mühle zu sehen, allerdings ist sie nicht mehr in Betrieb. "Wenn man nachdenkt, wie viel Mehl hier schon produziert wurde. Das ist faszinierend. Wir werden das nutzen, aber klein anfangen und modernisieren. Die Wasserkraft läuft noch, aber heute funktioniert alles mit Einzelantrieben."
Das Getreide kommt, wie es jetzt schon in Deutschfeistritz Tradition ist, aus der umliegenden Region. Spielhofer setzt auf kurze Transportwege und eine optimale Wertschöpfungskette in Zusammenarbeit mit den Landwirtinnen und Landwirten. Das Ergebnis kommt wiederum den Kundinnen und Kunden zugute. "Mir ist der Service auch sehr wichtig. Viele kaufen in den Geschäften Mehle unterschiedlicher Typen ein, wissen aber gar nicht, was das bedeutet. Für das beste Getreide braucht es Beratung. Mehl ist die Grundbasis für gute Produkte. Und die Nähe zur Kundschaft ist das Um und Auf."
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