"Not kann jeden treffen": Carmen Brugger vom Haus FranzisCa im Gespräch

Gerade im Winter komme Not noch viel wesentlicher zum Tragen, umso wichtiger seien Einrichtungen wie Notschlafstellen, meint Carmen Brugger, die seit Mai das Haus FranzisCa der Caritas leitet. | Foto: Prontolux
  • Gerade im Winter komme Not noch viel wesentlicher zum Tragen, umso wichtiger seien Einrichtungen wie Notschlafstellen, meint Carmen Brugger, die seit Mai das Haus FranzisCa der Caritas leitet.
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Seit 25 Jahren finden Menschen, die sonst auf der Straße schlafen müssten, in den Notschlafstellen der Caritas, "Arche 38" und "FranzisCa Notschlafstelle" Unterschlupf und Beratung. Grund genug, alle Interessierten am Donnerstag, dem 14. Dezember, von 12.30 bis 16 Uhr zu einem Open House an beiden Adressen (Eggenberger Gürtel 38 und Georgigasse 78) einzuladen. Die WOCHE hat sich im Vorfeld mit Carmen Brugger, die das Haus FranzisCa leitet, über die Wichtigkeit dieser Einrichtung unterhalten.

WOCHE: Sie fungieren nun seit Mai als Leiterin der FranzisCa Notschlafstelle. Eine Aufgabe, die Sie immer interessiert hat?
Carmen Brugger: Ich bin ja schon zwölf Jahre bei der Caritas, war unter anderem im Rahmen der Freiwilligen-Arbeit tätig. Da gab es immer einen guten Kontakt mit Fraueneinrichtungen der Caritas. Menschen in unmittelbarer Notsituation zu helfen, habe ich immer als besondere Aufgabe erlebt.

Parallel zur Ihrer Bestellung gab es im Haus FranzisCa auch Namensänderungen ...
Die FranzisCa Notschlafstelle und das FranzisCa Frauenwohnhaus wurden jetzt erstmals unter eine gemeinsame Leitung gestellt. Durch die Namensänderung soll vor allem auch die Kooperation mit den Franziskanerinnen zum Ausdruck gebracht werden.

Wie viele Frauen finden in der Einrichtung Platz?
Grundsätzlich verfügt das Haus FranzisCa über 20 Plätze für erwachsene Frauen in der Notschlafstelle. Darüber hinaus gibt es auch zehn Plätze im betreuten Wohnen, das ein Angebot über die erste Notunterkunft hinaus darstellt.

Gibt es spezielle Eigenschaften, die Mitarbeiter in der Notschlafstelle mitbringen sollten?
Ein hohes Maß an Empathie ist unbedingt notwendig. Dazu ist es wichtig, den Frauen und ihren Kindern all das zur Verfügung zu stellen, was sie unmittelbar brauchen, um die Krise zu bewältigen.

In welcher Form nehmen die Frauen Kontakt mit Ihnen und Ihrem Team auf?
Das hängt von der jeweiligen Notsituation ab. Viele Frauen rufen einfach an und fragen, ob sie sofort herkommen können, andere wollen sichergehen, dass es in absehbarer Zeit möglich ist und geben einen Zeitraum von ein bis zwei Wochen an. Oft kontaktieren uns aber auch andere Frauen-Einrichtungen, dass sie jemanden für eine weitere Betreuung im Haus FranzisCa kennen. Die Vernetzung untereinander läuft sehr gut.

Was sind die Hauptgründe für das Aufsuchen der Notschlafstelle?
Oft haben die Frauen mit finanziellen Problemen zu kämpfen, auch schwierige familiäre Situationen in Verbindung mit Gewalt sind Gründe. Frauen erdulden prekäre Situationen oft viel zu lang, vor allem, wenn sie Kinder haben. Darüber hinaus fühlen sie sich für unangenehme Situationen sehr häufig mitverantwortlich, was es ihnen nicht leicht macht, aus der Spirale auszubrechen.

Sie sind tagtäglich mit den unterschiedlichsten Schicksalen von Menschen konfrontiert. Wie schwer fällt es da, die Probleme anderer nicht mit nach Hause zu nehmen?
Ich sehe beim Arbeiten eine Balance zwischen Empathie in der Begegnung und einer Betroffenheit aufgrund der persönlichen Schicksale der Frauen und Kinder. Wir lassen uns selbstverständlich von den Schicksalen berühren, ein gewisser Abstand ist aber auch notwendig, um die nächsten Schritte für die Frauen zu setzen.

Wo stoßen Sie an Ihre Grenzen?
Mein Team und ich müssen uns selbst oft in Erinnerung rufen, dass die Frauen die Letztentscheidung haben. Wir können sie beraten und Lösungsvorschläge aufzeigen, am Ende des Tages ist es aber das Leben der Frauen.

Was macht Sie in Ihrer täglichen Arbeit mit den Frauen glücklich?
Wenn unsere Beratungsmöglichkeiten fruchten, die Frauen wieder Boden unter den Füßen bekommen, an Selbstvertrauen gewinnen und sie es wieder schaffen, selbstständig zu wohnen und sich selbst zu erhalten.

Steckbrief

Geboren im Jahr 1968 in der Südsteiermark.
Nach einem Theologiestudium in Graz arbeitete sie im kirchlich-pastoralen Bereich, unter anderem in Wien.
Ist seit zwölf Jahren bei der Caritas tätig, im Mai übernahm sie die Leitung vom Haus FranzisCa.

WOCHE-Wordrap

Am besten entspanne ich mich ... beim Radfahren, Schwimmen und Segeln.
Ich möchte unbedingt ... Australien besuchen.
An Graz gefällt mir ... das tolle Flair.

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