Gespräch mit mOSTwärts-Gründer Otto Köhlmeier
Der Regionalentwicklungsverein „mOSTwärts“ (die sonnig-fruchtbaren Hügel im Osten von Graz) wurde vor runden 25 Jahren gegründet und war einer der ersten Regionalentwicklungsvereine des Landes (siehe dazu den gesonderten Bericht). Julia Annemarie Meier führte ein Interview mit dem Gründer des Vereins, Otto Köhlmeier.
J. M.: Was war denn das Besondere an „mOSTwärts“? Worin habt ihr euch von anderen Regionalentwicklungsorganisationen unterschieden?
Köhlmeier: Erstens waren wir relativ früh dran. Damals, Anfang der 90er-Jahre, herrschte ein extremes Kirchturmdenken. Regionales Vorgehen war so gut wie unbekannt. Im Gegenteil: jede Gemeinde versuchte noch besser zu sein, als die Nachbargemeinde. Und zum Zweiten waren wir eine Gruppe von unmittelbar Betroffenen. Die Beteiligten waren alle Regionsbewohner – Direktvermarkter, Gastwirte, Handwerker, Künstler – die von sich aus und für sich etwas bewegen wollten. Es war also eine Bewegung von unten her, von der Basis. Zum Unterschied von vielen anderen, späteren Regionalentwicklungsverbänden, die alle von oben „verordnet“ wurden: vom Land gewollt, von den Bürgermeistern politisch verwaltet, von Regionalmanagern betrieben.
J. M.: Ihr habt in den zehn Jahren viel gemacht. Was waren denn – deiner Meinung nach – die wesentlichsten Dinge?
Köhlmeier: Das ist schwierig zu sagen. Wir haben einerseits eine wirklich produktive und professionelle Vorarbeit geleistet. Mit der Frage, wo die Stärken und Besonderheiten der Region liegen und wie man damit nachhaltig Zukunft schaffen kann. Basierend darauf wurde dann ein Name entwickelt, ein Logo geschaffen, ein Leitbild erstellt, ein Maßnahmenkatalog erarbeitet … ehe dann erst die eigentliche Arbeit begann. Und wir haben dann – mit viel Spaß – zahlreiche der von uns ins Auge gefassten Projekte auch in Angriff genommen und umgesetzt.
J. M.: Die Bevölkerung, vor allem die nicht mehr ganz so jungen Bewohner, also jene, die mOSTwärts persönlich erlebten, schwärmen ja immer noch von den jährlichen Festen? Was war denn das Besondere daran?
Köhlmeier: Ja, diese regionalen Genuss- und Erlebnisfeste, bei denen wir bis zu 15.000 Besucher pro Fest erreichten, waren etwas Besonderes. Weil man das zuvor nicht kannte. Man stelle sich das vor: zuvor gab es die Feuerwehrfeste im Zelt mit Grillhendl und Bier, mit ein paar hundert Besuchern. Und dann kommt da wer und inszeniert ein Genuss- und Erlebnisfest mitten im Grünen, in einem wunderschönen, naturbelassenen, verkehrsfreien Areal, mit ausschließlich regionalen Produkten, an wunderschön dekorierten Tischen, serviert und ausgeschenkt alles auf Porzellangeschirr und in Gläsern, ohne Dreck, ohne Abfall. Und dann kommen zu diesen Festen auch noch tausende Besucher und sind total begeistert. Ich erinnere mich noch gut an das erste dieser Feste auf der Schemerlhöhe auf dem Anwesen der Familie Eberl. Damals schafften wir es sogar in die Ö3-Verkehrsnachrichten: „Vorsicht auf der Autobahn A2 bei der Abfahrt Laßnitzhöhe. Verkehrsbehinderung und Stau wegen einer Festveranstaltung“.
J. M.: Du hast dann, nach etwa zehn Jahren, deine Tätigkeit bei mOSTwärts beendet. Was war der Grund?
Köhlmeier: Da gibt es mehrere. Wesentlich war, dass wir viel von dem erreicht haben, was wir uns ursprünglich vornahmen. Unsere Fest-Qualitätskriterien wurden recht bald schon von vielen anderen auch angewandt. „G’scheit feiern“ entstand, Slow food entwickelte sich auch in unseren Breiten und unsere mOSTwärts-Präsentationen in der Stadt Graz führten letztendlich zu „aufsteirern“. Produktive Regionalentwicklung war kein Fremdwort mehr. Und wir – der Osten von Graz – wurden durch unsere Bemühungen zur EU-Leader-Region. Auch wenn sich diese Leader-Region-Hügelland nicht so entwickelte, wie wir uns das vorgestellt haben, die wesentlichen Schritte waren getan. Ich durfte zehn Jahre hindurch mit ganz wunderbaren Menschen in der Region produktiv zusammenarbeiten. Das hat unglaublich viel Spaß gemacht. All diesen Menschen möchte ich an dieser Stelle danken. Danken, dass sie sich – so engagiert, ohne einen Groschen dafür zu erhalten – für die Sache, für die Entwicklung der Region eingesetzt haben
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