Zwischen Raum und Zeit – ein perfekter Tag mit Friedrich Kleinhapl
Der Cellist über Graz, Musik und über das Gefühl, abzuheben.
Hoch konzentriert, den Kopf leicht geneigt, geht Friedrich Kleinhapl in seiner Musik auf, wenn er den Bogen über sein Violoncello gleiten lässt, das von Giovanni Battista Guadagnini – angeblich Schüler Antonio Stradivaris – im Jahr 1743 erbaut wurde und das ihm von der Sammlung wertvoller Streichinstrumente der Österreichischen Nationalbank zur Verfügung gestellt wird.
Zusammenarbeiten
Doch auch wenn der Musiker dabei das Gefühl vermittelt, von der Welt rund um ihn nicht mehr viel mitzubekommen, haben die Zuschauer großen Einfluss auf ihn: "Wir spielen ganz anders vor Publikum, das kann man gar nicht vergleichen", erzählt der Cellist und schließt mit diesem "Wir" gerne alle mit ein, die seine Arbeit erst ermöglichen: von seiner Frau Heidrun Maya Hagn, über seinen langjährigen Duettpartner am Piano Andreas Woyke, bis hin zu seinem Geigenbauer Peter Mörth.
Abheben
Sein Team und das Publikum sind es auch, die Kleinhapl an seinem perfekten Tag in Graz zu einem besonderen Erlebnis verhelfen können: "Wenn das Konzert gelingt, kann ein großes, schwingendes Energiefeld zwischen Musikern und Publikum entstehen. Es wurde gemessen, dass sich dann sogar Puls, Atemfrequenz und Gehirnströme der Zuhörer aneinander angleichen. Das ist wie ein Vergessen von Raum und Zeit – man hat buchstäblich das Gefühl, abzuheben." Die nächste Möglichkeit mitzuschweben gibt es übrigens von 31. Juli bis 2. August in der Helmut-List-Halle, wohin der Künstler zu CD-Aufnahmen der Mendelssohn Cello-Sonaten einlädt (Anmeldungen unter heidrun@hagn-arts.com).
Genießen
Aber auch abseits von Auftritten in der List-Halle genießt es Kleinhapl immer in seiner Heimatstadt zu sein, nachdem er vor drei Jahren wegen der Arbeit nach Wien gezogen ist. "Meine Tage hier sind meistens dichtest mit Terminen, Proben und anderen Projekten verplant, aber ich habe die Sehnsucht, meine Seele auch einmal baumeln zu lassen – obwohl mir jeder sagt, dass ich die Aktivität brauche." Wichtig sind dem Künstler dabei vor allem Wasser, Weite und Natur. Zu seinen Lieblingsplätzen gehören dementsprechend Schloßberg, Stoffbauer oder das Purberg am Hilmteich. "Dort lade ich mich auf. Wenn’s dann noch Freunde um mich herum gibt, ist die Welt perfekt."
Helfen
Doch seine Freizeit nutzt Friedrich Kleinhapl nicht nur für sich selbst: Gemeinsam mit seiner Frau Heidrun unterstützt er seit einigen Monaten mit dem Sozialprojekt "Get a Hearing" Kinder mit Hörminderung durch Hörhilfen, Therapie- und Logopädiestunden – am Förderzentrum für Hör- und Sprachbildung Graz und auf der ganzen Welt. "Das Ohr ist unser komplexestes Sinnesorgan und das Hören ist der direkteste Zugang zu unseren Emotionen. Wir wollen dabei helfen, dass sich die Kinder da nicht irgendetwas verbauen."
Zur Person
Geboren am 14. Juli 1965 in Graz.
Cello-Ausbildung an der Musikhochschule in Graz und bei Philippe Muller in Paris.
Auftritte unter anderem in der Town Hall in New York, im Wiener Musikverein und in der Wiener Staatsoper, oder im Dôme des Invalides in Paris.
Info:www.kleinhapl.com
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