Gefragte Frauen
Elisabeth Habers 1.684 Sprünge ins Glück

Mit Leidenschaft geht Elisabeth Haber Beruf und Hobby nach.  | Foto: Horst Richter
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  • Mit Leidenschaft geht Elisabeth Haber Beruf und Hobby nach.
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In der Freizeit tauscht Staatsmeisterin und Kinderärztin Elisabeth Haber ihren Arztkittel gegen einen Fallschirm.

Für ihr Medizinstudium zog die Kinderärztin Elisabeth Haber nach Graz und nahm im Jahr 2009 zum ersten Mal an einer Staatsmeisterschaft im Fallschirmspringen teil. Seit 2010 sicherte sich ihr Team in der Achterformation jedes Jahr den Titel. Auch nach 1.684 Sprüngen wird ihr im Freifall nicht langweilig. Zudem meistert die gebürtige Linzerin den großen Sprung zwischen Familie, Job und Hobby.

Wie kamen Sie zum Springen?
Mein Mann hat zum Zeitpunkt unseres Kennenlernens das Fallschirmspringen bereits sehr intensiv betrieben und ich habe ihn immer wieder zu Trainingscamps begleitet. Ausschlaggebend waren für mich sicher die paar Minuten, die ich in einem englischen Windtunnel – einem 15 Meter hohen und circa vier Meter breiten Zylinder, der den Freifall imitieren soll – verbrachte. Mich hat die völlig freie Bewegung ohne Boden unter den Füßen so fasziniert, dass ich beschlossen habe, die Fallschirmspringerausbildung zu machen. Dies habe ich dann ein Jahr später als Belohnung für den Studienabschluss auch umgesetzt.

Sie sind eine der am besten ausgebildeten Fallschirmspringerinnen, richtig?
Ja, vor drei Jahren habe ich die Prüfung zur AFF-Lehrerin (Accelerated Freefall, zu Deutsch beschleunigter Freifall) abgelegt. Außer mir gibt es nur zwei oder drei andere Frauen in Österreich mit dieser Ausbildung. Ich glaube, ich bin momentan die einzige aktive österreichische AFF-Lehrerin. Meine Aufgabe ist es, Fallschirmspringer-Schüler nicht nur am Boden auszubilden, sondern ich begleite sie auch im Freifall. Das stellt natürlich eine große Herausforderung dar, weil man als Lehrer dafür sorgen muss, dass der Schüler in der Lage ist, sich selbst auf den Bauch zu drehen und die Leine zu ziehen. Das ist am Anfang gar nicht so einfach und man muss auf alles gefasst sein, denn die meisten stehen unter enormem Stress und reagieren oft anders als am Boden. Aber genau diese Herausforderung macht das Fallschirmspringen nach wie vor spannend.

Wie oft können Sie Ihrem Hobby nachgehen?
Vor der Geburt meines Sohnes war ich fast jedes arbeitsfreie Wochenende zwischen Mai und Oktober am Sprungplatz. Die meisten Sprünge waren mit meinem Formationsteam. Während der Wintermonate sind wir hin und wieder in die Slowakei in den Windtunnel zum Training gefahren. Seit der Geburt meines Sohnes hat sich die Sprunganzahl pro Saison halbiert. Irgendwo muss man Abstriche machen und die Familie hat für mich jetzt oberste Priorität. Wenn mein Mann oder ich Training haben, dann ist der andere für das Aufpassen zuständig oder wir fahren zu dritt auf den Sprungplatz und wechseln uns ab. Auch an Wettbewerben nehme ich nach wie vor noch teil.

Bei der Weltmeisterschaft in Dubai 2012 erreichte Elisabeth Haber mit ihrem 8er-Team vom OEFC Graz den beachtlichen 14. Platz. 
 | Foto: Horst Richter
  • Bei der Weltmeisterschaft in Dubai 2012 erreichte Elisabeth Haber mit ihrem 8er-Team vom OEFC Graz den beachtlichen 14. Platz.
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Denken Sie, dass man als Frau in der Berufswelt oder im Sport benachteiligt ist?
Ich persönlich fühle mich nicht benachteiligt. Das liegt aber auch sicher daran, dass einerseits mein Beruf mittlerweile von vielen Frauen ausgeübt wird, andererseits im Formationsspringen Männer und Frauen prinzipiell die gleichen Voraussetzungen mitbringen. Nicht so wie beispielsweise beim Eishockey, wo Männer von Natur aus die besseren Voraussetzungen, sprich Muskelkraft, mitbringen. Ein Formationsteam wird in unserem Verein aus den vier Leuten gebildet, die annähernd gleich viel Zeit und Kosten aufbringen wollen, um gewisse Ziele zu erreichen. Das ist gar nicht so einfach, aber es hat bis jetzt noch nie eine Rolle gespielt, ob man Mann oder Frau.

Wie bringen Sie Familie, Job und Hobby unter einen Hut?
Ohne Unterstützung geht’s nicht. Die Großeltern von beiden Seiten wohnen zwar weiter weg, sind aber immer gerne bereit, uns in Graz zu besuchen oder meinen Sohn ein paar Tage bei sich aufzunehmen, ebenso meine Schwester bzw. meine Schwägerin. Außerdem sind mein Schwager und seine Freundin, die auch in Graz wohnen, eine große Hilfe, wenn es mal nur um ein paar Stunden geht. Beim Fallschirmspringen wechseln sich mein Mann und ich ab, aber wenn es sich mal gar nicht ausgeht und wir beide in der Luft sind, gibt es immer einen Freiwilligen, der dann einspringt. Das weiß ich an unserem Club sehr zu schätzen.

Was können Sie als Kinderärztin Eltern mitgeben?
Aufs Bauchgefühl hören. Als Elternteil kennt man sein Kind einfach besser als der Arzt, der das Kind gerade einmal für ein paar Minuten gesehen hat.

WOCHE-Wordrap

Glück ist … das eigene Kind in den Armen zu halten.
Beim Springen ... kann ich richtig gut abschalten.
Kinder erziehen ... ist eine der schwierigsten Aufgaben.

Steckbrief

Geboren am 20.09.1983 in Linz
Schloss 2008 ihr Medizinstudium ab und absolvierte danach die Allgemeinmedizin- sowie die Facharztausbildung.
Ihr Sohn ist zwei Jahre alt.
Seit August 2019 ist sie aus der Karenz zurück und arbeitet nun in der Kinderklinik.

Mit Leidenschaft geht Elisabeth Haber Beruf und Hobby nach.  | Foto: Horst Richter
Bei der Weltmeisterschaft in Dubai 2012 erreichte Elisabeth Haber mit ihrem 8er-Team vom OEFC Graz den beachtlichen 14. Platz. 
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