Gemeinsame Sache mit der Polizei
Die Initiative 'gemeinsam.sicher' präsentierte in St. Radegund das Projekt der Sicherheitspartner.
Obwohl die Kriminalitätsrate österreichweit stark rückläufig ist, ist das Sicherheitsgefühl der Menschen drastisch gesunken. Die Angst, im zunehmend als gefährlich wahrgenommenen öffentlichen Raum überfallen oder bedroht zu werden, nimmt zu. Und bis die Polizei eintrifft, kann alles schon geschehen sein. Die Initiative 'gemeinsam.sicher' des Bundesministeriums für Inneres setzt deshalb schon früher an, um mögliche Gefahrensituationen rasch im Vorfeld zu erkennen und entsprechend zu handeln.
Probleme gemeinsam lösen
Prävention und Zusammenhalt sind die Schlagworte von 'gemeinsam.sicher': Das Ziel der Polizei ist es, im regelmäßigen Informationsaustausch mit Sicherheitspartnern zu stehen, die wiederum aktiv an der Sicherheit in der Region mitarbeiten. Vorgestellt wurde die Initiative von GU-Bezirkskommandant Manfred Pfennich, Bezirksinspektor Markus Lamb und Abteilungsinspektor Günther Haas, die zur ersten Sicherheitspartner-Konferenz ins Rehabilitationszentrum St. Radegund luden. "Es gab bereits Pilotprojekte in dieser Form, diese sind jedoch leider eingeschlafen", sagt Lamb. "Das sinkende persönliche Sicherheitsgefühl hat die Polizei dazu bewegt, Neues anzugehen: Wir wollen vermehrt auf die Bevölkerung zugehen und nach Partnern suchen, die mit uns Problemfelder lösen." Als direkte Ansprechpartner werden Rettungs- und Einsatzorganisationen gesehen, weil diese über die Kompetenz verfügen, im Ernstfall auch Entscheidungen zu treffen.
Keine Probleme schaffen
"Der Kriminaldienst in Graz-Umgebung geht einen Schritt weiter. Gemeinsam sicher können wir mit Gemeinden, Institutionen, Organisationen, Vereinen oder auch Privatpersonen sein", ergänzt Pfennich. "Wir möchten allerdings keine künstlichen Probleme schaffen, sondern dort anpacken, wo es nötig ist." Konkret bedeutet das: Wer sich im Park unsicher fühlt und auch weiß, woran das liegt, wer weiß, wo Falschparker für gefährliche Situationen im Straßenverkehr sorgen, der geht auf die Polizei zu. Doch schon im scheinbar Kleinen kann an Problemen gearbeitet werden. So können fehlende Hausnummern, die oft verantwortlich dafür sind, dass das Rote Kreuz nicht schnell genug zu einem Einsatzort kommt, im Nu angebracht werden.
Neben der Präsentation der inhaltlichen Schwerpunkte wurde zur Veranschaulichung über die Sicherheitsmängel in Graz-Umgebung gesprochen. Während der Norden vermehrt im Bereich Verkehr und Freizeittourismus Unfälle notiert, ist Vandalismus häufiger ein Thema im Süden. Positiv stimmen die aktuellen Einbruchzahlen: 2016 weist denselben Wert wie das Jahr 2007 auf. "Das persönliche Sicherheitsgefühl wird von vielen Faktoren beeinflusst. Die Sorge um Job und Gesundheit mündet häufig in die Furcht vor Kriminalität", meint Lamb.
Die Initiative 'gemeinsam.sicher' der österreichischen Polizei ist an sich nichts Neues: Das sogenannte Community Policing funktioniert in den USA und setzt seit Langem auf Kriminal- und Verkehrsunfallprävention auf kommunaler Ebene. Auch die Schweiz gilt längst als Vorreiter dieser Form der Polizeiarbeit. Trotz Polizeiaufkommens ist das Sicherheitsempfinden, das sich aus unterschiedlichen Faktoren zusammensetzt, nicht überall gleich. Laut dem Sicherheitsmonitoring des Instituts für empirische Sozialforschung Wien lässt das Sicherheitsempfinden der Österreicher spürbar nach. Bei 800.000 Befragten (zwischen Männern und Frauen wurde kein Unterschied gemacht) ergab sich: Der besonders Verunsicherte ist zwischen 30 und 39 Jahre alt, hat einen Lehrabschluss, wohnt in Wien, Niederösterreich oder dem Burgenland und lebt allein in einer Kleinstadt. Am meisten wird sich vor der zukünftigen Entwicklung Österreichs, Krieg in Europa und vor der Möglichkeit, keine Pension erhalten zu können, gefürchtet. Weniger bis gar keine Sorgen macht sich der Durchschnittsösterreicher um die Versorgung durch Wasser, Strom und Gas im eigenen Haushalt und um die medizinische Versorgung. Stabil positiv sind Wohnbereich, Überwachunsgsthemen, die Versorgung und kommunale Leistungen. Die wichtigsten Sicherheitsakteure sind nach wie vor Rettung, Feuerwehr und Polizei.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.