Mit Chaos und Charakter – "Graz persönlich" mit Gerhard Liebmann

Foto: Prontolux

Fast unscheinbar spaziert der Schauspieler Gerhard Liebmann mit Jeansjacke bekleidet den beleuchteten Glühweinstandln am Franziskanerplatz entgegen. Im Lokal haucht er erstmal ein paar Sprechübungen in das für das Interview vorgesehene Aufnahmegerät, bevor er in Ruhe ein Bier und eine Zigarette bestellt.

Schauspielerei – Was sonst?
„Jetzt bin ich kein Partytiger mehr, aber früher, das waren gute Feiern in Graz.“ Durch seine Schul- und Studienzeit hier hat er einen starken Bezug zur Stadt.
Während seines Philosophie- und Germanistikstudiums fing er mit Auftritten im „Theater im Keller“ an und begann in Wien Schauspielunterricht zu nehmen. „Hätte mich mit 18 wer nach dem Reinhard-Seminar gefragt, hätte ich geantwortet: ‚Was?‘. Ich habe keine Ahnung gehabt. Ich wollte einfach nur spielen.“ Diese Schauspiel-Liebe konnte er in den zahlreichen Produktionen, in denen er bisher mitgewirkt hat, ausleben. Vom tragisch-komischen Autoverkäufer zum Dorfgendarmen oder besorgten Vater, seine Rollen sind vielfältig: „Wenn ich mir denk ‚Wie schräg ist der?‘ oder ‚Wie kann man bloß so langweilig sein?‘, dann will ich den Charakter erforschen. Mich reizen die außergewöhnlichen Schicksale.“
So machte er sich einen Namen als Charakterdarsteller. Etwas anderes als Schauspielerei kam sowieso nie in Frage. „Einmal wollte ich aufhören und dachte dann, was mache ich denn sonst?“

Konzentrierter Chaot
Da er privat „zerfleddert“ sei, gefalle es ihm, dass er sich bei der Arbeit voll konzentrieren müsse, meint der Mellacher, während er mit A- und O-Lauten noch einmal das Aufnahmegerät überprüft. Die Charaktere lassen sich nach einem Film wieder ablegen, die Schauspielerei bleibt aber wohl beständig im Schauspieler. „Man soll den Beruf nicht machen, wenn man reich, berühmt oder ein Star werden will, sondern den starken Drang hat, zu spielen.“ Nur diese Triebfeder funktioniere, sagt der Künstler. Das würde er auch seinen Kindern raten.
Diese gehören auch zu seinen liebsten Kritikern: „Meine Tochter hat mich bereits als Sechsjährige Text abgefragt. Wenn meine Kinder finden, dass ich schlecht spiele, höre ich zu.“ Ansonsten nehme er Kritik vom Publikuman an, denn „das schaut sich’s an oder lehnt’s ab und hat immer Recht.“

Mellach oder Hollywood
‚Wenn du wüsstest wie schön es hier ist‘, heißt nicht nur sein aktuelles Projekt, sondern passt auch zu Liebmanns Gesinnung. Hollywood locke ihn nicht, und obwohl er beruflich oft neue Herausforderungen anstrebt, sei er privat wie ein „Einsiedler“ mit seiner Frau „gern allein am Berg“.
Zu seinen Zukunftsplänen zeigt er sich abschließend humorvoll bescheiden: „Ich möcht ein glücklicher Alter werden und kein verbitterter Grantscherben.“

WOCHE-Wordrap
Ich singe am Liebsten mit bei ...
... Freddy Mercury.
Als Comicfigur wäre ich am liebsten ...
... der Schneemann aus „Frozen“, der immer schmilzt.
Mein erster Gedanke nach dem Aufwachen ...
... geht’s der Familie gut?
Vor der Kamera zu stehen, bedeutet für mich..
... Freiheit.
Ich werde grantig, wenn ...
... die Leut deppert sind.
Als Film wäre ich ...
... irgendwas mit einem Pferd und ich wäre das Pferd.
Das Verrückteste, was ich für meinen Beruf tun musste ...
... war für einen Stunt mit einem Rollstuhl den Berg runter in eine Steinmauer zu fahren.

Steckbrief
Geboren am 20. 4. 1970 in Graz.
Lebt im steirischen Mellach, ist verheiratet und hat drei Kinder.
Ging in Graz acht Jahre lang ins „Bischöfliche Gymnasium“.
Hat in Wien an einer Privatschule Schauspiel gelernt.
Studierte in Graz Philosophie und Germanistik.
Sein erstes Bühnenengagement hatte er am Linzer Landestheater.
Spielte u. a. in „Opernball“, „Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott“, „Spuren des Bösen“, „Atmen“, „Das Wunder von Kärnten“, „Vatertag“, „Blutgletscher“, „Bad Fucking“, „Der Prediger“, „Wenn du wüsstest, wie schön es hier ist“.

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