Happy End auf Grazer Kinderklinik
Baby Erik lebt trotz Riesenzysten in der Lunge
Im benachbarten Slowenien, dem Heimatland des kleinen Erik, hatte die Medizin dem Neugeborenen kaum Überlebenschancen eingeräumt. Massive Zysten hatten sich in der Lunge des Babys gebildet. Dank der Expertise und des Zusammengreifens verschiedener Fachbereiche auf der Grazer Kinderklinik kann der drei Monate alte Säugling nun mit besten Aussichten ins Leben starten.
GRAZ. Erik ist erst zwölf Wochen alt, hat aber schon eine Odyssee hinter sich und auch seine Eltern hätten sich die Schwangerschaft und den Start ins Leben ihres Sohnes wohl anders vorgestellt. Massive Zysten in der Lunge bedrohten sowohl im Mutterleib als auch nach der Geburt das Leben des Säuglings. Während der Schwangerschaft überlebte er dank eines einzigartigen Eingriffs an der Univ.-Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, nach der Geburt dank einer intensivmedizinischen Therapie sowie einer in Graz zum ersten Mal durchgeführten, hochdiffizilen OP an der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie.
Erik konnte nicht selbstständig atmen
Um das Kind in den Tagen nach der Geburt zu stabilisieren, hat Holger Till, Vorstand der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie bei Erik eine Thoraxdrainage gelegt und Ernst Eber, den Vorstand der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde, hinzugerufen. Er konnte zwar einen Tubus in die linke Lunge legen, doch diese war so stark von der rechten Lunge zusammengedrückt, dass sie Erik bei der Atmung nicht unterstützen konnte. Das Team der kinderchirurgischen Intensivstation konnte Erik gut stabilisieren, doch kurzfristig standen Erik, seine Eltern und das gesamte Team vor der nächsten nahezu ausweglosen Situation. Till: "Ohne die Drainage war der Kleine nicht lebensfähig, mit Drainage nicht entlassungsfähig."
Bei Erik war zunächst unklar, ob nur der Oberlappen oder gleichzeitig auch der Mittellappen von der Fehlbildung betroffen sind und ob die Luftwege nicht noch zusätzlich verengt sind. Dank der kinderradiologischen Diagnostik und einer einmaligen 3-D-Rekonstruktion der Lunge durch Sebastian Tschauner, Leiter der Klinischen Abteilung für Kinderradiologie, konnte eine klare Operationsstrategie für Erik entwickelt werden: Eine Ober- und eine Mittellappenresektion waren notwendig, ein hochdiffiziler Eingriff, insbesondere bei einem Neugeborenen. Eine OP, wie sie in Graz noch nie durchgeführt worden war, war die einzige Option für Erik. "Es hat an unserer Klinik zwar schon eine oder zwei Oberlappenresektionen bei Neugeborenen mit CPAM* und lebensbedrohlichen Atemproblemen gegeben, aber noch nie die gleichzeitige Entfernung beider Lappen. Um diesen seltenen und lebensgefährlichen Eingriff besser zu planen und die Risiken zu antizipieren, hat sich das Grazer Ärzt:innenteam bei den besten Thoraxchirurgen der Welt informiert. Das Kind habe keine andere Chance als die Entfernung des Ober- und Mittellappens der Lunge, waren sich alle einig.
"Wir haben dann den Oberlappen reseziert, den Mittellappen reseziert und den Unterlappen belüftet – Erik hat das auf fast wundersame Weise alles gut überstanden. Es gab überhaupt keine Probleme. Keine Nachblutung, keine Fisteln, keine anderen Komplikationen, gar nichts."
Holger Till blickt auf den Eingriff zurück
Noch aus dem OP-Saal heraus hat er die Eltern verständigt. "Wir waren so erleichtert", sagt Eriks Mama. Auch wenn sie ihr Baby, das nach der OP intensivmedizinisch betreut wurde, nicht gleich in die Arme nehmen konnte, war sie voller Vertrauen: "Ich wusste, dass Erik bei diesem Team bei jeder einzelnen Person in guten Händen ist. Es waren wirklich besondere Menschen, hilfsbereit, mitfühlend, geduldig."
Vor Kurzem wurde der junge Patient nach Hause nach Maribor entlassen. Mit im „Gepäck“ neben der unsagbaren Freude seiner Eltern nur ein Überwachungsmonitor für Puls, Sauerstoffsättigung, Herz- und Atemfrequenz – eine Vorsichtsmaßnahme, die den Kleinen im ersten Lebensjahr im Schlaf überwachen soll. Ansonsten geht es dem Baby ausgezeichnet. Erik isst, trinkt, atmet und lächelt – dank den Grazer Expertinnen und Experten.
*Die CPAM (Congenital Pulmonary Airway Malformation) ist eine seltene angeborene Fehlbildung der Lunge, die rund 1 von 3.000 Schwangerschaften betrifft. Im betroffenen Lungenlappen kommt es dabei zu Zystenbildungen anstelle der Ausreifung normalen Atemgewebes. Die Ursache für die Erkrankung ist unbekannt, meist wird sie im pränatalen Ultraschall entdeckt. Am LKH-Univ. Klinikum Graz werden pro Jahr drei bis fünf Kinder mit CPAM behandelt.
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