Ein Künstler und sein Kugelschreiber

- hochgeladen von Verena Schaupp
Abdelhamid macht Kunst. Alles was er dazu braucht, ist ein Kugelschreiber, ein Blatt und etwas Zeit.
„Ich habe den Nagel auf den Kopf getroffen“, sagt Abdelgaffar. Wohl besser den Kugelschreiber aufs Papier. Mit seiner Idee war und ist er einzigartig in der Kunstszene. Früher hat der gebürtige Ägypter, der in den 80er Jahren nach Österreich kam, Aquarell und Acryl gemalt, „aber das macht jeder.“ Durch Zufall ist er dann auf ein neues Talent gestoßen. „Ich war Mitte der 90er in einer Tankstelle mit Selbstbedienung beschäftigt, da hatte ich viel Zeit und begann mit dem Kugelschreiber herumzukrizzeln.“ Aus den Kritzeleien sind unerwartet Kunstwerke entstanden. Heute kommen zu seinen Ausstellungen im Schnitt 200 bis 250 Besucher. Abdelhamid Abdelgaffar arbeitet immer noch in einer Tankstelle. Während Kunden ein und ausgehen und österreichische Schlagermusik aus dem Radio erklingt, führt der Künstler seine Bilder vor. Warum er sein Hobby nicht zum Beruf macht und den Tankstellenalltag sein lässt?„Mir macht die Arbeit mit den Leuten Spaß, es reicht mir, wenn ich zwei Mal im Jahr ausstelle und dann ein paar Bilder verkaufe.“
Jede Zeichnung ist ein Unikat. Abdelgaffar greift einfach zu seinem Stift und lässt den Ideen freien Lauf. "Manchmal stehe ich zuhause eine halbe Stunde fasziniert vor einem fertigen Bild und denke mir: 'Ich habe das gemacht, aber wie?'". Die Motive variieren von afrikanischen Dörfern bis zu abstrakten in sich verschlungenen Menschenkörpern, je nachdem, was dem Künstler gerade in den Sinn kommt. "Manchmal denke ich dabei an ganz was anderes und habe einfach nur Schaum im Kopf." Heraus kommen auf diese Weise kunstvolle Werke mit klingenden Namen wie "Der Baron", die dem Betrachter ein gutes Auge fürs Detail abverlangen. "Daher bitte auch die Lesebrille bei meinen Ausstellungen nicht vergessen", meint der Mann mit dem Kugelschreiber. Was ihm an der Arbeit mit diesem gefällt, ist, dass nichts verwischen kann wie bei einem Bleistift oder bei Wasserfarben. Fehler in dem Sinne gäbe es auch nicht. Wenn er sich verzeichnet, malt er das Bild einfach in eine andere Richtung weiter. Wichtig sei aber vor allem eines: Geduld. 100 bis 120 Stunden nimmt eine Zeichnung in Anspruch. Doch er mache es gerne, versichert der Künstler hinter seinem Tankstellentresen: „Kunst ist ein angeborenes Talent, das kann man nicht studieren. Ich habe es bei mir entdeckt und bin glücklich darüber."
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